Opernrarität beim Armel-Festival im MuTh: „Il giovedì grasso“ von Gaetano Donizetti (Vorstellung: 1. 7. 2017)
Im MuTh, dem Konzertsaal der Wiener Sängerknaben im Augarten, findet zurzeit neben Budapest das 10. Armel Opera Festival statt (28. Juni bis 4. Juli 2017).
Szenenfoto der Opernkomödie „Il giovedi grasso“ von Gaetano Donizetti (Copyright: Armel Opera Festival 2017)
Das Armel Opera Festival hat sich die Popularisierung der zeitgenössischen Oper zum Ziel gesetzt, bringt jedoch auch ganz selten gespielte Werke, wie heuer „Il giovedi grasso“ („Schmutziger Donnerstag“) von Gaetano Donizetti, eine Produktion des Nationaltheaters Szeged. Gemeinsam mit ausgewählten europäischen Opernhäusern werden jedes Jahr fünf neue Produktionen auf die Bühne gebracht, die Teil eines Opernwettbewerbs für Sängerinnen und Sänger sind, wobei nicht nur die Stimmen, sondern auch die schauspielerischen Fähigkeiten eine Rolle spielen. In der ersten Phase werden von Musikexperten und den Regisseuren der geplanten Produktionen die Sänger für die Hauptrollen ausgewählt, die dann für den Preis der besten Darsteller konkurrieren. Die Vorstellungen werden schließlich von einer internationalen Jury bewertet, wobei auch ein Preis für die beste Produktion verliehen wird. Alle Vorstellungen des Festivals werden auf ARTE Concert live übertragen.
Der Inhalt der einaktigen Donizetti-Oper „Il giovedi grasso“, deren Uraufführung 1829 in Neapel stattfand und deren Libretto von Domenico Gilardoni stammt, in Kurzfassung: Obwohl Nina in Teodoro verliebt ist, hat ihr Vater als ihren künftigen Ehemann Ernesto Rousignat auserkoren. Sigismondo und seine Gattin Camilla haben Mitleid mit dem Mädchen und beschließen, Ernesto auszutricksen. Sigismondo, als Monsieur Piquet verkleidet, begrüßt den jungen Mann wie einen alten Freund, doch wird sein Plan von der Dienerin nichtsahnend ausgeplaudert. Ernesto dreht den Spieß um, indem er berichtet, dass Camilla, die sich als Madame Piquet ausgibt, eigentlich seine Verflossene sei, mit er sich bereits mehrmals amüsiert habe. Er macht dies so überzeugend, dass er in Sigismondo eine unbändige Eifersucht weckt. Nach einigen Maskeraden und burlesken Situationen löst sich schließlich alles in einem Happyend auf und Nina bekommt ihren Teodoro.
Regisseur Attila Toronyköy gelang eine durchgehend komödiantische Inszenierung, die immer wieder die Lachmuskeln des Publikums strapazierte. Für die einfache, aber praktikable Bühnenausstattung sowie für die farbenprächtigen Kostüme zeichnete Zsuzsa Molnár verantwortlich, als Regieassistentin fungierte Petra Kürtös.
Der hünenhafte Dávid Dani brillierte als Colonel mit seiner tiefen Bassstimme (Copyright: Armel Opera Festival 2017)
Die Hauptrolle der Nina spielte und sang die junge, 1990 in Nancy geborene, französische Sopranistin Morgane Heyse auf bravouröse Art. Immer wieder riss sie das Publikum zu verdientem Szenenapplaus mit und kann wohl als Geheimtipp für den Sängerwettbewerb bezeichnet werden! Überzeugend auch der ungarische Bass Dávid Dani als Colonel, Ninas Vater. Mit seiner enormen Bühnenausstrahlung als Hüne mit herrlich-tiefer Stimme begeisterte auch er das Publikum.
Die exzellente Personenführung des Regisseurs kam dem gesamten Sängerensemble des Nationaltheaters Szeged zugute, das sehr humorvoll agierte. Eindrucksvoll – auch stimmlich – der Tenor Tivadar Kiss in der Rolle des Ernesto Rousignac und der Bassbariton Antal Cseh als Sigismondo sowie die Mezzosopranistin Boglárka Laczák als dessen Ehefrau Camilla.
Zur starken Gesamtleistung des Ensembles trugen auch der Tenor Kristóf Doszpod als Teodoro, die Sopranistin Veronika Rákai-Himmer als Dienstmädchen Stefanina und der Bass Szilveszter Szélpál als besonders komödiantisch agierender Cola.
Das Sinfonieorchester Szeged unter der Leitung von Sándor Gyüdi gab die herrlichen Melodien von Gaetano Donizetti wirkungsvoll zu Besten. Das von der einstündigen Vorstellung begeisterte Publikum zollte allen Mitwirkenden minutenlangen Beifall, einige verdiente Brava-Rufe gab es für Morgane Heyse.
Udo Pacolt