Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Amtshaus Landstraße/ Bezirksfestwochen: DER FLIEGENDE HOLLÄNDER

Oper am Klavier

29.05.2018 | Oper

Landstrasser Bezirksfestwochen: „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner (Oper am Klavier: 28. 5. 2018)

Im Rahmen der Landstrasser Bezirksfestwochen 2018 fand zum 175. Jubiläum der Uraufführung von Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ eine halbszenische Aufführung mit Klavierbegleitung statt. Diese Veranstaltung von Wien Kultur fand in Zusammenarbeit mit dem Wiener Richard-Wagner-Verband im Festsaal des Amtshauses Landstraße statt, der in seiner künstlerischen Ausgestaltung einen würdigen Rahmen abgab.

Dkfm. Liane Bermann, die Präsidentin des Wiener Wagner-Verbandes, begrüßte die Gäste – darunter namentlich Dr. Sixtus Lanner, den langjährigen Präsidenten der Bauernkammer, und den Wieselburger Bürgermeister Karl Gerstl – und referierte sodann über das Leben von Richard Wagner, wobei sie auf die oft schwierige finanzielle Situation des Komponisten einging. So verkaufte er im Jahr 1841um 500 Franc den ersten Prosaentwurf zum Fliegenden Holländer an Léon Pillet, den Direktor der Pariser Opéra, in der Hoffnung, den Kompositionsauftrag zu erhalten. Doch Pillet beauftragte zwei französische Librettisten und den französischen Komponisten Dietsch, deren Werk im November 1842 unter dem Titel Le vaisseau fantôme ou Le maudit des mers“ aufgeführt wurde. Wagners Oper kam schließlich an der Semperoper in Dresden Anfang Jänner 1843 zur Uraufführung.

Am 28. Mai 1882 rief Richard Wagner die Stipendien-Stiftung ins Leben, die jungen Künstlern die Möglichkeit zum Besuch der Festspiele durch Übernahme der Kosten bot. Es schwebte ihm auch die Gründung einer Akademie zur Heranbildung von Sängern vor. Dazu kam es zwar nicht, aber jedes Jahr finden in Bayreuth Gesangskurse mit namhaften Interpreten statt, auch wird den Stipendiaten ein umfassender Einblick in die „Werkstatt Bayreuth“ gewährt. Den Abschluss bildet das sogenannte Stipendiaten-Konzert, bei dem Stipendiaten der Vorjahre gemeinsam mit den Stipendiaten des  laufenden Jahres am Grünen Hügel auftreten. Jedes Jahr werden 250 Stipendiaten von den örtlichen Wagner-Verbänden entsandt, wobei sowohl die Internationalität als auch die profunde Ausbildung der Jugend von Jahr zu Jahr zunimmt.

Dkfm. Liane Bermann betonte am Schluss ihrer Ausführungen, dass Magdalena Renwart, die Darstellerin der Senta in der halbszenischen Aufführung, im Jahr 2013 Stipendiatin des Wiener Wagner-Verbandes war und wünschte allen Zuschauern „einen wunderschönen Abend“.

 Es wurde ein höchst interessanter Abend mit starken Stimmen, wobei die gebürtige Tirolerin Magdalena Renwart in der Rolle der Senta mit ihrer dramatischen Sopranstimme alles überstrahlte. Mit ihr reift eine Wagner-Sängerin heran, der man einen großen künstlerischen Erfolg prophezeien kann! In der Titelrolle bewies der bulgarische Bassbariton Apostol Milenkov aufs Neue seine starke Bühnenpräsenz, auch wenn er bei der sprachlichen Verständlichkeit noch Luft nach oben hat. Bei Wagner-Opern sollte auf die deutsche Aussprache besonders Wert gelegt werden. 

Dem türkischen Tenor Muratcan Atam gelang dies als Erik besser. Mit seiner hellen Stimme und klaren Aussprache kam er beim Publikum sehr gut an. Überzeugend war auch der finnische Bass Erik Rousi in der Rolle des Daland – und dies stimmlich wie auch darstellerisch in Gestik und Mimik. Mit einer großartigen Leistung wartete die in Italien geborene Pianistin Rugiada Lee auf, die am Klavier als musikalische Leiterin fungierte. Feinfühlend und dennoch packend brachte sie Wagners Partitur exzellent zum Erklingen – und schaffte dies sogar ohne Hilfe beim Umblättern der Seiten. Bewundernswert!

Das von den Darbietungen begeisterte Publikum belohnte alle Mitwirkenden mit lang anhaltendem Beifall und vielen „Brava“, „Bravo“– und „Bravi“-Rufen. Man muss den Veranstaltern zu diesem sehens- und hörenswerten Opernabend gratulieren. Eine halbszenische Aufführung, die zwar ohne Chor und Orchester auskommen muss, aber dafür eine hervorragende Klavierbegleitung hat, kommt beim Publikum oftmals besser an als eine „moderne“ fragwürdige oder themaverfehlte Inszenierung einer Oper.

Udo Pacolt

 PS:  In der Pause sorgte das Weingut Villa Buonasera, das in der Toskana auch Ferienwohnungen anzubieten hat, gratis für Speis und Trank. Eine Geste, die vom Publikum mit großer Freude angenommen wurde.

 

 

Diese Seite drucken