Wien: BOLERO – DIE ENTSTEHUNG EINES MEISTERWERKS
Regie: Anne Fontaine
Mit: Raphaël Personnaz, Doria Tillier, Jeanne Balibar, Emmanuelle Devos, Vincent Perez
FRA 2024, 120 min
Votivkino, OmU
Bericht über die Aufführung am 22.03.2025
Filmposter (c) Rysk 2024
Pünktlich zum 150. Geburtstag von Joseph-Maurice Ravel kommt der Film BOLERO – DIE ENTSTEHUNG EINES MEISTERWERKS in die Kinos.
Der Inhalt: Die Tänzerin Ida Rubinstein (Jeanne Balibar) beauftragt den Komponisten Maurice Ravel (Raphaël Personnaz), die Musik für ihre nächste Ballettnummer zu schreiben. Sinnlich und betörend soll es sein. Und was macht der Musiker? Er starrt sehr lange auf ein leeres Blatt Papier, lässt sich vor Ida verleugnen, denn die Inspiration kommt nicht auf Anhieb, sie kommt lange nicht … Gedanklich reist er zurück zu seinen von Rückschlägen geprägten Anfangszeiten als Komponist, seine Flucht in den Ersten Weltkrieg. Seine starke Bindung an die Mutter, seine ewige, platonische Beziehung zu Misia Sert, die Schwester seines Freundes, seine Abhängigkeit von mütterlichen Freundinnen und fürsorglichen Haushälterinnen sind Thema. Am Ende eines langen Prozesses steht 1928: der Boléro.
Das Meisterwerk fasziniert Menschen rund um den Globus, ist längst nicht nur als Ballettmusik, sondern auch als Konzertmusik geschätzt und erlebt in Abständen ganz besondere Hypes. So geschehen zum Beispiel 1984 bei den Olympischen Winterspielen in Sarajevo, als die Eistänzer Jayne Torvill und Christopher Dean von allen Jurymitgliedern 6 Punkte für ihre Kür zu Ravels Bolero erhalten haben.
Der Film geht nicht darauf ein, dass der Vater von Maurice Ravel von Beruf Ingenieur war. Sein Lieblingsprojekt, in das er viel Zeit und Geld investierte, war die Weiterentwicklung des Gasmotors. Die Eltern übersiedelten kurz nach der Geburt von Maurice nach Paris. Auch der jüngere Bruder von Maurice wurde wie sein Vater Ingenieur. Die Welt der Maschinen war Maurice von klein auf vertraut. Der Film zeigt zwar, dass Maurice Ravel Ida Rubinstein in die Halle einer Maschinenfabrik bestellt, um ihr die endlich vollendete Partitur zu überreichen. Das sich ständig wiederholende Motiv in der Musik leitet sich vom Klang der Maschinen ab. Die Ekstase, die Ida Rubinstein sofort erspürt, wird in ihrer revolutionären Ballettchoreographie noch deutlicher. Der Triumph der Musik ist der Triumph des Maurice Ravel, der 1937 nach einer Schädeloperation stirbt.
Der Bolero ist ein Meisterwerk! Der Film ist leider kein cineastisches Meisterwerk!
Elisabeth Dietrich-Schulz