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WIEN/ Barocke Kirche St. Ulrich: Wien/ „Festival Fremde Erde“: Emigrierte Komponisten – aus der Leopoldstadt in die USA 

04.05.2025 | Konzert/Liederabende

Wien/ „Festival Fremde Erde“: Emigrierte Komponisten – aus der Leopoldstadt in die USA 

Die barocke Kirche St. Ulrich im 7. Wiener Gemeindebezirk, Abschlusskonzert des Festivals „Fremde Erde“ mit großem Orchester und einem intensiven Klangbad unter Leitung von Francois-Pierre Deschamps mit zwei sehr ausgedehnte Ballett-Kompositionen von zwei jüdischen Komponisten aus der Wiener Leopoldstadt, welche rechtzeitig vor der Nazi-Diktatur in die USA flüchten konnten und auch dort gestorben sind.
 
ALEXANDER ZEMLINSKY (1871 bis 1942) und seine Suite aus „Der Triumph der Zeit“, ein Tanzpoem auf eine Libretto von Hugo von Hoffmansthal. 1902 komponiert, erst in den 1990er Jahren als Ballett in Zürich uraufgeführt. Die Musik bietet ein pompig wirkendes Eintauchen in Naturzauber, schwelgerischen Trompetenschwall, pathetische Walzertakte und eine Erfüllung in menschlicher Hochstimmung. Zemlinsky konnte in Wien und Prag ein reiches und erfolgreiches Komponisten- und Dirigentleben führen. Künstlerisch mit Gustav Mahler, verwandtschaftlich mit der Familie Schönberg verbunden. In seinen letzten Jahren in der Stadt wie im Bundesstaat New York ist er jedoch ein gebrochener und schwer gebrechlicher Mann gewesen.
 
ERICH ZEISL (1905 bis 1959, Los Angeles) konnte über Paris 1939 in die Vereinigten Staaten einreisen. In Hollywood hatte er Musik zu Filmen geschrieben, ist jedoch dann an der Westküste ein geschätzter Musikpädagoge geworden. Uraufführung stand jetzt über der konzertanten Wiedergabe seiner Ballettkomposition „Naboth’s Vineyard“ aus dem Jahr Jahr 1953. Auch hier: Diese heikle Besitzergreifungs-Geschichte aus dem Alten Testament wird mit sinnlichen Klängen, nicht gerade allzu abwechselnden, und großer Emotion illustriert. Etwa so in Richtung Edelfilmmusik. Insgesamt hat das Festival „Fremde Erde“ ein interessantes Programm mit fast nur unbekannten Kompositionen seinem aufgeschlossenen Publikum geboten – an diesem Abend mit Werken mit ihren Wurzeln in der Wiener Hochkultur vor so einiges über hundert Jahren.   
 
Meinhard Rüdenauer

 

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