Amtshaus Mariahilf: Liederabend von Violetta Kowal
„Lieder und Klavierwerke von Komponistinnen“ (19. 10. 2022)
Die Pianistin Carol Morgan und die Sopranistin Violetta Kowal (Foto: adam n.)
Am 19. Oktober fand im Rahmen der Mariahilfer Frauenwochen 2022 wieder ein Liederabend der österreichisch-polnischen Sängerin Violetta Kowal im Festsaal der Bezirksvorstehung statt. Unter dem Titel „Lieder und Klavierwerke von Komponistinnen“ sang die Sopranistin Werke von zum Teil unbekannt gebliebenen Komponistinnen, während ihre Begleiterin am Klavier, die britische Pianistin Carol Morgan, zwei Solostücke von Ming Wang und Adriana Hölszky spielte.
Zu Beginn des Abends präsentierte Violetta Kowal zwei Lieder der irisch-französischen Komponistin und Dichterin Augusta Holmès (1847 – 1903), die in Paris auch als Opernkomponistin bekannt wurde: „En chemin / Auf einem Weg“, „La princesse sans coeur / Die Prinzessin ohne Herz“. Beide Lieder trug die Sopranistin mit großer Innigkeit vor, gut begleitet von Carol Morgan am Klavier.
Die britische Pianistin hatte danach mit dem Klaviersolo „Stiller Donner“ von der 1962 in Taipeh geborenen Komponistin Ming Wang ihren ersten Höhepunkt. Carol Morgan spielte das Solo gleichfalls mit großer Innigkeit.und Perfektion.
Es folgten sieben Lieder der deutschen Komponistin Felicitas Kukuck (1914 – 2001) auf Gedichten von Selma Meerbaum-Eisinger, die 1942 im Alter von 18 Jahren in einem SS-A rbeitslager starb: „Den gelben Astern ein Lied“, „Schlaflied“, „Lied“, „Regenlied“, „Schlaflied für mich“, „Schlaflied für dich“ und „Wiegenlied“. Die „Texte zu den Liedern zählen zum literarischen Erbe der ausgelöschten deutsch-jüdischen Kultur der Bukowina“, betonte Violetta Kowal, ehe sie die Lieder – sehr innig gesungen – zum Besten gab.
Carol Morgan beim Klaviersolo von Adriana Hölszky mit Trommel und Klavier-Studentin (Foto: adam n.)
Danach folgte der zweite Höhepunkt der Pianistin Carol Morgan mit dem 16 Minuten dauernden Klaviersolo „Hörfenster für Franz Liszt“ der im Jahr 1953 in Bukarest geborenen deutsch-rumänischen Komponistin Adriana Hölszky. Dieses Werk forderte nicht nur die Pianistin, sondern auch das Publikum durch die oft wiederkehrenden schrillen Töne. Zur Musik ein Zitat aus der „neuen musikzeitung“, getextet von Reinhard Schulz: „Sie sprüht vor Fantasie, bringt ein Übermaß an fein und genau ausgehörten Klängen, sie ist oft geradezu süffig zu hören.“ Die Pianistin benötigte zur Wiedergabe des Werks auch eine Trommel und eine junge Klavier-Studentin zum Ümblättern der Partitur-Seiten. Sie bot eine großartige Leistung, die vom Publikum mit spontanem Applaus gewürdigt wurde!
Violetta Kowal sang das Bacewicz-Lied „Mir schmerzt der Kopf“ mit starker Mimik. (Foto. adam n.)
Nach diesem Klaviersolo war wieder Violetta Kowal mit dem Lied „Schweigt der Menschen laute Lust“ der im Jahr 1969 geborenen österreichischen Komponistin Johanna Doderer, der Großnichte des Schriftstellers Heimito von Doderer („Die Strudlhofstiege“), an der Reihe. Es entstand während der Corona-Pandemie 2020 und wurde nach dem Gedicht „Abend“ von Joseph von Eichendorff komponiert. Johanna Doderer zählt zu den bedeutendsten Komponisten der jungen Generation Österreichs und ist auch als Opernkomponistin sehr anerkannt! Es folgte das Lied „Mine Eye“ der englischen Komponistin Roxanna Panufnik (geb. 1968), das sie auf das Sonett Nr. 24 von William Shakespeare schrieb.
Gegen Ende des Liederabends sang Violetta Kowal „Drei Chansons für Mascha“ der slowakisch-deutschen Komponistin Viera Janárčeková: „Der Kultivierte“ (Text: Hans von Bülow), „Der Tüchtige“ (Text: Richard Strauss) und „Der Liebenswürdige“ (Text: Johannes Brahms). Sie interpretierte alle drei Chansons mit inniger Stimme und starkem Mienenspiel. Zum Abschluss erklang das Lied „Boli mnie glown / Mir schmerzt der Kopf“ der polnisch-litauischen Komponistin Grażyna Bacewicz (1909 – 1969), dessen Text sie selbst verfasst hatte. Diese letzte Lied sang die österreichisch-polnische Sopranistin mit gekonnt ausdruckstarker Mimik.
Das begeisterte Publikum belohnte Violetta Kowal und ihre Partnerin am Klavier Carol Morgan mit lang anhaltendem Beifall, in den sich auch „Brava“-Rufe mischten. Die Mariahilfer Frauenwochen hatten ihren musikalischen Höhepunkt!
Udo Pacolt