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WIEN/ Burgtheater: ANNA NETREBKO ALS ÜBERRASCHUNGSGAST BEIM „RED RIBBON-CELEBRATION-CONCERT“

11.06.2016 | Konzert/Liederabende

Wien/ Burgtheater: ANNA NETREBKO ALS ÜBERRASCHUNGSGAST BEIM „RED RIBBON-CELEBRATION-CONCERT“ IM BURGTHEATER (10.6.2016)

Heuer gab es keinen „Life-Ball“ – aber das „Auftaktkonzert“ im Burgtheater ging dennoch  in fulminanter Art und Weise in Szene: Mit Stars aus Burg und Oper wie Juan Diego Florez, Thomas Hampson oder Nicholas Ofczarek bzw. Maria Happel, Marina RebekaDionne Warwick oder Michael Heltau. Dazu kamen „rising stars“ etwa wie Margarita Gritskova von der Staatsoper oder „Jungstars“ wie Luca Pisaroni oder Florian Boesch. Doch der Gag des Abends: Anna Netrebko ersetzte ihren Tenor-Ehemann Yusif Eyvazov. Der sollte die Troubadour-Stretta singen, sagte offenbar wegen Indisposition ab und so entschied sie sich dafür , das „Vogel-Lied“ der Nedda aus dem Bajazzo zu interpretieren. Mit Inbrunst und geradezu hochdramatischen Elan (Elsa ließ grüßen!), mit der derzeit zweifellos schönsten Stimme beschwor sie die Freiheit der Vögel und der Sehnsucht mit der sie ihr Komödianten-Schicksal zu meistern versuchte. Die Entscheidung für ihr Einspringen fiel so kurzfristig aus, dass ihre Teilnahme nicht mehr im Programmheft angekündigt wurde. Dabei war das diesjährige   „Red Ribbon“-Konzert  eigentlich dem Thema „Orpheus“ gewidmet und weite Teile hielten sich an das selbstgewählte Motto. Nach der obligaten Begrüßung durch Burg-Chefin Karin Bergmann und Außenminister Sebastian Kurz begann  das Orchester der Wiener Akademie unter der kompetenten Leitung von Martin Haselböck mit der Toccata und dem Prolog aus dem ältesten „L’Orfeo“ von Claudio Monteverdi, als Solist ein – wie immer- anonymer Vertreter der Wiener Sängerknaben. Weiter ging es mit Georg Friedrich Händel (Luca Pisaroni) und Antonio Vivaldi (Philippe Jaroussky). Zu einem ersten Höhepunkt geriet die Darstellung des Orpheus aus der Feder von Ovid: Nicholas Ofczarek bewies, dass Sprache und Musik echte Geschwister sein können. Fabelhaft! Darauf die französische Originalversion von Christoph Willibald Gluck’s Klage des Orpheus „Auch ich habe sie verloren..“. Man kann diese Arie nicht besser vortragen wie Juan Diego Florez. Der peruanische Tenor liefert ein Paradebeispiel an Technik, Stimmschönheit und emotionaler Intensität. Wundervoll!- Auch in der einfühlsamen Begleitung durch Martin Haselböck und der Wiener Akademie. Nach diesem Kulminationspunkt schaffen es Margarita Gritskova (Cosi-Dorabella und Figaro-Susanna) sowie Florian Boesch (Figaro-Graf und Don Giovanni), das hohe Niveau zu halten. Nach der Pause wechselt das Programm ins 19.Jahrhundert: Franz Liszt’s „Orpheus“ wird getanzt (Mihail Sosnovschni+Ketevan Papava), dann wird Piotr Beczala als Werther von Jules Massenet bejubelt, Caroline Peters trägt eindrucksvoll Ingeborg Bachmann vor und dann erweist sich die Lettin  Marina Rebeka als Jungstar mit viel Zukunft. Sie wagt sich – höchst erfolgreich – an die „Casta diva“ aus Norma von Vincenzo Bellini. Dann erinnert Thomas Hampson an einen seiner größten Erfolge als Posa von Verdi und Michael Heltau pariert gekonnt mit Yvan Goll „Der neue Orpheus“. Nach dem grandiosen Auftritt von Anna Netrebko brillieren in der Schlussphase der Aids-Gala Maria Happel, nochmals Thomas Hampson und Luca Pisaroni (Duett Riccardo-Giorgio aus I Puritani von Vincenzo Bellini) sowie zuletzt die Pop-Soul-Legende Dionne Warwick (begleitet von Rob Shrock). Der Can Can aus „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach bildet dann den logischen Abschluss einer „Red Ribbon“-Gala, die nicht zuletzt durch die geschmackvolle Zusammenstellung des Programms (Alexander Wiegold) beeindruckte wie durch die optische Umsetzung durch  phantasiereichen Computer-Animationen. Ein rundum gelungener Abend, Reinerlös für die Aids-Forschung in Höhe einer halben Million und eine Vorschau auf den Life-Ball 2017. Der emotionale Höhepunkt der Gala war für mich  übrigens ein Auftritt von Kardinal  Christoph Schönborn. Er habe in den vergangenen Monaten Gary Keszler näher kennengelernt  und dabei entdeckt, dass er in punkto Life-Ball viele Vorurteile zu überwinden hatte. Nun kam es zur Begegnung zwischen Mensch und Mensch und Kardinal Schönborn stand auf der Bühne der Aids-Gala, zitierte aus dem „Hohelied der Liebe“ und trug den „red ribbon“.

Peter Dusek

 

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