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WIEN/ /Bank Austria Salon: WAGNERABEND – THOMAS WEINHAPPEL.  Auf der Schwelle zu großen Wagner-Rollen!

18.01.2024 | Konzert/Liederabende

Wien/Bank Austria Salon: WAGNERABEND – THOMAS WEINHAPPEL am 16. Januar 2024

 Auf der Schwelle zu großen Wagner-Rollen!

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Thomas Weinhappel, Tanja Kuhn. Foto: Klaus Billand

 Schon mehrmals hat man im Wiener Raum den Österreicher Thomas Weinhappel in Konzerten gehört, mit immer wieder auch anspruchsvollen Partien aus Wagner-Musikdramen. Im Gedächtnis bleibt sein Einspringen beim „Donau-Gold“ 2021 bei Tulln für Günther Groissböck als Wotan mit dem Schlussmonolog aus der „Walküre“. Das hörte sich damals schon recht gut an und ließ eine entsprechende Weiterentwicklung erwarten. Nach dem, was von Thomas Weinhappel an diesem Abend im vollbesetzten Bank Austria Salon mit der jungen Sopranistin Tanja Kuhn zu hören und – ganz wesentlich – auch zu sehen war, hat diese Weiterentwicklung nun stattgefunden und ist in ein Reifestudium gelangt, in dem der nun herrlich klangvoll singende Heldenbariton mit zusätzlicher Tiefe auf dem Sprung für die ganz großen Rollen des Wagner-Faches bereit steht, wie Wotan, Holländer, Telramund, Amfortas, aber auch der Opern von Richard Strauss, wie Jochanaan et al. Und das alles neben den ohnehin für ihn gut zu meisternden Rollen des italienischen Faches für Heldenbariton wie Don Giovanni, Posa und anderen, aber auch des übrigen deutschen Faches wie Pizarro und Kaspar. Was Weinhappel an emotionaler Intensität und darstellerischem Talent bei größtmöglicher Authentizität in Bezug auf die jeweilige Aussage und ihre Bedeutung selbst in einem so untheatralischen Raum wie dem natürlich anderen ästhetischen Kriterien entsprechenden Salon der Bank Austria an den Tag legte, das war und ist in der Tat selten so zu erleben. Und das alles mit einer perfekten Diktion!

In dem Duett mit Brünnhilde „In eigner Fessel fing ich mich, ich Unfreiester aller“ aus dem 2. Aufzug der „Walküre“ zeigt Weinhappel mit Partnerin Tanja Kuhn als kommentierende Brünnhilde eine vokal ausgereifte und äußerst klangvolle Interpretation der großen Verzweiflung Wotans angesichts des Schicksals Siegmunds, dass es einem bisweilen eine Gänsehaut verschafft. Unmittelbar denkt man daran, wie das ohne Frack, Parkettboden und barockes Ambiente auf einer richtigen Opernbühne wirken würde! Weinhappels Stimme hat bei aller Leichtigkeit, dramatische Höhen heldisch zu erreichen und auch mit Klang zu füllen, nun auch noch eine breitere Tiefe gewonnen, die auch mit einer größeren Resonanz einhergeht – ideale Ingredienzien für Rollen wie Wotan, Holländer, Amfortas und andere. Das konnte er auch im Finale des „Fliegenden Holländer“ unter Beweis stellen „Erfahre das Geschick“. Das Alter für solche Rollen und das Aussehen mit einer Größe von wohl um die 1,90m hat er ohnehin. Im Duett mit Tanja Kuhn als Senta des 2. Akts des „Fliegenden Holländer“ „Wie aus der Ferne längst vergangener Zeiten“ beweist Weinhappel aber auch sein Können im mezza voce und bei herrlichen und glutvoll gesungenen Piani, so auch das zweite „Ende“ im 2. Aufzug der „Walküre“.  

 Tanja Kuhn aus Heidelberg ist Thomas Weinhappel eine kongeniale Partnerin als Sopran in diversen Rollen, wie der Brünnhilde (mit wenigen Phrasen), der Senta und auch der Elsa aus „Lohengrin“ mit „Einsam in trüben Tagen“ sowie der Elisabeth aus „Tanhäuser“ mit „Dich teure Halle“. Sie meistert problemlos mit einer Tendenz zu jugendlich-dramatischer Stimmführung alle Höhen problemlos, verfügt aber noch nicht über die für diese Rollen letztlich erforderliche breitere Mittellage mit entsprechendem Übergang in das tiefere Register. Die Arie der Elisabeth schien ihr in dieser Hinsicht am besten zu liegen. Mit ihrem Alter hat auch sie sicher eine gute Entwicklung und sängerische Zukunft vor sich. Im August wird sie in Peking am NCPA die Freia im „Rheingold“ singen.

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Frank Bornemann, Tanja Kuhn, Thomas Weinhappel. Foto: Klaus Billand)

Frank Bornemann, der als Solo-Pianist, Liedbegleiter und in Kammermusik-Ensembles auftritt und ein international gefragter Pädagoge ist, begleitete die Solisten sehr gefühlvoll und trug mit dem Notturno von Franz Liszt sowie der Tannhäuser-Paraphrase mit zwei Solo-Stücken zum Gelingen dieses interessanten und Hoffnung machenden Abends bei. Von Weinhappel wird man sicher bald mehr hören, und wohl nicht nur in und um Wien…

Klaus Billand

 

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