Altes Rathaus: Musical Connections mit der Camerata Balcanica
Im historischen Alten Rathaus von Wien ist der attraktive Wappensaal als ‚Bank Austria Salon‘ ein Schmelztiegel für junge, jüngere Musiker geworden. International ausgerichtet. Denn auch das heimische Musikleben wird mehr und mehr von nach Österreich gekommenen – meist zum Studium – musizierendem Nachwuchs geprägt. Oder sie sind etwa zu Gast in Wien: Die Damen der Camerata Balcanica, in Kooperation mit dem Wiener Internationalen Solisten Ensemble. ‚Musical Connections‘ heißt es dazu, und solches gibt Einblicke in aktuelle Kulturinitiativen mit Blickrichtung Osten.
Camerata Balcanica ist eine Gründung der Belgrader Pianistin Jovanka Jankovic. Ihre Bestrebung ist jungen Musikerinnen ein Plattform zu geben. In einer großen Vielfalt, quer durch die Musikszene der Balkan-Länder. Somit: Es ist nicht gerade eine fest zusammen geschweisste Kompanie, doch eine reiche an Abwechslungen, Entdeckungen und mit Überraschungen. Etwa beim Gastspiel im Alten Rathaus: Die Geigerin Laura Llozi aus Albanien, gerade mit Studienabschluss in Wien, ist die junge Konzertmeisterin ihres heimatlichen Rundfunkorchesters. Mit dem Discovery Award 2024 des International Classical Music Awards ist sie 16jährige Lana Zorjan aus Serbien ausgezeichnet worden. Perfekt mit der Violine aufgeigend: Massenets Thais-Meditation. Die Schwestern Ivana (brillant in einem Oboenkonzert von Vincenzo Bellini) und Andrea Nikolic (mit der Geige in der Hand die Camerata leitend) sind Wienerinnen mit kroatischen Wurzeln. Auch mit dabei: Junge Damen aus Mazedonien und Bosnien-Herzegowina. Und Jankovic – für ihre übergreifende künstlerische Ambition ausgezeichnet mit einem französischen Orden für interkulturelle Tätigkeit – führte als Pianistin „Maria Theresia-Heroes“ von Filmkomponist Roman Kariolou glitzernd vor. Aus solch einem so abwechslungsreich zusammengestellten Musical Connections-Programm, von einem Mozart–Divertimento über „Campanulaceae“ von Gabriele Proy bis zu Fritz Kreislers „Liebesleid“ ist schön zu spüren gewesen: Die Sehnsucht nach dem Gehalt, den Inhalten klassischer wie auch neuer Musik kann jungen Menschen nach wie vor gegeben sein.
Meinhard Rüdenauer