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WIEN/ Festsaal Gatterburggasse/ "Merker-Kunstsalon": CHARMANTE TEUFEL UND DÄMONEN

11.11.2017 | Konzert/Liederabende

Bezirksamt Wien 19.,Gatterburggasse 14/Festsaal

CHARMANTE TEUFEL BEIM MERKER „KUNSTSALON“ (10.November 2017)

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Apostol Milenkov. Foto: Herta Haider

Unter dem Titel „Teufel und Dämonen“ bewiesen 3 Publikumslieblinge des „Merker Kunstsalons“ wie charmant in der Opernwelt  Mephisto klingen kann: der bulgarische Bass Apostol Milenkov, sein Landsmann und Bariton-Kollege Russi Nikoff und der spanische Tenor Pablo Cameselle  sowie die hochbegabte Pianistin Rugiada Lee präsentierten ein Kaleidoskop der „Ohrwürmer“ rund um die Figur des „gefallenen Engels“ Luzifer (wörtlich übersetzt „Licht-Bringer“). Und brachten so den Nachweis, dass auch die Opern-Komponisten von Boito bis Verdi und von Gounod bis Mussorgsky viel vom „Gegenspieler“ Gottes halten.

So lag es nahe, mit dem Prolog von „Mefistofele“ von Arrigo Boito zu beginnen – der bulgarische Bass Anatol Milenkov trat als eleganter Lebemann mit Zylinder und rotem Seidenhemd auf und schmetterte sein „Ave signor“ mit einer solchen Wucht ins Publikum, dass man unwillkürlich an seinen großen Rollenvorgänger Boris Christoff erinnert wurde. Ein wirklich „schwarzer Bass““ besitzt nur heute Seltenheitswert. Apostol Milenkov gehört jedenfalls in diese Kategorie. Das zweite Musikbeispiel betraf eine echte Rarität: Der „Dämon“ von Anton Rubinstein (UA 1875) wurde meines Wissens in Österreich zuletzt vor 20 Jahren mit Egil Silins bei den Bregenzer Festspielen aufgeführt-nach einer österreichischen Erstaufführung in der Ära von Gustav Mahler. Nun wählte Russi Nikoff die Romanze des liebestollen und machte auf ein Mehr aus dieser Partitur neugierig. Dieser Dämon ist lyrisch, elegisch und schmachtet geradezu. Und Russi Nikoff war offenbar in seinem Element. Dann ging es wieder zurück zu Arrigo Boito und seiner Faust-Oper mit dem Satan’s Namen im Titel. Anatol Milenkov dröhnte jedenfalls sein „Son lo spirito che nega“:  Hinreißend! Und großer Jubel beim „Kunstsalon“-Publikum. Dann trug der Tenor aus Spanien – der in Argentinien aufgewachsen ist – den nächsten „Gassenhauer“ vor: Schubert’s Opus 1, den „Erlkönig“ nach einem Text von Johann Wolfgang Goethe. Hier tritt ein totbringender Geisterkönig das Unheil über einen Vater und sein krankes Kind. Pablo Cameselle legte den „Erlkönig“ lyrisch, geheimnisvoll und bedrohlich an, sein Zusammenspiel mit der jungen Pianistin war perfekt! Weiter ging’s mit der wohl populärsten „Teufels-Oper“. Sie wurde von Charles Gounod unter dem Titel „Faust“ geschrieben. Und die Apotheose des „Goldenen Kalbes“ wurde von Apostol Milenkov wieder mit Vehemenz und Kraft vorgetragen; dann ein Teufel mit dem  biederen Faunsgesicht : Jago in der Verdi-Oper „Otello“, diesmal eindrucksvoll vorgetragen von Russi Nikoff; Pablo Cameselle entschied sich dann auf die „Otello“-Version von Gioacchino Rossini (UA 1813): Rodrigo ist hier ebenfalls ein Opfer von Jago – und seine Tenor-Arie setzte den Raritäten-Reigen fort, diesmal durch Pablo Camaselle. Im zweiten Teil wurde dieser Rhythmus beibehalten: Apostol Milenkov brillierte mit der Kavatine aus der Gounod-Faust-Oper – er meistert eben auch Verzierungen! Dann kam der Bösewicht aus „La Gioconda“ – Barnaba -zu Wort. In dieser Oper von Amilcare Ponchielli gibt es ein Gegenstück zu Jago’s „Credo“ und Russi Nikoff löste wieder großen Jubel aus. Dann revanchierte sich Pablo Cameselle höhensicher mit der Faust-Arie „Salut demeure chaste et pure“. Dann ein Solo-Auftritt der Pianistin: mit dem Mephisto-Walzer von Franz Liszt krönte sie den stimmigen Abend, der einmal mehr von Elena Habermann organisiert worden war. Im Finale nochmals Opern-„Schlager“: Apostol Milenkov mit Mephisto’s Flohlied von Modest Mussorgsky; Pablo Cameselle mit dem Lied der Hexe aus „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck – sowie als eindrucksvoller Abschluss die Szene des Mefistofele „Ecco il mondo“ aus dem Boito-Stück (Apostol Milenkov). Offenbar hatten die Komponisten viel für den Teufel über…Das Weihnachtskonzert des Merker-Kunstsalons am 17.12.2017 wird dafür mehr von Engel handeln…

Peter Dusek

 

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