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WIEN/ Bösendorfer-Saal im Mozarthaus; „New Generation Bösendorfer Artists“: Julius Zeman & Claire Elizabeth Craig-

30.05.2019 | Konzert/Liederabende

WIEN/Bösendorfer Saal im Mozarthaus:„New Generation Bösendorfer Artists“: Julius Zeman & Claire Elizabeth Craig – 28. Mai 2019

Im Rahmen ihrer Reihe „New Generation Bösendorfer Artists Konzertreihe“ lud  Bösendorfer am 28. Mai in ihren unterirdischen und liebevoll sowie akustisch hervorragend gestalteten Bösendorfer Saal im Mozarthaus ein. Vladimir Bulzan von Bösendorfer im Musikverein, der das Konzert der beiden jungen Künstler Julius Zeman am Bösendorfer Flügel und Claire Elisabeth Craig, Sopran, moderierte, unterstrich, dass es mit dem Ausverkauf der Vorstellung noch nie so viele Besucher gegeben hatte. Mit ihrem Programm fördert Bösendorfer vielversprechende junge Talente am Klavier. Im letzten Jahr ist der heute 20jährige Julius Zeman Bösendorfer Artist geworden. Der Reinerlös der Veranstaltung kam den beiden Künstlern zugute. Der Abend, so erzählte Bulzan, stand im Zeichen „Frühlingserwachen“, obwohl draußen davon ja nicht viel zu spüren war…


Julius Zeman bei Bösendorfer. Foto: Klaus Billand

Julius Zeman, Sohn von Ildiko Raimondi und Herbert Zeman, wurde 1998 in Wien geboren und absolvierte eine humanistische Ausbildung am Wiener Schottengymnasium. Parallel dazu schloss er den Vorbereitungslehrgang für Orgel an der Universität Mozarteum Salzburg ab und wurde im Klavierspiel von Prof. Walter Fleischmann in Wien unterrichtet. Zur Zeit studiert er am Mozarteum Orchester- und Chordirigieren bei den Professoren Bruno Weil, Reinhard Goebel und Karl Kamper, das Konzertfach Orgel bei Prof. Heribert Metzger und Liedbegleitung bei Prof. Jean-Pierre Faber. Zum wiederholten Male trat er als Klavierbegleiter, Orgel- und Klaviersolist auf. Einen weiteren schwerpunkt bildet bei Zeman das Cembalo- und Generalbassspiel, wobei er auch mit Leopold Hager zusammen arbeitet.


Claire Elizabeth Craig bei Bösendorfer. Foto: Klaus Billand

Claire Elizabeth Craig, eine in Ulm geborene deutsch-britische Sopranistin, absolvierte ein Gesangsstudium an der Universität Mozarteum Salzburg bei Barbara Bonney, Monika Lenz, Boris Bakow und Breda Zakotnik. Es folgten Meisterkurse bei Helena Lazarska, Julie Kaufmann und Kurt Widmer. Sie ist eine beliebte Oratorien- und Liedinterpretin. Neben Auftritten bei den Salzburger Festspielen und ihrer regelmäßigen Beschäftigung als Solistin der Salzburger Dommusik und der Salzburger Chorvereinigung sowie Liederabenden stand Claire Craig auch schon auf der Opernbühne. Sie sang die Susanna in Mozarts „Le Nozze di Fígaro “, die Clarice in G. Caldaras‘ „Il Giuoco del Quadriglio“ und als Servilia in Mozarts „La Clemenza di Tito”. 2016 folgte ihre Mitwirkung an der UA einer verschollen geglaubten Mozart-Lieds, das wenig später bei DECCA für die Complete Edition Mozart 225 aufgenommen wurde. 2018 wirkte sie bei einem Mozart-Festival in Medellín, Kolumbien, mit und wurde soeben von Rolando Villazón eingeladen, die Mozartwoche 2020 zu eröffnen. Claire Craig gewann zahlreiche Preise bei internationalen Wettbewerben und veranstaltet zusammen mit Julius Zeman 2019 eine Serie von Liederabenden.

Ein Blick in das Abendprogramm bestätigte, dass der ersehnte Frühling im Zentrum der Darbietung stand. Zeman begann mit einer engagiert und akzentuiert gespielten Fantasie in d-Moll, KV 397 von W. A. Mozart, woraufhin Claire Craig die „Sehnsucht nach dem Frühlinge“KV 596, sowie „Der Frühling“KV 597,ebenfallsvon Mozart, intonierte. Sie konnte dabei sofort ihren leuchtenden, technisch gut geführten und vollen Sopran unter Beweis stellen, der nicht nur eine gute Tiefe aufweist, sondern auch problemlos in die Höhe steigt und dabei keinerlei Klangverlust erleidet. Auch ihre Diktion, beim Lied ohnehin eine Selbstverständlichkeit, ist exzellent.

Es folgte von F. Mendelssohn-Bartholdy „Gruß: Leise zieht durch mein Gemüt“ op. 90/5, und „Der Blumenstrauß“ op. 47/5, bei denen Craig auch ihre gestische Gestaltungskraft in völligem Einklang mit dem Inhalt der Lieder dokumentierte. Zeman spielte daraufhin energisch das Impromptu, op. 90/4, von F. Schubert und Craig sag darauf mit viel Gefühl im stimmlichen und gestischen Ausdruck Schuberts „Frühlingsglaube“ op. 20 Nr. 2, sowie besonders lebhaft „Im Frühling“ op. 101 Nr. 1. Dann war J. Brahms mit „Wie Melodien zieht es“ op. 105, und „Ständchen“ op. 106 Nr. 1, an der Reihe, bei denen beide Künstler ihr perfektes Zusammen wirken zeigten.

Von G. Mahler erklang sodann „Frühlingsmorgen“ (1880) Nr. 1, und „Ich atmet‘ einen Lindenduft“ (1901) aus „Rückert Lieder, mit charaktervoll klingender Tiefe der Sopranistin. Wie so oft bei einem solchen Liederabendbildete R. Strauss den Abschluss mit einem sehr exponiert und dynamisch gesungenen und entsprechend gespielten „Schlagende Herzen“ op. 29 Nr. 2. Auch von ihm erklang schließlich ein „Ständchen“ op. 17 Nr. 2, mit dem das Hauptprogramm bei großem Applaus des Publikums endete. Es gab noch zwei Zugaben.

Dieser Abend stellte zwei hoffungsvolle junge Talente vor, die eine gute künstlerische Zukunft haben sollten. Julius Zeman ist ganz offenbar ein Naturtalent am Flügel, das sich auch mit der Orgel befasst und offenbar weit gefächerte Interessen auf dem Gebiet der klassischen Musik hat, einschließlich des Dirigierens. Claire Craig steht möglicherweise und bei entsprechendem Interesse auch eine interessante Opernkarriere bevor. Ich hörte bei ihr neben einer Reihe von Mozart- und Bel-Canto-Partien auch schon die Woglinde aus dem „Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner und die 5. Magd aus der „Elektra“ von Richard Strauss, und nicht nur diese…

Beiden sei das Beste für ihre lange Zukunft gewünscht!

Klaus Billand

 

 

 

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