Foto: Herta Haider
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ROBERT SCHUMANN ZUM SÜCHTIG WERDEN: LIEDERABEND MIT MANUEL WALSER IM MERKER-KUNSTSALON (6.März 2018)
Vorgesehen war ein Duo-Abend mit der hochbegabten Maria Nazarova und dem vielversprechenden Schweizer Bariton Manuel Walser, beide „rising stars“ der Wiener Staatsoper. Doch die ukrainische Sopranistin wurde ein Grippe-Opfer und die umtriebige Chefin des „Merker-Kunstsalons“ Elena Habermann überredete den Quasthoff-Schüler dazu sozusagen als „Retter in der Not“, ausschließlich Lieder von Robert Schumann vorzutragen und so hörte man – unterstützt von dem phänomenalen jungen Pianisten Alexander Fleischer – die beiden Liederzyklen Opus 39 und Opus 48 „Dichterliebe“; der eine nach Texten von Joseph von Eichendorff (u.a. „Mondnacht“) und der andere zu Gedichten von Heinrich Heine ( „Aus meinen Tränen sprießen“). Das Ergebnis war eine Sternstunde des Liedgesanges, die süchtig nach Liedern speziell von Robert Schumann werden lässt. Und die den seit bald 3 Jahren zum Ensemble der Wiener Staatsoper gehörenden Sänger als Hoch-Talent der Sonderklasse auswies. Der virile Bariton, der an der Staatsoper immerhin schon Harlekin in „Ariadne auf Naxos“ und Schaunard in „La Bohéme“ singen durfte, hat eine dunkel timbrierte Stimme mit sicherer Höhe, sein Legato sitzt, das Piano „strömt“ und: man versteht jedes Wort. Der Schüler von Thomas Quasthoff, der auch von Brigitte Fassbaender und Wolfram Rieger unterrichtet wurde, hat eine besondere Begabung für die gleichwertige Behandlung von Text und Musik. Das Ergebnis ist eine Kette von „Juwelen“, die dem Vergleich mit den berühmtesten Schumann-Interpreten von Fischer-Dieskau bis Hermann Prey aushält. Dazu kommt, dass Manuel Walser die Ambivalenz zwischen Lebensfreude und tiefer Melancholie – die beiden Zyklen entstanden dennoch rund um die Hochzeit mit Clara Schumann- voll ausspielt. „Es war als ob der Himmel die Erde still geküsst“ ist ein erster Höhepunkt von Opus 39; Und weiter geht’s mit „Im wunderschönen Monat Mai“ und dann ein dramatischer „Aufschrei“: „Ich grolle nicht“- Manuel Walser wechselt souverän zwischen Lyrik und Dramatik, zwischen humorvoller Ironie („Ein Jüngling liebt ein Mädchen“) und depressivem Weltschmerz („Ich hab im Traum geweinet“). Das Publikum hielt den Atem an und begann schließlich zu jubeln und Bravo zu rufen. Sowohl der Bariton wie der Pianist, der als Assistent von Thomas Quasthoff begann, wurden regelrecht gefeiert. Unverhofft kommt ja gar nicht oft!
Die nächste Veranstaltung von „Merkers Kunstsalon“ wird am 14.April stattfinden und sich der Donizetti-Rarität „Alina, Regina di Golconda“ widmen. Man darf gespannt sein.
Peter Dusek