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WIEN/ Ehrbar-Saal: „Un ballo in maschera „ – „Amelia erzähl!“

30.11.2023 | Oper in Österreich

29.11.2023  :  EHRBAHR SAAL  :  „Un ballo in maschera „ – „Amelia erzähl!“

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Foto: Tanzler

       Ein sehr interessanter Abend wurde da im Ehrbahr Saal in der Mühlgasse geboten. Das Gebäude, das über lange Jahre als Sitz des „Prayner-Konservatoriums“ bekannt war, wurde im Jahr 2021 von der Klaviermanufaktur Bechstein übernommen, wunderbar renoviert und wird wieder verstärkt als Konzert- und Veranstaltungssaal genutzt. Ein junges, aktives Team um die umtriebige Intendantin Cathrin Chytil bietet ein vielfältiges Programm, das sich mehr Beachtung verdienen würde! Aber der  wunderschöne – circa 360 Personen fassende Saal holt in der letzten Zeit kräftig auf und spielt sich  immer mehr in das Programm der potentiellen Konzertbesucher…

      Diesmal also ein Maskenball und man schien tatsächlich einen solchen zu besuchen: in der Ankündigung wurde schon darauf hingewiesen, und man konnte sogar vor Ort unterschiedliche Masken erwerben – Gott sei Dank venezianische und ähnlich kunstvolle und keine Corona-Masken! Circa geschätzte Dreiviertel des nicht ganz vollen Saales hielten sich daran, und es herrschte eine sehr nette Stimmung – die das Publikum sich bestens im Sitzen unterhalten ließ und offfenbar auch „kalmierte“: denn ohne irgendeine Ankündigung von Gründen begann der Abend, der um 19:00 hätte beginnen sollen um Punkt 19:27 !  Diese einer Deutschen Bahn „würdige“ Verspätung, die ich noch nie bei einem Konzert erlerbt hatte, wurde ohne jedes Murren oder Unruhe akzeptiert.

     Das aus geschätzt 15 Musikern bestehende „Freie Kunst Orchester“  begann beeindruckend mit dem Vorspiel, und bot im ersten Teil eine fabelhafte Leistung – nach der Pause hatte dann die Konzentration ( oder Kondition? ) leider etwas nachgelasssen. Alexey Mikhayenko kümmerte sich sehr um seine Damen und Herren im Orchester und war durch nichts aus der Ruhe zu bringen – kleinere „Einsatzunstimmigkeiten“ mussten allerdings die Sänger für sich lösen, da war wenig Hilfe zu bemerken. Gebracht wurde ein „Querschnitt“ , primär Arien und Duette – leider wurde dem Tenor mit „ Ma se, m`è forza perderti“ die schönste Arie verwehrt, und das Finale wurde gräßlich zusammengekürzt: das himmlische „Cor si grande e generoso“ fehlte – dabei hätten das Oscar und Amelia  ruhig alleine machen können, ohne Chor, weil der traf bei seinen spärlichen Einwürfen kaum Einsatz noch Ton. Eine „Amelia“ erzählte also ihre Geschichte in Ich-Form : Verena Stauffer, von der oberösterreichischen Autorin  stammte offenbar auch selbst der Text, sprach leise , dafür leider via Mikrophon: mit Nachdruck und „ohne“ wäre wirkungsvoller gewesen. Catrin Chytil lieh der Verdischen Figur ihren kräftigen Sopran, ließ an den exponierten Stellen machtvolle Toneruptionen erklingen, schaffte mit Kraft auch die heiklen Stellen, wo fast alle Interpretinnen zu kämpfen haben – legte die Amelia als starke, selbstbestimmte Frau an. Der Bostoner Gouverneur Riccardo lag bei dem aus den „Marken“ stammenden Marco Ascani in guten Händen und Kehle. Sein kräftiger Tenor  hat Leuchtkraft in den Spitzentönen und wird musikalisch auf schöner Linie geführt. Jorge Martinez (Renato) nennt einen mächtigen Bariton sein eigen und beeindruckt durch sehr schöne Phrasen – manches würde aber mit etwas feinerer Klinge noch eindrucksvoller gelingen. Mit großer Persönlichkeit und eleganter Stimmführung beeindruckt Flaka Goranci als Ulrica – ihr angenehm timbrierter Mezzo spricht  in allen Lagen gut an  – sie drückt den Szenen mit ihr ihren Stempel auf. Ayelen Paula Mose mit apartem Sopran  und quirligem Auftreten als Oscar steigert sich im Laufe des Abends immer mehr – ihr „Saper vorreste“ war Klasse!

      Insgesamt also ein beschwingter Abend im schönen Rahmen:  getanzt wurde dann – trotz Masken denn doch nicht, aber an der ebenfalls renovierten Bar das eine oder andere Gläschen guten (!) Weines geleert.             

Michael Tanzler

 

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