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WIEN/ Festsaal der BV Mariahilf: „OPERETTE? – OPERETTE!“. „Lehrgang Klassische Operette“ Klasse Wolfgang Dosch 

22.11.2022 | Operette/Musical

21.11.2022:  Festsaal der Bezirksvorstehung 15 : „OPERETTE? – OPERETTE!!“

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Foto: Michael Tanzler

     Eigentlich hatte ich gar  nicht im Sinn darüber zu berichten, aber dieser Abend des „Lehrgang Klassische Operette“ Klasse Wolfgang Dosch  der „MUK“ ( Musik –und Kunstprivatuniversität der Stadt  Wien) war ein derart Beglückender, daß ich eifach  ein paar Zeilen verfassen musste.

     Wolfgang Dosch war nicht nur ein hervorragender Moderator, der direkt im Prawy´schen Stile – keine Kopie natürlich, aber ähnlich interessant vom Inhalt, von den Schmankerln, von der übermittelten Freude an der Sache – sondern muß auch ein blendender Lehrer sein!  Ich habe noch NIE bei ähnlichen Abenden erlebt, daß ALLE Auftretenden soviel Ausdruck und Gefühl in ihre Szenen legen, daß da gar nichts „schülerhaft“, sondern gefühlvoll und vor allem mit Identifikation und totaler Liebe zum Gebotenen interpretiert wird!

     Die beiden Pianisten – György Handl aus Ungarn und Alessandro Traina aus Italien – waren der musikalisch bravouröse Grundpfeiler des Abends – bravi! Es wurden die Szenen aus Operetten von Carl Michael Ziehrer, Carl Zeller, Johann Strauß, Emmerich und Sohn Charles Kalman und Nico Dostal auch immer szenisch und kostümmäßig aufbereitet, es kam also auch die Spielfreude nicht zu kurz.

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Foto: Michael Tanzler

     Bei den Herren begann Yichi Xu mit einem köstlichen – wortdeutlichen „Ahnl“ in humorvoller Intepretation, bewies dann im Csardasfürstin – Duett  „Weißt du es noch“ auch seine dramatischen stimmlichen Qualitäten, dies gemeinsam mit der attraktiven Natasa Josic, die zuvor schon einen temperamentvollen „Fledermaus“-Csardas mit einem strahlenden „C“ krönte und mit „grinta“ glutvoll „die Zigeunergeigen“ hörte – und hören ließ. Ein weiterer Tenor, Valentin Trandafir, mit wallendem  Haar, beschwor u.a. gefühlvoll „Zwei Märchenaugen“, ein weiterer Vertreter dieses  Faches, Philip Guirola Paganini,  gefiel besonders mit dem sehr packend vorgetragenen Charles Kalman Lied „Ein richtiger Clown“, träumte im ersten Teil „von dir mein Pucikam“ mit Amane Machida, die dann plötzlich bei den „Veilchen vom Montmartre“ stupende Koloraturen a lá „Lucia“ abbrannte. Elisabeth Zeiler bezauberte als „Faschingsfee“ und und hinreissend als „Mary“ die zum Slowfox bat (aus der „Herzogin von Chicago)– den ihr wohl keiner abschlagen würde, und als einziger Bariton ließ Daniel Menczigar sein angenehm timbriertes Organ u. a. beim Mondlied aus „Herbstmanöver“ strömen. Alle wurden vom dankbaren Publikum jubelnd – und zu Recht beklatscht! Für mich schossen aber zwei Oberösterreicherinnen den Vogel ab. Michaela Mayr aus dem Mühlviertel sang, tanzte ( „Ich tanz mit Dir ins Himmelreich“), und erklärte sehr überzeugend „ Was Männer lieben an einer Frau“ ( Die Faschingsfee) – ein hinreissendes, sympathisches Energiebündel mit attraktiver Bühnenerscheinung und gut geführtem, leichten Sopran! Ganz anders aus dem Salzkammergut Katharina Linhard – sie ist „da“, zieht mit sparsamen Bewegungen und vor allem mit ihrem edlem, dunkelgetönten Sopran, der großer Nuancen fähig ist, in den Bann! Die „Sterne der Bühne“ ( aus „Die Bajadere“) und „Fata Morgana“ aus „Prinzessin Nofretete“ sind reife, ausgefeilte Darbietungen – sie interpretiert ( „recita“ würde man in Italien dazu sagen… ) bereits hervorragend!

     „Alle Neune“ ließen dann ihrer Sanges- und Spielfreude freien Lauf beim abschließenden Ensemble aus „Die Herzogin von Chicago“. Gratulation dem gesamten Team und seinem „Capo“ Wolfgang Dosch!  Übrigens: Am 18.12. wird von seinem Lehrgang der 100. Geburtstag von Carl Michael Ziehrer im Haus Hofmannsthal gefeiert: um 16.00 Uhr heisst es da: „ZIEHREREI!“ – hingehen, anschauen!

Michael Tanzler

 

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