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WIEN/ Amtshaus Mariahilf: VIOLETTA KOWAL/CAROL MORGAN – „Lieder und Klavierwerke von Komponistinnen und vertonte Gedichte von Frauen“

13.10.2021 | Konzert/Liederabende

Konzert der Sopranistin Violetta Kowal im Amtshaus Mariahilf (12. 10. 2021)

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Violetta Kowal brillierte stimmlich wie auch durch ausgeprägte Mimik (Foto: adam n.)

Am 12. Oktober 2021 fand im Rahmen der heurigen Mariahilfer Frauenwochen, die bis 21. 10. 2021 dauern, wieder ein Konzert von Violetta Kowal mit dem Titel „Lieder und Klavierwerke von Komponistinnen und vertonte Gedichte von Frauenim Festsaal der Mariahilfer Bezirksvorstehung statt. Die polnische Sopranistin, die seit längerer Zeit in Wien beheimatet und Professorin für Sängerinnen und Sänger ist, erreichte durch ihren Zyklus „Ins Licht“, mit dem sie in Vergessenheit geratene Komponistinnen und Komponisten wieder an die Öffentlichkeit bringt, einen hohen Bekanntheitsgrad.

An diesem Abend brachte sie zum 200. Geburtstag von Pauline Viardot (1821 – 1910)  französische, deutsche und russische Lieder der Tochter des spanischen Komponisten Manuel Garcia und Schwester der Sängerin Maria Malibran, der ersten Diva der Operngeschichte. Viardot gab bereits mit 16 Jahren in Brüssel ihr Konzertdebüt und wurde mit 18 Jahren in London und Paris bereits als Opernsängerin gefeiert. Im Jahr 1843 reiste sie nach Russland, wo sie den Schriftsteller Iwan Turgenjew kennenlernte und als erste Ausländerin russische Musik interpretierte. Zu ihm pflegte sie ab dieser Zeit eine intensive platonische Beziehung.

Violetta Kowal begann das Konzert mit zwei Chansons aus dem 15. Jahrhundert – Au jardin de mon père / In meines Vaters Garten und Aimez-moi / Liebe mich – und zwei Mörike-Liedern – In der Frühe und Nixe Binsefuß, die sie mit ihrer angenehmen Sopranstimme sehr innig zum Besten gab. Einfühlsam begleitet wurde sie von der britischen Pianistin Carol Morgan, die anschließend das von Clara Schumann (1819 – 1896) komponierte Klaviersolo Variationen über ein Thema von Robert Schumann, op. 20 spielte, ehe Violetta Kowal das Konzert mit drei russischen Liedern von Pauline Viardot fortsetzte: Auf Grusien’s Hügeln (Text von Puschkin),  Der Kosakin Wiegenlied (Text von Lermontov) und Zwei Rosen (Text von Afanasij Feth).

Es folgte aus dem Wildunger Liederzyklus der österreichischen Komponistin Ruth Schönthal (1924 – 2006) das einer Ballade ähnliche Lied Die Angst der Verwandlung (Text von Lotte Kottek), das von der Sopranistin auf sehr dramatische Weise vorgetragen wurde.  Davor erinnerte Violetta Kowal an das schwierige Leben der leider in Österreich fast vergessenen Komponistin, die in Hamburg als Tochter jüdischer Wiener Eltern zur Welt kam, mit 14 Jahren zuerst nach Stockholm, später nach Mexiko emigrieren musste und als Wunderkind galt, da sie bereits im Alter von sechs Jahren am Konservatorium studierte.

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Pianistin Carol Morgan und Sopranistin Violetta Kowal (Foto: adam n.)

 Fortgesetzt wurde das Konzert von der Pianistin Carol Morgan, die der Sopranistin Violetta Kowal stets eine betont aufmerksame Begleiterin am Klavier war. Sie spielte das Klaviersolo Arabesques et adages von Kaija Saariaho (* 1952). Von der finnischen Komponistin wurden bereits vor einigen Jahren zwei Opern in Salzburg („Emilie“) und in Linz (L’amour de loin) aufgeführt!

Den Abschluss des gut besuchten Konzerts, dessen Publikum bis auf vier Ausnahmen nur aus Frauen bestand, bildeten vier Lieder des österreichischen Komponisten und Dirigenten Felix Weingartner (1863 – 1942), der als Nachfolger von Gustav Mahler Direktor der Wiener Staatsoper und in späteren Jahren auch Direktor der Wiener Volksoper war. Es waren je zwei Vertonungen auf Gedichte von Elisabeth, Kaiserin von Österreich (Am Strand und Grüße)  und auf Gedichte von Carmen Studer (Einsam und Abendsonne am Meer), einer Schülerin von Weingartner, die später seine fünfte Ehefrau wurde.

Das von den erstklassigen Darbietungen der Sängerin Violetta Kowal und der Pianistin Carol Morgan begeisterte Publikum, das auch während des Konzerts nicht mit Applaus geizte, spendete am Schluss den beiden Künstlerinnen lang anhaltenden Beifall, sodass es  noch zu einer Zugabe kam: Madrid (Text von de Musset), eine Hommage an die spanische Hauptstadt, wieder mit voller Hingabe gesanglich und mimisch dargebracht von Violetta Kowal.

Ein Kompliment auch an die Veranstalter der Mariahilfer Frauenwochen, deren Programm vom 12. bis 21. Oktober von großer Vielfalt ist, wobei neben der Kunst (Konzerte, Musiktheater und Ausstellungen) auch viele wissenschaftliche Themen mit Workshops angeboten werden.

Udo Pacolt

 

 

 

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