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WIEN/ Bank Austria Salon im Alten Rathaus: KAMMERMUSIKALISCHE DELIKATESSEN (Mendelssohn, Beethoven, Bortnjanskij, Rüdenauer)

16.10.2019 | Konzert/Liederabende

Bank Austria Salon im Wiener Alten Rathaus (14. & 15.10.) – kammermusikalische Delikatessen

Eine Reihe an kammermusikalischen Feinheiten bietet der Bank Austria Salon im historischen Alten Rathaus von Wien. Junge, jüngere Ensembles oder Solisten treten im geschichtsträchtigen Barocksaal an, der eine durchaus nötige Ergänzung zu den beiden traditionellen Konzertsälen der Stadt erlaubt und als erwünschte Bereicherung für das Wiener Konzertleben anzusehen ist.

WISE (‚Wiener Internationales Solisten Ensemble‘) betreut hier einen programmatisch abwechslungsreichen Zyklus mit zahlreichen Novitäten wie Gustostückerln. Etwa im Programm ‘Panta rhei‘, alles fließt: Nobel strömen in Felix Mendelssohn Bartholdys d-Moll Klaviertrio Nr. 1 dessen weit gespannten und sich edel wiegenden Melodien empfindungsvoll nur so dahin. Und in Dmitri Schostakowitschs 2. Klaviertrio drängen schon sehr geniale Einfälle von tiefer meditativer Innenschau bis zu rhythmisch grotesken spielerischen Girlanden. Ein dynamisches Damentrio unter Führung von Geigerin Andrea Nicolic trumpfte hier sehr eindrucksvoll mit nervigen Wiedergaben auf.

Pianistin Natasa Veljkovic erlaubt sich im Barocksaal ‚Fünf Jahrezeiten‘ zu feiern: Fünf Abende mit jeweils einem der fünf Klavierkonzerte von Ludwig van Beethoven und einigen interessanten Raritäten dazu. Die poesievolle Nummer vier, das G-Dur Konzert, war nun an der Reihe. Und wurde von den Wiener Polyphonikern in Kammermusik-Besetzung unter Alexander Znamenskiy ganz dem temperamentvollen Musizieren der Pianistin und ihrer impulsiven Aussage folgend in einer perfekten Interpretation wiedergegeben. Hingebungsvoll, gewaltig stürmend doch ohne Gewalt vermag Veljkovic das Publikum in einen üppigen Beethoven-Rausch miteinzubeziehen.

Dazu ließ Veljkovic mit frischer Sprache ein kurzes Konzert des russischen Beethoven-Zeitgenossen Dmitrij Stepanowitsch Bortnjanskij (1751 – 1825) aufflackern. Nun, am Klavier plastisch konturiert serviert, weist Bortnjanskijs noch leicht dem Rokoko verhaftete Klangphantasie auf die Blickrichtung der St. Petersburger herrschenden Elite zur europäischen Musikwelt hin. Bortnjanskij in Bezug zu Beeethoven: Fürst Andrej Kirillowitsch Rasumofsky, Diplomat beim Wiener Kongress im Dienste des Zaren, später in Wien verstorbener Kunstsammler und Mäzen, ist für beide Komponisten ein nobler Förderer gewesen.

Meinhard Rüdenauer

 

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