Gaëtano Donizetti: Der Liebestrank • Werdenberger Schloss-Festspiele • Vorstellung: 03.08.2024
(2. Vorstellung • Premiere am 02.08.2024)
Donizettis Liebestrank auf der Werdenberger Seebühne
Die Herbstsaison der «Laienbühnen» hat begonnen. Die Werdenberger Schloss-Festspiele zeigen auf ihrer Seebühne Donizettis Liebestrank.
© Werdenberger Schloss-Festspiele
Regisseur Simon Burkhalter hat dafür Donizettis Meisterwerk bearbeitet, basierend auf der Bearbeitung des österreichischen Komponisten und Dirigenten Felix Mottl (München, 1906). Durch die Umwandlung der Rezitative aus Mottls durch zeitgenössisch geringes Vertrauen in ein italienische Oper (im Werdenberger Programmheft elegant mit «theaterpraktische Kürzungen» umschrieben) geprägten Bearbeitung in Dialoge entstand die eigens für die Werdenberger Schlossfestspiele geschriebene Singspielfassung. Ob Donizettis komisches Meisterwerk wirklich noch einer Straffung und Temposteigerung bedarf, ob die Eingriffe im Interesse des Publikums liegen oder nicht doch eine Missachtung des Publikums und dessen Intellekts ist, sei dem einzelnen Besucher überlassen.
Das Bühnenbild stammt ebenfalls von Simon Burkhalter. Burkhalter siedelt das Geschehen um die Jahrhundertwende auf einem Feld vor dem Dorf an; aus dem Quacksalber Dulcamara wird der Impresario einer reisenden Theatergruppe, der, als sich die Gelegenheit bietet, schamlos Nemorinos Naivität ausnutzt und Adina wird zur Tochter Dulcamaras. Mit wenigen Versatzstücken gelingt es Burkhalter die entsprechenden Situationen zu zeigen. Warum das Militär schwarze Kunstledermäntel trägt, lässt sich nicht nachvollziehen (und passt auch nicht zur zeitliche Ansiedlung «um die Jahrhundertwende). Es muss zugestanden werden, dass die Tragödie in der Komödie so noch deutlicher wird. Was aber nicht heissen soll, dass das Publikum einer sommerlichen Festival-Aufführung zum Verständnis auf diese Veränderungen angewiesen wäre.
Nicht ohne weiteres verständlich ist, warum auf jeden Fall die Sänger (und vermutlich auch das Orchester) verstärkt werden (Ton: Thomas Bruderer). Sicher wird der Ton noch dahingehend verbessert, dass die vom Berg am anderen See-Ufer verursachten Echos nicht mehr dermassen störend wirken.
Die Sinfonietta Vorarlberg unter Isabelle Ruf-Weber spielt klangschön und hochkonzentriert, wirkt bei der Beteiligung von Blech und Schlagwerk manchmal doch recht rustikal. Der (unverstärkte) Chor der Werdenberger Schloss-Festspiele klingt überraschend kompakt und homogen.
Die Leistung der Solisten ist auf Grund der Verstärkung nur eingeschränkt zu beurteilen. Rebekka Maeder gibt eine wohlklingende, absolut höhnischere Adina. Der Tenor von Manuel König (Nemorino) schafft die Höhen mühelos und hat einige wunderbar lyrische Momente. Die Stimme klingt den ganzen Abend über leicht rauh und heiser, wobei unklar ist, ob das eine Disposition oder Folge der Premiere am Vorabend ist. Erich Bieri zeigt sich in Höchstform und kann als Dulcamara sein grosses komödiantische Talent frei ausleben. Wolf Latzel glänzt als Belcore und Flurina Ruoss überzeugt als resolute Gianetta.
Ein kurzweiliger Abend.
Weitere Aufführungen: 07.08.2024, 09.08.2024, 10.08.2024, 12.08.2024, 14.08.2024, 16.08.2024, 17.08.2024.
05.08.2024, Jan Krobot/Zürich