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WIEN / Bezirksmuseum Josefstadt:  „ZENS und die MUSIK“

08.03.2020 | Ausstellungen

Herwig Zens vor seinen Bildern (C: Karl Dworschak)

WIEN / Bezirksmuseum Josefstadt:  „ZENS und die MUSIK“

Eröffnung der Ausstellung am 4. März 2020

Bis 28. Juni 2020  (Karl Masek)

Herwig Zens (1943 bis 2019): Von der Fachwelt wurde und wird er als einer der bedeutendsten bildenden Künstler der zeitgenössischen (nicht nur der Wiener- und der österreichischen!) Kunstszene bezeichnet.

 Als Künstler einer, „Der mit dem Tod tanzt“. Als Thanatologe bezeichnete sich Zens selbst nach dem Trauma eines schweren Herzinfarktes im Alter von 34 Jahren. Seither führte er Tagebuch – in Form von 700 Kupferplatten, als „Tagebuch in Radierungen“. Einer, der auch besonderer Musikliebhaber war (Gerda Zens, Ehefrau und Lebensmensch über viele Jahrzehnte, ist Musikerin, Pianistin,…).

Einer, der als Kunststudent (damals unschlüssig, ob er Schauspieler oder Maler werden wollte) von Oskar Kokoschka und seiner „Schule des Sehens“ nachhaltig beeinflusst wurde.

Ein charismatischer und streitbarer  Kunstpädagoge war er. Der Verfasser dieses Berichts weiß ganz genau, wovon er schreibt, war Herwig Zens für ihn und viele aus seiner damaligen Klasse über vier Jahre (1968 bis zur Matura 1972) am damaligen Musisch-pädagogischen Oberstufen-Realgymnasium Hegelgasse 12 in Wien ein Kunsterzieher, der fürs Leben prägte. Mit dem Motto: „Als Lehrer musst du 10% Fachwissen und 90% schauspielerisches Talent haben…“. So gesehen war Zens für uns damals kein 100%iger Lehrer, sondern eher ein 190%iger! Ein Pädagoge am Pulsschlag der Zeit, als viele andere für uns 17-, 18-Jährige mit erzkonservativer bis reaktionärer Attitüde eher den Eindruck erweckten, immer noch nicht in der II. Republik angekommen zu sein. Der uns die Augen öffnete für Hieronymus Bosch, Francisco de Goya, Henri de Toulouse Lautrec,  die Vertreter der „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“  – und den damals noch sehr umstrittenen „Übermaler“ Arnulf Rainer. Einer, der als „Fächer übergreifend“ Unterrichtender (weit seiner Zeit voraus!) auch zeitgenössische Literatur in seinen Unterricht aufnahm. HC Artmanns „med ana schwoazzn dintn“ haben wir damals verschlungen…

Einer, der nach dem Grundsatz lebte und wirkte: „Kunst kommt von: MÜSSEN“. Einer, der für die Kunst und seine StudentInnen brannte! Einer, der somit  für viele ein manischer  Selbstausbeuter war…

Und nun die Ausstellung  ZENS und die MUSIK mit einem Querschnitt aus Werken aus den 90er Jahren des vergangenen Jahrtausends bis zu seinem Todesjahr 2019. (Seine letzte von vielen Ehrungen und Auszeichnungen war der Goldene Rathausmann, der ihm 2018, zu seinem 75. Geburtstag, von Bürgermeister Michael Ludwig überreicht wurde.)

Etliches aus seinen „Notenblatt-Übermalungen“ ist hier ausgestellt. Alles mit der ihm eigenen Mischung aus „Farbigkeit mit grobem Pinsel“ und dem Schwarz-Weiß seines sortenreinen, unverwechselbaren Striches.  Ein Zens eben! Fast möchte man sagen: Cuvées sind seine  Arbeiten, wie besondere Winzer- Produkte, um die Qualität noch weiter zu steigern.  Zeichnungen, die sich mit paraphrasenhafter Abstraktheit wienerischen Themen, und da besonders den Musikern, widmen.


„Beethoven in Meidling“ (C: Andrea Masek)

„Beethoven in Meidling“ sticht hier besonders ins Auge. Die „Winterreise“-Paraphrasen, die gleichermaßen ins Schubert- wie ins Zens-Seelenleben Einblick geben. In einer Art Tradition, dass sich der Schöpfer eines Bildes, mitunter schattenhaft, auch im Bild verewigt. Vermutlich nur für jene, die ihn kannten, beispielsweise im „Wegweiser“ des Winterreise-Zyklus erkennbar: Schubert in der Rückenansicht, selbstredend nicht mit fotografischem Realismus – den Ansatz einer Brille kann man wahrnehmen. Der „Wegweiser“ hat – wenn man will – einen Hauch von Zens’scher Typologie. Gänsehaut beim Knochenmann „Der fröhliche Virtuose, 2001“


  „Der fröhliche Vituose“   (C: Andrea Masek)

Die Museumsleiterin des Bezirksmuseums Josefstadt, Maria Ettl, leitete die Vernissage ein. Herwig Zens, er war auch ein „Josefstädter“ und Anwohner des Bezirks! Der Wiener Gemeinderat Heinz Vettermann skizzierte die enge Zusammenarbeit mit dem „Kulturverein Freundinnen und Freunde der Josefstadt“, der Musikkritiker der „Presse“, Wilhelm Sinkovicz, zeichnete in seinem profunden Statement ein eindrucksvolles Psychogramm dieses so vielschichtigen Künstlers und Menschen Herwig Zens. Weiters bei der Eröffnung der Ausstellung anwesend:  Erwin Ortner, der Gründer des Arnold Schoenberg Chors. Er war mit Herwig Zens besonders freundschaftlich verbunden. Die Besucher erfuhren: Zens hatte einst die Büroräume des Arnold Schoenberg Chors bis hinein in die Schubladen (!) künstlerisch ausgestaltet!


„Der Wegweiser“  (C: Andrea Masek)

Man will ja nicht alles im Vorhinein referieren, nur so viel: Diese Ausstellung bietet allen, die Zeit und Muße haben für Details, für Geduld am Betrachten, reichlich Stoff fürs Innehalten, für Intensität des Denkens und Fühlens.

Sehr zu empfehlen!

Bezirksmuseum Josefstadt, Schmidgasse 18, 1080 Wien

Dauer der Ausstellung: bis 28. Juni 2020

Öffnungszeiten: Sonntag 10:00 bis 12:00 Uhr; Mittwoch 18:00 bis 20:00 Uhr und nach Vereinbarung. Schulferien und Feiertage geschlossen.

Tel./Fax 01-403 64 15

Mail: bm1080@bezirksmuseum.at; www.bezirksmuseum.at


Herwig Zens vor seinen Bildern (C: Karl Dworschak)

Karl Masek

 

 

 

 

 

 

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