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WIEN/ Burgtheater: „TCHAIKOVSKY: PRO ET CONTRA“ – umjubeltes Gastspiel des Eifman Ballet St. Petersburg im Burgtheater

01.07.2018 | Ballett/Performance

30.06.2018: „TCHAIKOVSKY: PRO ET CONTRA“. – umjubeltes Gastspiel des Eifman Ballet St. Petersburg im Burgtheater

Wie bereits im Vorjahr hat auch heuer wieder das berühmte Eifman Ballet St. Petersburg auf seiner aktuellen Tournee Station in Wien gemacht. Und wie im Vorjahr hat es wieder eine packende Persönlichkeitsstudie im Gepäck: war es letzthin das Ballett „Rodin“ über das Leben und Wirken des Bildhauers Auguste Rodin, so steht diesmal Peter Iljtsch Tschaikowsky im Mittelpunkt. Die Werke dieses Komponisten und seine schillernde wie tragische Persönlichkeit  begleiten über Jahrzehnte das kreative Schaffen von Boris Eifman. Nach seiner ersten „Tschaikovsky“-Choreografie von 1993 hat er nun durch seine weitere tiefe Auseinandersetzung mit der Person des Musikschaffenden eine Erweiterung und Überarbeitung des damaligen Werks vorgenommen (Uraufführung 2016 in St.Petersburg), das nun in drei Vorstellungen zu sehen war.

Wer die Kreationen von Boris Eifman kennt, weiß, dass er einen sehr eigenständigen Tanzstil entwickelt hat. Typisch dafür ist die kreative Fusion von klassischem Ballett und zeitgenössischen, gymnastisch-akrobatischen Elementen. Diese kraftvoll-dynamische Bewegungssprache benützt er, um seine Psychotanzdramen mit starker Energie tänzerisch umzusetzen. Seine beiden Werke „Anna Karenina“ und „Giselle Rouge“ sind hierzulande bestens bekannt und  seit Jahren erfolgreich im Repertoire des Wiener Staatsballetts. Ähnlich wie viele seiner Kreationen, darunter u.a. „Brüder Karamasov“ oder „Russischer Hamlet“ ist auch „Tschaikovsky: pro et Contra “ dunkel-düster und dramatisch-tragisch. In zwei straffen Akten mit einer Pause bringt er im Rückblick vom am Sterbebett im Fieberwahn liegenden Tschaikowsky sein Leben und seine Seelennöte auf die Bühne. Die lose skizzierte Handlung streift die Werke von „Schwanensee“ über „Nussknacker“, „Eugen Onegin“ bis zu „Pique Dame“, bevor der erschöpfte Künstler dem Dasein entgleitet. Temporeich und dynamisch, mit einer markanten Szene am Spieltisch im zweiten Akt wird das Publikum von Beginn an in den Bann des Geschehens gezogen.

Die Bühnenausstattung von Zinovy Margolin lässt den Tänzern viel Raum – ein Bett und ein Stuhl sind die kargen Einrichtungstücke, zentrales Element ist eine Brücke, die je nach Beleuchtung auch als Orchestergraben mit dahinter projiziertem Bühnenrund dient. Die Kostüme stammen von Olga Shaishmelashvili und Wjatcheslaw Okunew. Das Lichtkonzept stammt von Alexander Siwaev und Boris Eifman. Die Musik kommt vomTtonträger.

Wie bereits in „Rodin“ beim Gastspiel im vergangenen Jahr besticht auch diesmal wieder  Oleg Gabyshev in der Titelrolle. Fast durchgehend auf der Bühne, berührt er als suchender, zweifelnder, verzweifelnder Komponist und sensibler Mensch. Sein starkes Alter Ego wird überzeugend von Sergej Walabuew verkörpert. Ljubow Andrejewa ist Tschaikowskis Ehefrau Antonina Miljukowa, Alina Petrowskaja gibt seine Förderin, Bewunderin und Mentorin, Nadeshda von Meck. 

Das Publikum war begeistert: heftiger Applaus und Standing Ovations!

Ira Werbowsky

 

 

 

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