Konzert im Alten Rathaus von Wien: Stipendiatenkonzert des Wiener Wagner-Verbandes (3. 3. 2020)
Im Bank Austria-Saal des Alten Rathauses von Wien fand am 3. 3. 2020 ein höchst anspruchsvolles Konzert der Stipendiaten des Richard Wagner-Verbandes Wien statt. Ehrengast war Kammersängerin Olivera Miljaković, eine der berühmtesten und erfolgreichsten Stars der Wiener Staatsoper, die sich nach dem Konzert über die hohe Qualität der Stipendiaten höchst erfreut zeigte.
Die Begrüßung der Zuschauerinnen und Zuschauer des Konzerts nahm Marcus Haimerl, Vorstandsmitglied des Wiener Wagner-Verbandes, vor, die Vorstellung der Stipendiaten erfolgte durch Magdalena Hoisbauer, die zurzeit Dramaturgin an der Wiener Volksoper ist.
Schon zu Beginn des Konzerts wurden die Besucher mit Wagner-Musik erfreut: Rebecca Blanz sang mit kräftiger Sopranstimme die Hallenarie aus seiner Oper „Tannhäuser“. Im Verlauf des Abends gab sie noch zwei Lieder zum Besten: Abschied von Carl Terzio Druml und Das irdische Leben von Gustav Mahler, wobei sie stets von Stella Marie Lorenz am Klavier begleitet wurde. Es war schade, dass ihre Stimme im kleinen Saal zu scharf klang.
Zwischen den Gesangsdarbietungen erfreute Leo Herzog mit seinem Akkordeon die Konzertbesucher: zuerst mit der Sonate F-Moll K19 von Domenico Scarlatti, nach der Pause mit Der Winter, op.8, RV 297 (1. Satz) aus den Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi. Eine weitere Abwechslung war der südkoreanische Bariton Seho Chang, der zuerst das Lied A mellow phantom von Carl Terzio Druml und nach der Pause die Arie O du, mein holder Abendstern aus Wagners Oper „Tannhäuser“ sang, begleitet von Daniel Strahilevitz am Klavier.
Wieder sehr gut bei Stimme zeigte sich die Sopranistin Beata Beck, die ebenfalls zwei Auftritte hatte: Vom jungen, in Bozen geborenen Komponisten Manuel Zwerger sang sie das Lied Nacht wird lang sich nicht erhellen und dazu die schwierige koloraturträchtige Arie der Zerbinetta Großmächtige Prinzessin aus der Oper „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss. Beide Male sehr einfühlsam begleitet vom Pianisten Stefan Donner.
Die belgische Sopranistin Anne-Sophie Sevens wurde am Klavier von Daniel Strahilevitz begleitet (Foto: Michaela Haimerl)
Als ein Gewinn für den Abend erwies sich auch die belgische Sopranistin Anne-Sophie Sevens, die im ersten Teil des Abends aus Wagners Oper „Lohengrin“ die Arie Einsam in trüben Tagen und nach der Pause aus Gustav Mahlers Des Knaben Wunderhorn das Lied Wo die schönen Trompeten blasen zum Besten gab. Ihr ausdrucksstarker Vortrag zeigte, dass sie bereits eine längere internationale Bühnenerfahrung aufweist. Auch sie wurde von Daniel Strahilevitz begleitet, der danach Mozarts 2. Klaviersonate in F-Dur (Adagio und Presto) spielte.
Für einen gesanglichen Höhepunkt des ersten Teils des Konzerts sorgte noch der in Villach geborene Tenor Hans-Jörg Gaugelhofer mit der Arie Horch, die Lerche singt im Hain aus Otto Nicolais Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“, die er – am Klavier begleitet von Anton Brezinka – mit strahlender Stimme eindrucksvoll vortrug.
Calon Danner sang zwei Wagner-Lieder, am Klavier Anton Brezinka (Foto: Michaela Haimerl)
Nach der Pause spielte der Pianist Stefan Donner Drei Romanzen von Clara Schumann, ehe der Tenor Calon Danner zwei Lieder von Richard Wagner auf köstliche Art zum Besten gab: Dors, mon enfant (WWV 53) und Mignonne (WWV 57), beide Male von Anton Brezinka souverän am Klavier begleitet.
Die Pianistin Yasuyo Segawa spielt nur mit der linken Hand (Foto: Michaela Haimerl)
Für einen musikalischen Hochgenuss sorgte die japanische Pianistin Yasuyo Segawa mit dem Miserere aus Verdis Oper „Il trovatore“. Nach einem schweren Unfall spielt sie auf den Tasten des Klaviers nur mit der linken Hand! Und das mit einer Meisterschaft, die bewundernswert ist.
Isabella Kuëss, am Klavier: Daniel Strahilevitz (Foto: Michaela Haimerl)
Die Wiener Sopranistin Isabella Kuëss, die gleichfalls von Daniel Strahilevitz exzellent am Klavier begleitet wurde, gedachte zuerst des 250. Geburtstags Ludwig van Beethovens mit der Arie Abscheulicher, wo eilst du hin? aus seiner Oper „Fidelio“, ehe sie schließlich mit der Arie Johohoe! Traft Ihr das Schiff im Meere an? aus Richard Wagners Oper „Der fliegende Holländer“ mit ihrem dramatischen Sopran für einen „wagnerwürdigen“ Abschluss des Stipendiatenkonzerts des Wagner-Verbandes Wien sorgte.
Alle Interpreten wurden vom Publikum nach ihren Darbietungen mit starkem Beifall belohnt und am Schluss mit lang anhaltendem Applaus bedacht.
Udo Pacolt