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WIEN/ Akademisches Gymnasium Beethovenplatz: PRE OPERNBALL KONZERT 2020 – Farinelli Company

21.02.2020 | Konzert/Liederabende


Der Festsaal. Foto: Pfabigan

19.2.: PRE OPERNBALL KONZERT 2020 – Farinelli Company

 Viel kreatives Potential zeichnet die Veranstaltungen der von „Counter“ Arno Raunig geleiteten Künstlergemeinschaft aus. Unter den wechselnden Schauplätzen der Konzerte war diesmal das Akademische Gymnasium auf dem Beethovenplatz  an der Reihe, in dessen Festsaal schon viele musikalische und theatralische Ereignisse (siehe PS) stattgefunden haben.

Die jüngsten Mitwirkenden der „Bunten Faschingsgala“ waren Schülerinnen und Schüler der 4C Klasse der Regenbogenschule. Sie erfrischten mit 3 Kompositionen offenbar jüngeren Datums: „Zirkus Barabas“ (Musik/Text: Marco Heimel), „Furchtbar böse alte Hex (Musik und Text: Michael Wagnenthaler/Marco Heimel) heinrich), „Rocking in Outer space „ (Musik und Text: Ariana Pullano/Marco Heimel und Michael Wagenthaler) und „Tramway-Polka“ (Musik: Daniel Muck /Text: Simone Muck). Musikalisch, vor allem rhythmisch präzise geleitet von ihrer Lehrerin Monika Tanzer-Uko, hatten sie offensichtlich, zusammen mit dem Publikum aller Altersklassen, großen Spaß an der Sache. Nur die Textverständlichkeit ließ zu wünschen übrig.

Erwachsene Sänger aller Stimmkategorien boten ein buntes Programm.  Arno Argos Raunig delektierte sich und uns virtuos und energiegeladen mit der Händel-Arie „Crude furie“ aus „Xerxes“, wo er wieder einmal seine Beherrschung aller Stimmlagen demonstrieren konnte.

Und bei der letzten Solisten-Nummer des Abends schlüpfte er gar ins Gewand von Mozarts Zerlina, zuerst hinter einer Stoffwand verdeckt, aufdass man nicht sehe, wes Geschlechts der „Countertenor“ wohl sei, nachdem Don Giovanni Andrea (im Italienischen ein männlicher Vorname!) Martin mit schönem Bariton jedoch sein „La ci darem la mano“ nicht nur angestimmt, sondern  ihm/ihr auch unwiderstehlich  seiner „innocente amor“ versichert  hatte, offenbarte diese Zerlina den lachhaften „Gender“-Tausch.

Das übrige Programm blieb eingeschlechtlich. Bariton Günther Zerbes (früher Mitglied des Wiener Staatsopernchores), kurz vor dem Konzert eingesprungen, ließ Leporello zu Wort zw. Ton kommen mit der gut deklamierten „Registerarie“. Gernot Heinrich versicherte  uns tenoral mit Johann Straussens Lagunenwalzer aus der „Nacht in Venedig“: „Ach wie so herrlich zu schaun sind all die herrlichen Frauen“.  Peter Widholz, Präsident der Johann-Strauß-Gesellschaft,  versicherte uns mit besonders gepflegter Tenorstimme und markanter Artikulation, dass „Immer nur lächeln“ zur chinesischen Lebensphilosophie gehört (vielleicht gerade jetzt besonders aktuell!?).  Für „Granada“ machte sich und uns der in Wien lebende Columbaner Andrés Alzate mit angenehmem Bariton stark. Und für das komödiantischeste Solo des Abends war Andrea Martin der ideale Interpret: als Donizettis Dulcamara („der Süßbittere“), der mit seiner vielsagenden Mimik, seinem Körperspiel, der prägnanten, genussvoll dargebotenen italienischen Deklamation und mit unwiderstehlichen Legati dazwischen das Liebestrank-Angebot unwiderstehlich macht. Da ist er wirklich ein würdiger Sohn von „suo padre“ Giuseppe Taddei (immer schon gewesen…).

Die Damen-Soli waren durchwegs „Klasse“. Anna Manske offerierte mit lockerem Mezzo verführerisch  Carmens „Chanson Bohȇme“, Monica Theiss-Eröd (wie ihr Mann Adrian Eröd Walter Berry-Schülerin, aus familiären Gründen öfter in Konzerten als in der Oper zu hören) als vorzügliche Verdi-Stilistin mit der keineswegs leichten, großen Szene der Violetta:

Sempre libera…di gioia in gioia…“ – man glaubte es ihr! – Die größte Opernstimme des Abends kam von Marisa Altmann-Althausen. Im Grunde bei Wagner beheimatet, was jedoch zum Fasching nicht so ganz gepasst hätte, brachte sie mit der Habanera der Carmen, eine Rolle, die sie noch gar nicht auf der Bühne gesungen hat, ihren imposanten dunklen Mezzosopran zu mitreißendem Einsatz. Das war nicht nur perfekter Operngesang, sondern da drohte Gefahr! So wie der Komponist es geschrieben hat und die Handlung der Oper eindeutig zeigt –  für die Männerwelt und für sie, die allzu Selbstbewusste, selber. Der stärkste und längste Solo-Applaus war der Sängerin damit sicher.

Wenn schon im Beethoven-Jahr und am Beethovenplatz Nr.1 auftretend, sangen als letzte Musiknummer alle Mitwirkenden Beethovens Europa-Hymne: „Freude, schöner Götterfunken“. Ja, der war mehrfach zugegen!

Am Klavier begleitete Acel Aries souverän sämtliche Musiknummern. Als Moderator, der mehrmals über die Herkunft diverser Mitwirkender Auskünfte erteilte, fungierte wieder Theo Hawlitschka. Auf mehreren Tischen neben der Abendkasse gab es selbst verfertigten Schmuck und originelle Ansichtskarten zum Verkauf. Und als „Draufgabe“, wie Arno Raunig launig mitteilte,  war für alle, die es wollten, ein Glas Sekt bereit gestellt.

PS für alle, die es nicht wussten: Zu den berühmten Schülern des Akademischen Gymnasiums, im Jahre 1523 als erstes Wiener Gymnasium von den Jesuiten gegründet, später von den Piaristen übernommen, ehe auch weltliche Lehrer aufgenommen wurden, zählen Franz Schubert, Leopold Kupelwieser, Josef Hellmetsberger, Johann Nestroy, Eduard Strauss, Otto Wagner, Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler…Der Pianist Helmut Deutsch und der Staatsopernsänger Clemens Unterreiner sind aus jüngerer Zeit zu nennen…

Unser langjähriger Merker-Mitarbeiter Dr.Hans Sabaditsch, als Österreichischer Botschafter auf mehreren Kontinenten beruflich unterwegs, darf auch auf den Besuchs dieser Anstalt zurückblicken. 

Prof. Wolfgang Wolfring (1925–2001) machte das Gymnasium ab 1960 als Stätte klassischer griechischer Dramenaufführungen in altgriechischer Originalsprache bekannt. Jährlich fanden Aufführungen der klassischen griechischen Dramenliteratur statt, darunter „König Oidipus“, „Oidipus auf Kolonos“ und „Philoktet „von Sophokles, die „Orestie“ von Aischylos und „Die Troerinnen“ und „Alkestis“ von Euripides. – Und als Krönung meiner Schultheater-Tätigkeit im Gymnasium Haizingergasse/Währing, wo es keine passende Bühne gab, durften wir hier mit unserem Grals-Abend gastieren. In Ausschnitten aus Wagners „Lohengrin“ und „Parsifal“ mit den Profi-Sängern Gudrun Volkert, Wolfgang Fassler, Urs Markus, Marcus Pelz und Arno Raunig als Klingsor (für den Wagner ja einen Counter in Erwägung gezogen hatte) wurden von Schülern Szenen aus einer Dramatisierung von Wolfram von Eschenbuchs „Parzival“  gespielt. Unter den Besuchern waren Marcel Prawy und Ioan Holender. – Das neugotische Bauwerk von Friedrich Schmidt, 1866 von Kaiser Franz Joseph I. als staatliches Gymnasium zugelassen, bot mit den Wandgemälden von Josef Mathias von Trenkwald im Festsaal den idealen Rahmen für diesen bedeutenden Themenkreis.

Sieglinde Pfabigan

 

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