Leo Falls „Brüderlein Fein“ im Café Prückl (31. 7.2020):
PopUp für das Alt-Wiener Herz
Jetzt haben wir, heutzutage auf modische PopUp-Manier unterwegs, auch eine PopUp-Operette! Um einiges besser als wenig benützte Wiener PopUp-Radwege und andere solcher Spaßetteln. „Brüderlein Fein“, bekannt? Ja, das berührende Lied der ‚Jugend‘ aus Ferdinand Raimunds „Der Bauer als Millionär“. Unbekannt aber: Leo Falls Singspiel aus dem Jahr 1909. Ein kurzer Drei-Person-Einakter, in der ‚Hölle‘ des Theaters an der Wien mit dem Komponisten am Klavier uraufgeführt. In der Orchesterfassung sind später Wiener Größen wie Alexander Girardi oder Mizzi Günther zu hören gewesen. Und zur Auffrischung: „Madame Pompadour“ oder „Die Rose von Stambul“ zählen zu Leo Falls Meisterwerken.
Wolfgang Dosch, der rastlos aktive Operetten- und Musicalprofessor des MUK, der Musikuniversität der Stadt Wien, hat als Regisseur mit Absolventen des MUK mit spielerischer Freude dieses vergessene kleine Volksstück aus der Versenkung hervorgezaubert. Munteres, lockeres PopUp im Wiener Café Prückl. Passt! Steven Fiske singt vor schwarzem Paravant und von Florian C. Reithner am Elektroklavier begleitet mit angenehmem Timbre die Partie des Joseph Drechsler, historischer Domkapellmeister von St. Stephan aber auch Dirigent des anno dazumal so beliebten Leopoldstädtertheaters – und ein begnadeter Melodienschreiber für Raimund. Der nun alt gewordene Drechsler und Marie-Luise Schottleitner als seine Gattin Toni lassen sich von der allegorischen ‚Jugend‘, Julia Wiszniewski, in frühere Tage, ihre Hochzeitstage, zurückführen …. „eine Stunde eures Lebens sei euch als Geschenk geweiht!“ Leo Falls stimmig fließende Romanzen mit innigem Romantik-Touch für diese Alt-Wiener Herzileins lassen sich genießen. Wertvolles Kulturgut. Und als Draufgabe noch dazu andere Hits des Leo Fall – bitte, der Evergreen „Der Himmel hängt voller Geigen“ gehört dazu.
Meinhard Rüdenauer