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Wien: Anmerkungen zu „Norma“ im Musiktheater an der Wien – Generalprobe

16.02.2025 | Oper in Österreich

Wien: Anmerkungen zu „Norma“ im Musiktheater an der Wien – Generalprobe (13. Februar 2025)

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Asmik Grigorian.

   Nach den vielen Rezensionen, die man – so unterschiedlich sie auch sein mögen – zu großen Teilen nachvollziehen kann,  möchte auch die Eindrücke  der Generalprobe ganz kurz wiedergeben. Erstaunlich für mich die stimmliche Souveränität von Asmik Grigorian – diese Frau kann fürwahr singen, und zwar auch diese besondere Rolle. Brava! Das sage ich mit Überzeugung, obwohl  ich kein „Fan“ der sehr „gehypten“ Sängerin bin. Aigul Akhmetshina hat einen vollen, satten Mezzo und wird hoffentlich doch noch Zeit haben, ein wenig an Differenzierung und Raffinesse zu arbeiten – ihr Terminkalender ist ja schon jetzt voll. Die Duette der beiden gelangen ausgezeichnet. Freddie di Tommaso war ein ausgezeichneter, heldischer Pollione mit viel squillo, Attacke und sogar zusätzlichen „acuti“ – sehr gut passend zu den Frauenstimmen! Das verlangt das Werk, keine Säusler oder Herumziselierer! 

Aufhorchen ließ die junge Victoria Leshkevich: eine derart präsente Clotilde mit apartem Timbre und voluminösen Stimme  habe ich noch kaum in dieser Partie gehört. Außerdem war sie auch szenisch hervorragend und schaffte es dieser kleinen Rolle erstaunliches Profil zu verleihen  und mit Persönlichkeit zu Punkten! Hocherfreulich!

  Herr ( Grigorian) Berkhatov ist ein Mann mit Gespür für Dramatik, exzellente Personenführung und versucht immer das Werk zu erzählen ( sein „Eugen Onegin“ etwa in Wiesbaden und Bonn war exzellent! ) diesmal scheiterte er allerdings. Ohne „Priesterin“ Norma ist es zumindest nach der Pause vorbei mit dem Sinn des Ganzen. Man bewundert szenisch nur mehr die großartige, persönlichkeitsstarke Grigorian. Warum sollte eine Fabriksarbeiterin im ehemaligen Ostblock ( so sahen die Gwandeln aus, warum man Pollione als  unseligen Adolf herrichtetee weiß wohl niemand, passte auch zeitlich nicht dazu ) ein Keuschheitsgelübde abgelegt haben?  Der Vater  Oroveso wurde völlig zu einer Randfigur degradiert, seine wichtige – auch vokale – Rolle im Finale geriet dadurch völlig daneben. 

Der „rogo“ wurde zum Fabriksofen zum Brennen der Ton- oder Keramikfiguren, in den Norma per Wägelchen hinein fahren sollte – wo aber Pollione nicht miteinstieg, sondern sie herunterriss – niemanbd starb oder ging ins Feuer. Schön, oder?   Aber eben nicht „Norma“!

Trotz spannender, packender Szenen Szenen (etwa Finale Akt eins).  Dafür wurde man aus dem Graben entschädigt, mit einer differenzierten, packenden Wiedergabe durch die Symphoniker unter dem wahren „Maestro“ Francesco Lanzillotto, der den Abend vom ersten Ton an im Griff hatte, die Sänger behutsam begleitete und den großen, dramatischen Bogen über das Werlk spannte!

Michael Tanzler

 

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