Festsaal Döbling/ Gatterburggasse: „REVOLUTION“ im Merker – Kunstsalon. 14.4.2015
Friedlich, aber beileibe nicht langweilig wurde das Thema „Opern mit dem historischen Hintergrund der französischen Revolution“ behandelt. Dass dieser Abend zum Erlebnis wurde ist zum großen Teil Prof. Oswald Panagl zu danken, der mit beeindruckendem, lebenslang angesammeltem Fachwissen einen hochinteressanten Einführungsvortrag gestaltete, bei dem weder die Information noch die Unterhaltung zu kurz kamen. Sowohl das historische Umfeld als auch die nachhaltigen Auswirkungen dieses bedeutenden Ereignisses der Menschheitsgeschichte wurden beleuchtet – besonders die Parolen „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ erwiesen sich als Grundlagen für die aufgeklärte Gesellschaft – auch wenn sie leider nicht immer gelebt wurden und werden.
Als Beispiele der revolutionären Opern wurden Beethovens „Fidelio“ (aus Gründen der Zensur nach Spanien ausgelagert), D’Alberts „Revolutionshochzeit“, Massenets „Therese“, Respighis „Marie Victoire“, Poulencs „Dialogues des Carmelites“ bis zu von Einems „Dantons Tod“ vorgestellt oder zumindest angesprochen.
Der musikalische Teil wurde mit dem Klassiker unter den Revolutionsopern – mit Giordanos „Andrea Chenier“ eröffnet. Für die Partie des Dichters gelang es der Organisatorin Elena Habermann, den argentinischen Tenor Gustavo Porta aufzubieten. Er war erst am Vortag aus Verona eingeflogen und sang für uns „Improviso: Un di all’azzurro spazio“ – eine der schönsten Arien des Verismo. Unser Stargast zeigte mit mächtiger Stimme, beeindruckendem Ausdruck, aber auch mit gefühlvollen Passagen die akustischen Grenzen des Veranstaltungssaales auf. Anna Ryan, die stimmlich und persönlich verlässliche „Haussopranistin“ sang die Arie der Madeleine „La mama morta“ mit schöner, technisch perfekter Stimme und hatte, dank ihrer Erfahrung, die für Frauenstimmen schwierigen Raumverhältnisse bestmöglich im Griff. Nach dem Schlussduett „Vicino a te“ mit Ryan / Porta gestaltete Regina Schörg, ein Gast aus der Volksoper, die berührende Szene der Madelon.
Als nächstes Beispiel hörten wir das Wiegenlied aus Benjamin Godards „Jocelyn Berceuse“ – von Anna Ryan in einer Sopranversion dargeboten.
Im folgenden Beitrag präsentierte uns der Pianist Pavel Kachnov – unser „Orchester des Abends“ – temperamentvoll und technisch perfekt – die Klavierversion des Schweizer Liedes „Zu Straßburg auf der Schanz“ aus Wilhelm Kienzls „Der Kuhreigen“.
Den Abschluss des Abends bildeten die Arien „Io non ho fatto nulla“, E la mamma?“ und „Ah! Maledetto!” aus “Il piccolo Marat” von Pietro Mascagni, gesungen von Anna Ryan und Gustavo Porta.
Diese Veranstaltung war eine gelungene Symbiose von Unterhaltung und Information – bestimmt hat jeder Besucher etwas dazugelernt – und wenn nicht, hat er sich zumindest gut unterhalten.
Maria und Johann Jahnas