Neue Musik/Wien: Piano Parcours & Oboe-Puzzle
Werke von österreichischen Komponisten des 20. wie 21. Jahrhunderts können durchaus originell und ungemein abwechslungsreich präsentiert werden. Ende Oktober, zwei Beispiele in Wien:
Bank Austria Salon im Alten Rathaus: Komponist und Autor Walter Baco (amüsanter Schelmenroman “Die Erhebung“) hat ein Triple-Konzert arrangiert. Bitte: Dauer ganze vier Stunden! Aufgeteilt auf drei verschiedene Kammermusik-Gruppierungen. Zur Einstimmung hat der Salzburger Gitarrist Siegfried Steinkogler mit Partnerinnen sein „Sonata Pura“-Duo sowie Stücke von Akos Banlaky, Gerald Resch sowie Live -Electronics in seriöser Manier musiziert. Zur guten Unterhaltung abschließend, mit Unterstützung des Aron Quartetts und von Pianist David Hausknecht, haben die ausdrucksstarke wie hingebungsvoll jodelnde Agnes Palmisano (stark weanerisch) und die stimmgewaltige Josipa Banjac (Korngold-Lieder) bestens gefallen können. Und Musikwissenschafter Gerold Gruber hat sich singend Karl Kraus-Liedern genähert. Im Mittelteil stellte sich Walter Baco, assistiert vom sozial geprägten Kultur-Allroundler Gerhard Ruiss, unterhaltsam rezitierend sowie mit stimmigen Klavier-Improvisationen in den Mittelpunkt. Und machte launig auf seine CD „Piano Parcours“ – auf der Shortlist des Österreichischen Jazzpreises stehend – aufmerksam. (24.10)
Alte Schmiede: Oboe-Virtuosin Ivana Nikolic hat sich Friedrich Cerhas Oboen-„Gedankensplitter“-Zyklus angenommen. Teilte dessen kurzen Musikreflexionen abwechselnd mit Uraufführungen von Solostücken von Gabriele Proy, Wolfram Wagner oder elektroakustischem Sound von Volkmar Klien auf. Zu erleben war ein hochinteressantes Musik-Puzzle, der Einblick in kompositorisches Denken, zeitgenössisch grundiertes, erlaubte.
Meinhard Rüdenauer