Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN / Ehrbar Saal: Bariton THOMAS WEINHAPPEL mit einem Benefizkonzert zu Gunsten von NF-Kindern

16.03.2019 | Konzert/Liederabende

 

Bildergebnis für thomas weinhappel
Thomas Weinhappel. Foto: Kathi Kokanova

WIEN / Ehrbar Saal: Bariton THOMAS WEINHAPPEL mit einem Benefizkonzert zu Gunsten von NF-Kindern

15.3. 2019 – Karl Masek

„Die Neurofibromatosen sind eine Gruppe von unterschiedlichen seltenen, oft vererbten Krankheiten, die vor allem durch das Auftreten von gutartigen und bösartigen Tumoren der Haut und des Nervensystems gekennzeichnet sind. Namensgebend sind die sogenannten Neurofibrome, das sind gutartige, oft als Hautknoten sichtbare Tumore, die von den Umhüllungen peripherer Nerven ausgehen und neben hellbraunen Flecken an der Haut (sogenannten „Café-au-lait“-Flecken bzw. „Milchkaffee“-Flecken) für den Neurofibromatose Typ 1 besonders charakteristisch sind . . .“www.gesundheit.gv.at)

Warum dieser kleine medizinische Exkurs? Der österreichische Bariton Thomas Weinhappel erkrankte im Alter von 12 Jahren (mitten in der Zeit als Wiener Sängerknabe) daran. Bei ihm stellten sich die Tumore nach langem Spitalsaufenthalt glücklicherweise als nicht bösartig heraus. Im anderen Fall gehört die Krankheit zu den derzeit nicht heilbaren, die Forschung dafür steckt in den Kinderschuhen. Und ca. 4000 Kinder sind in Österreich von der Krankheit betroffen. Allen, die es schlimmer getroffen hat als ihn, will der Sänger Mut machen und dazu beitragen, dass die Neuro-Fibromatose endlich zu den heilbaren Krankheiten gezählt werden kann. Der Reinerlös dieses von ihm initiierten Benefizkonzertes geht zur Gänze in den Ausbau der NF-Ambulanz im AKH Wien und in das Forschungsprojekt „Fit für Schule und Beruf trotz NF“ und unterstützt schließlich die „österreichische Patientenorganisation NF-Kinder“. Den Ehrenschutz dafür hat übrigens die Society-Lady Birgit Sarata übernommen. Sie hat darüber hinaus durch persönliche Anwesenheit beim Konzert unterstrichen, dass auch ihr die Unterstützung dieser Initiative ein besonderes Anliegen ist!

Im prächtigen, ehrwürdigen  Ehrbar Saal in der Mühlgasse im 4. Wiener Bezirk blieb kaum ein Sitz frei an diesem Abend. Spendenfreudiges Publikum, gleichzeitig fachkundige Konzertbesucher und Weinhappels mittlerweile beträchtliche, begeisterungsfähige Fangemeinde ergab eine glückhafte Mischung im Auditorium.

Ein abwechslungsreicher, effektvoller Mix aus Oper, Operette, Musical und Entertainment wurde geboten. Unter „Weinhappel& Friends“ konnte man den Abend zusammenfassen. Das österreichische Multitalent  Reinwald Kranner wirkte mit.  Die Pianistin und Dozentin des Prayner-Konservatoriums, Ekaterina Nokkert,  bestritt ein bejubeltes Heimspiel. Und Manfred Schiebel, der Alleskönner, der Unentbehrliche, war am Klavier nicht nur souveräner Begleiter, sondern einmal mehr Orchester, Rockband, Jazzensemble, Musicalkapelle in einem.

Knalleffekte gleich zu Beginn. Weinhappel begann gleich mit „Votre toast“ (dem Torerolied des Escamillo aus Bizets Oper Carmen). Überrumpelung pur. Das Podium wurde augenblicklich zur Bühne. Hundertprozentig in der Rolle, nützte er alle stimmlichen Effekte, war auch ohne Kostüm jeder Zoll der schneidig auftrumpfende (und rollengerecht eitle!) Torero. Er hatte auch mit der bekannt unangenehmen, weil tiefen Tessitura dieser Arie kein Problem (da hatte schon so mancher Weltstar seine Mühe!). Und sowohl bei Richard Wagner als auch bei Ambroise Thomas konnte man feststellen: Da hat sich ein Sänger innerhalb der letzten eineinhalb Jahre enorm weiter entwickelt. Die Stimme hat an Kraft, Substanz und Ausdrucksfarben zugelegt. Brennende Intensität (bis hin zu Gesichtsausdruck und Körpersprache) pflanzt sich in den Saal fort. Und schließlich, er war an diesem Abend einfach prächtig bei Stimme.

Dass er Wagners Wolfram aus dem Tannhäuser auch gern einmal auf der Bühne darstellen würde, merkte man in jedem Moment des „Blick ich umher…“. Machtvoll kam Donners „Heda, hedo…“, man sah den Hammer förmlich schwingen, da sammelte einer tatsächlich „das bleiche Gewölk zu blitzendem Wetter…“. Der Schreiber dieser Zeilen verfällt unwillkürlich in Alliterationen (Manfred Schiebel mit waberndem Wagnergewölk)! Und bei drei fulminanten Szenen aus Thomas‘ Hamlet (gewiss bisher die Opern-Glanzrolle des Niederösterreichers) ertappt man sich bei den Gedanken: Da gab’s doch in der Volksoper einmal eine erfolgreiche Inszenierung! Kann man die reaktivieren? Die wird doch hoffentlich nicht weggeschmissen worden sein!

Ja, und Reinwald Kranner! Ein Musicaldarsteller, Jazzsänger, Entertainer mit selten vielschichtiger Ausbildung. Der wählte  zum Einsingen: „Nessun dorma“ (!) Mit Überflieger-Mentalität und endlos langem Spitzenton schloss er sein „Vincero…“ ab, als wäre Puccini sein täglich‘ Brot. Man staunte nur so.

Nach der Pause zeigte die Entertainmentfirma „Weinhappel&Kranner“, was sie von Lehár und Kálmán bis zu Elton John („Can you feel the love tonight“), Freddy Mercury/Queen („Somebody to love“) und Ohrwürmern aus den Musicals Die Schöne und das Biest, Phantom der Oper, Tanz der Vampire und Der Mann von La Mancha so drauf hat. Beide würden auch auf dem Broadway gute Figur machen. Stimmlich mit Potenzial, Vielseitigkeit und souveränem Eintauchen in die jeweils authentisch wirkende Stilistik. Dabei alles in natura – keine Mikros am Knopfloch! Heller Jubel nach jeder Nummer.

Da konnte auch die Pianistin Nokkert nicht zurückstehen und löste mit zupackendem Gestus und musikantischer Spielfreude auch bei Alfred Grünfelds berühmter „Fledermausparaphrase“ (immer schon ein Bravourstück von Gulda bis Buchbinder!) einen Jubelschrei des Publikums aus. Und vor der eminenten Könnerschaft des Manfred Schiebel verneigt sich der Rezensent ein ums andere Mal.

Um zum Ausgangspunkt zurückzukehren: Möge es Fortschritte in der Bekämpfung der tückischen Krankheit NF geben! Kunst und Charity gingen mit diesem Benefizkonzert eine geglückte Verbindung ein! Und danke für jede Spende!

Karl Masek

 

Diese Seite drucken