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WIEN/ Agrana-Studiobühne Walfischgasse: 60 Jahre „DER NEUE MERKER“

11.03.2017 | Konzert/Liederabende

WIEN / Studiobühne Walfischgasse der Wiener Staatsoper:

Festkonzert – 60 Jahre „DER NEUE MERKER“ am 10.03.2017

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„Volles Haus“. Foto: Renate Wagner

Eigentlich ist es nicht nötig, zusätzlich zur professionellen, pointierten Rezension von Frau Wagner einen weiteren Bericht abzuliefern. Im gegenständlichen Fall möchten wir eine Ausnahme machen. Die Begeisterung über die Leistungen, die in einem hervorragend zusammengestellten Programm dargeboten wurden ist so groß, dass wir sie zusätzlich würdigen möchten. Wenn das Herz voll ist, geht die Tastatur über!

Die einzigartige personelle Zusammenstellung bot eine gelungene Mischung aus internationalen Stars, Ensemblemitgliedern von Staatsoper und Volksoper und von Sängern, die uns schon bei kleineren Veranstaltungen große Freude bereitet haben. Als „Orchester“ fungierten alternierend die beiden erfahrenen Klavierbegleiter James Pearson und Manfred Schiebel.

Paolo Rumetz begrüßte uns mit „Si puo?“ aus „Pagliacci“ und sorgte mit seinem mächtigen Bassbariton für eine würdige Stimmung und machte Lust, ihn als gesamten Tonio zu erleben.

Stephen Gould lieferte die erste Überraschung des Abends. Den aktuell ersten Wagner – Heldentenor mit Mozarts „Bildnisarie“ zu hören, war ungewöhnlich, und man braucht bei diesem dominanten Tamino keine Sorgen bei den Prüfungen haben.

Dan Paul Dumitrescu bestätigte in der Arie des Fiesco aus „Simon Boccanegra“, dass er über eine der schönsten Bass-Stimmen der Wiener Staatsoper verfügt – er greift direkt ins Herz.

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Alois Mühlbacher. Foto: Renate Wagner

Alois Mühlbacher zeigte den gelungenen Wandel vom Sängerknaben, der uns als Hirt im Tannhäuser begeistert hat, zum technisch und klanglich sehr guten Countertenor. Er sang die Arie des Rinaldo von Georg Friedrich Händel und erzielte einen großen Publikumserfolg.

Margarita Gritskova war der perfekte Augen- und Ohrenschmaus in der „Orientalischen Romanze“ von Nikolai Rimski-Korsakow.

Igor Ognishchenko, ein junger, aufstrebender Bariton, den wir beim russischen Abend im Merker-Kunstsalon kennengelernt haben, sang die Arie des Enrico aus Lucia di Lammermoor und legte neuerlich eine eindrucksvolle Talentprobe ab.

Maria Nazarova, eine weitere Mitwirkende dieses russischen Abends präsentierte sich als „Unschuld vom Lande“ – direkt im Angesicht von KS Renate Holm, DER Adele unserer 60+Generation. Ihre frische, temperamentvolle Interpretation ließ allerdings kleinerlei Nervosität vor der großen Rollenvorgängerin erkennen.

Daniela Fally, auch eine renommierte Adele, erfreute diesmal mit dem Musette-Walzer aus La Boheme Aug und Ohr. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen als Fiakermilli – ihrer Einstiegspartie in die Wiener Staatsoper und werden erleben, ob die Akrobatik des jungen Mädchens (incl Spagat) auch bei der jungen Mutter noch vorhanden ist.

Lydia Rathkolb, unsere Ida vom Dienst, sang die Arie der Giuna aus Mozarts „Lucio Silla“ und bewies, wie schön (stimmlich, aber auch optisch) die kleinen Rollen wie Blumenmädchen, Nymphen, Dienerinnen usw. in Wien besetzt werden können.

Hanna Hrdlicka, eine Schülerin der Opernschule sang in artgerechter Maskierung das „Pandalied“ von Meinhard Rüdenauer – Komponist, Journalist, Autor, Musikmanager, Ballettexperte und zum Glück auch Merker-Mitarbeiter.

Franz Suhrada sorgte vor der Pause mit dem Couplet von der „Leopoldin’“ aus Carl Michael Ziehrers „Die Landstreicher“ für Spass und gute Laune. Die humorvolle Beschreibung des Schlankheitswahns traf beim Großteil des Publikums auf begeisterte Zustimmung.

Erich Binder mit seiner wunderbaren Violine eröffnete den zweiten Teil mit der „Meditation“ aus Jules Massenets „Thais“. Gemeinsam mit Manfred Schiebel am Klavier berührte der gefühlvolle Vortrag und wir erlebten – wie vor kurzem im Merker Kunstsalon mit einer Barbiere di Siviglia- Fantasie – ein harmonisches Musizieren von zwei aussergewöhnlichen Musikern.

Alik Abdukayumov glänzte in seiner Paraderolle – dem Fürst Igor von Alexander Borodin – wie schon im Vorjahr in der Volksoper. Beim Merker-Festkonzert durfte er die Arie glücklicherweise in russisch singen – welch ein Unterschied!

Nicola Proksch, die junge österreichische Koloratursopranistin präsentierte „Regnava nel silenzio“ aus Lucia di Lammermoor und überzeugte mit Höhensicherheit und Beweglichkeit in atemberaubenden Höhen.

Chariklia Mavropoulou, von der wir in letzter Zeit schmerzlich wenig hörten, gestaltete auch im Festkonzert eine sensationelle Azucena. Mit dieser Partie rettete sie ja in der Saison 2013/14 den Volksopern-Troubadur und legte die Latte extrem hoch. Ihr wunderbarer, tiefer Mezzosopran strömt bruchlos durch alle Register und klingt selbst in hochdramatischen Momenten unangestrengt und schön. Die ausdrucksstarke Mimik lässt vergessen, dass wir bei einem Arienabend sind – der Ausdruck „halbszenisch“ ist angebracht. Wir würden diese Stimme, die die Seele berührt, sehr gerne öfter hören.

Vincent Schirrmacher, einer der verlässlichen Tenöre der Volksoper sorgte dafür, dass die Operette nicht zu kurz kommt. Er sang „Dein ist mein Ganzes Herz“ aus Franz Lehars Land des Lächelns mit Gefühl, mit Schmelz und mit sicheren hohen Tönen. Nicht jeder hochgepriesene Weltstar erreicht so ein befriedigendes Ergebnis, das in der Volksoper Alltag ist.

Sieglinde Feldhofer, eine junge, hübsche Sopranistin und „Schikaneder“-Preisträgerin aus der Steiermark schlüpfte ebenfalls in die Rolle der Adele und sang „Mein Herr Marquis“ mit Leidenschaft, mit Witz und mit guter Technik.

Apostol Milenkov, der wohl treueste Sänger vom Merker-Kunstsalon, ließ seinen schönen, ausdrucksstarken Bass als Warlaam aus Boris Godunov erklingen. Auch er hat die wunderbare Gabe, mit der Stimme und mit der Mimik komplette Rollen darzustellen, sodass die Abwesenheit eines Regisseurs als wohltuend empfunden wird.

Iano Tamar sang die Arie der Adriana Lecouvreur von Francesco Cilea und es wurde uns bewusst, dass wir diese gepflegte, sichere und schöne Stimme in Wien seit über zehn Jahren vermissen. Im Vorjahr erlebten wir sie im Ternitzer Stadtsaal als La Gioconda und waren begeistert – vielleicht gibt es bald ein Wiederhören in Wien – wäre schön!

Clemens Unterreiner lieferte den Höhepunkt des Abends mit Richard Wagner. Er gestaltete das Lied vom „Abendstern“ mit Leidenschaft, Kraft und Zartheit und verursachte bei manchen Zuhörern/-innen Tränen der Rührung.

Die Vienna Comedian Harmonists haben mit ihrem flotten Programm die Tränen im Nu aufgetrocknet und sorgten dafür, dass das Konzert mit den Liedern „Wie wär’s mit Lissabon“, „Mein kleiner grüner Kaktus“ und „O sole mio“ einen fröhlichen Ausklang fand. Als Mitglieder des Staatsopernchores waren sie gleichzeitig Vertreter dieses wunderbaren Klangkörpers.

Ein aufrichtiges Dankeschön an alle Künstler, die uns diesen unvergesslichen Abend beschert haben. Diese eindrucksvolle Veranstaltung belegt die Wertschätzung, die das Medium „Der neue Merker“ in der Branche erzielt hat. Dafür sei einerseits der unermüdlichen Chefredakteurin Sieglinde Pfabigan und andererseits der Organisatorin des Festkonzertes Elena Habermann herzlich gedankt. Wir wünschen viel Energie und Leidenschaft für die nächsten sechzig Jahre!

Maria und Johann Jahnas

 

 

 

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