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WIEN/ CINEPLEXX/ DIE MET IM KINO: IOLANTA / HERZOG BLAUBARTS BURG – spektakulär

15.02.2015 | Oper

MET IM KINO: SPEKTAKULÄR MIT TSCHAIKOWSKY, BARTOK UND ANNA NETREBKO. 14. Februar 2015

Anna Netrebko macht‘s möglich: Piotr Illitsch Tschaikowsky letzte Oper „Iolanta“ wird erstmals an der MET gegeben. Das Märchen von der blinden Prinzessin, die auf Befehl ihres Vaters  – König René -nichts über ihre Behinderung erfahren darf, kam  seinerzeit gleichzeitig mit dem „Nußknacker“ heraus. Das Ballett wurde sofort zum Hit, die Oper vergessen. Nun gab’s die späte Rehabilitierung. In einer stimmungsvollen Inszenierung des polnischen Regisseurs  Mariusz Trelinski (Bühne Boris Kudlicka, Kostüme Marek Adamski) und unter der kompetenten musikalischen Leitung von Valery Gergiev erlebte man eine spektakuläre Produktion, die in erster Linie von Anna Netrebko und Piotr Beczala getragen wurde. Die russische Diva kann in der Iolanta alle Qualitäten ihres längst jungdramatischen Soprans ausspielen. Ob lyrisch oder melancholisch, ob verliebt oder voll Verve – diese Rolle entspricht genau der stimmlichen Entwicklung von Anna Netrebko hin zu Tosca oder gar Aida! Eine samtige Prachtstimme voll Musikalität und extremer Ausdruckskraft schöpft aus dem Vollen. Und  auch der polnische Tenor ist  als Vaudémont viril und sympathisch,  schwelgt in der Höhe und bietet Belcanto pur. Großartig auch der Freund Robert – Aleksey Markov. Er trumpft mit seinem sonoren Bariton samt exzellenter Höhe auf und ergänzt ideal das Star-Duo. Schwächer der leicht „anämische“ Vater – Ilya Bannik– und der arabische Arzt Ibn Hakia – Elchin Azizov. Die beiden Bässe und Met-Debütanten werden sich kaum  lange im Lincoln-Center halten. Die Inszenierung ist phantasiereich, geschmackvoll  und wird durch Film-Techniken geschmackvoll ergänzt (Bartek Macias).

Die große Überraschung der jüngsten „Met im Kino“-Übertragung war jedoch die zweite Oper – Herzog Blaubart’s Burg von Bela Bartok. Dieses Werk wurde 1918 uraufgeführt und hält sich als „Randstück“ des Repertoires. Die Met entschied sich für die ungarische Originalsprache und verpflichtete mit  Nadja Michael und Mikhail Petrenko ein ideales „Duo infernal“. Die Inszenierung  – wieder durch das polnische Iolanta-Team unter Leitung von Mariusz Trelinski-und  die musikalische Umsetzung durch Valery Gergiev und das Met-Orchester steigerten sich im Laufe des Abends. Dieses Alptraum-Märchen kippt ständig zwischen Ängsten und Träumen. Es beschreibt ein Psychogramm aus erotischer Abhängigkeit und (Drogen-?)Delirien. Und enthüllt  so die komplementären Elemente von Lust und Macht, von Unterordnung und Dominanz. Die deutsche Mezzo-Sopranistin Nadja Michels  liefert ein betörendes Gesamtbild, der russische Bariton Mihail Petrenko ist ihr idealer „Dominator“, präsent und doch geheimnisvoll. Ein Massenmörder – oder auch nicht? Faszinierend! Und auch die Musik ist rätselhaft und intensiv. Die raffinierten Elemente der Film-Regie steigern sich jedenfalls zu einem neuen Gesamtkunstwerk. Mit diesem Abend hat die Met einmal mehr internationale Maßstäbe gesetzt.

Peter Dusek

 

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