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WIEN/ Casino Baumgarten: CINDERELLA Europäische Erstaufführung einer Kinderoper

30.12.2016 | Oper

29.12. 2016: Casino Baumgarten – „CINDERELLA“ von Alma Deutscher

Europäische Erstaufführung einer Kinderoper

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Theresa Krügl. Copyright: Cathrin Chytil

Vor knapp über 100 Jahren wurde an der Hofoper ein Ballett des 11-jährigen Erich Wolfgang Korngold unter der Leitung von Franz Schalk uraufgeführt. Ganz so prominent waren Rahmen und Dirigent der europäischen Erstaufführung der Oper Cinderella der 11-jährigen Alma Deutscher nicht. Alma wurde 2005 in England geboren und begann schon mit 2 Jahren Klavier zu spielen und begann ein Jahr später auch mit der Violine. Mittlerweile wird sie international als Wunderkind gehandelt. Im vorigen Jahr stellte sie eine erste Fassung ihrer Oper Cinderella fertig, die im Sommer 2015 in Israel uraufgeführt wurde. Für die Wiener Aufführung wurde diese Fassung für größeres Orchester instrumentiert und erweitert. Die Handlung lehnt sich an das bekannte Aschenputtel-Märchen an, aber auf Wunsch der kleinen Komponistin wurde der Bezug zur Musik ganz wesentlich verstärkt, indem die Stiefmutter ein vom Vater geerbte Operhaus leitet und ihre eigenen, singenden Töchter protegieren will, während Cinderella bestenfalls nächtelang als Kopistin arbeiten darf. Nach dem Ball, bei dem der Prinz seine zukünftige Gemahlin wählen soll, sucht er die Verschwundene nicht auf Grund des zurückgelassenen Schuhs, sondern als Diejenige, die eine Melodie richtig fortsetzen kann.

Das Ensemble des Oh!pera Operntheaters hat sich des Werkes angenommen und es mit einem überwiegend jungen Ensemble in dem akustisch sehr guten Saales des Baumgartner Casinos erstmals in Europa präsentiert. Die kleine Bühne bietet gerade Platz für zwei, drei Sessel und die Bühnenbilder werden auf eine Videoleinwand projiziert. (Bei der Ouverture und bei Zwischenspielen kommen auch kurze Videoclips zum Einsatz, die von Evelyn Fey stammen.) Die einfachen, aber gut charakterisierenden Kostüme stammen von Celia Sotomayor und die Regie von Dominik Am Zehnhoff-Söns. Er bezieht bei Bedarf auch den ganzen Saal in die Spielfläche ein und sorgt für einen klaren Ablauf.

Die zentrale Rolle der Cinderella singt Theresa Krügl mit schönem, klaren Sopran. Auch im Spiel kann sie berühren. Ihr Prinz ist der junge Schweizer Tenor Lorin Wey. Er steht noch ziemlich am Anfang, aber es könnte sich ein neuer Mozarttenor ankündigen. Mit schönem, runden und tiefensicheren Bass konnte Gregor Einspieler dem König Profil verleihen. Die böse Stiefmutter wird von Catarina Coresi mit scharfer, schriller Stimme so richtig als böse dargestellt. Ihre beiden Töchter (die natürlich Sängerinnen am Opernhaus ihrer Mutter sind) werden von Anna Voshege und Katrin Koch auch sehr überdreht dargestellt und haben natürlich auch ein Duett in der Art Ich bin die erste Sängerin aus dem Schauspieldirektor. Eine schöne Mezzostimme ließ Veronika Dünser als Emeline hören. Diese Fee ermöglicht sozusagen die anonyme Weitergabe der Verse des Prinzen an Cinderella und damit das Happy End. Der Minister ist mit Ausnahme von zwei Ensembles eine Sprechpartie, die von Florian Stanek unter mehrfacher Verwendung der berühmten „Raute“ gestaltet wird.

Das Oh!pera Orchester wird vom Brasilianer Vinicius Kattah geleitet. Am Klavier und einige Male mit der Violine ist auch die junge Komponistin mit dabei. (In dem großen Ensemble in der Ballszene singt sie auch mit, während ihre kleinere Schwester als Standartenträgerin fungiert.)

Die Musik erweckt viele Reminiszenzen von Mozart, Haydn, Schubert bis zu Offenbach, klingt sehr ins Ohr gehend, aber noch muss kein neues Kapitel in der Geschichte der Oper aufgeschlagen werden. Es ist zu hoffen, dass die junge Dame, die in der Pause auch noch souverän Interviews gab und Autogramme schrieb, nicht in einer Marketingmaschine zerrieben wird und ihre Freude an der Musik behält.

Wolfgang Habermann

 

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