Deutsches Nationaltheater Weimar, Nikolai Rimsky-Korsakow „Der Goldene Hahn“, 23.4.2023
Die Dernière dieser Aufführungsserie der letzten Oper von Rimsky-Korsakow nach Puschkins Märchen „Der Goldene Hahn“, das übrigens auch dessen letztes war, war vor vollbesetztem Haus ein großer Erfolg. Das ist nicht zuletzt dem ganz hervorragenden Sängerensemble zu danken.
Ganz zu Anfang, schon mit den ersten gesungenen Phrasen macht der einen Astrologen darstellende Tenor Taejun Sun mit seiner, ja da übertreibt man nicht, herrlichen Stimme, auf sich aufmerksam.
Hervorragend technisch geführt, mit strahlender Höhe, echtem Schmelz und auch Kraft ist es ein Genuss diese Stimme zu hören. Dieser Astrologe bietet dem Zaren Dodon einen goldenen Hahn an, der anfängt zu krähen, sobald ein Angriff droht.
Der Zar, ganz hervorragend gespielt und mit mächtiger, wohlklingender Bassstimme von Tadas Girininkas gesungen, will sich nämlich nach einem Leben voller Kriege zur Ruhe setzen.
Das scheint ihm auch zu gelingen und er wird von seiner Haushälterin Amelfa, mit wohltönender Altstimme mit sehr schöner Tiefe von Sarah Mehnert gesungen, umsorgt.
Doch schon bald kräht der Hahn, dargestellt von der bewährten Heike Porstein mit ihrem schönen Sopran, zum ersten Mal und die beiden Zarensöhne Gwidon und Afron, von Charaktertenor Jörn Eichler und Bariton Alik Abdukayumov volltönend gestaltet, müssen ins Feld ziehen. Beim nächsten Krähen des Hahnes zieht Dodon selbst in den Krieg.
Im 2. Akt treffen der Zar und sein von dem Bass Andreas Koch gesungener Feldherr Polkan auf ein Feld von Leichen, beide Zarensöhne sind gefallen.
Da erscheint die schöne und junge Zarin Schemacha, die ja die Ursache des Krieges war, und betört den Zaren Dodon, der sie als Braut in sein Land führt.
Schemacha wird von der Schwedin Ylva Stenberg mit bezaubernder Erscheinung und Sopranstimme gegeben.
Als der Zar im 3. Akt heimkehrt, erscheint wieder der Astrologe und fordert als Gegenleistung für den Hahn die Erfüllung seines ersten Wunsches, wie ihm das vom Zaren versprochen worden war. Der Astrologe fordert Schemacha, und als er sich auch durch das Angebot der wertvollsten Schätze nicht davon abbringen läßt, tötet ihn der Zar, worauf sich der Goldene Hahn auf diesen stürzt und ihn mit seinem Schnabel ersticht.
Chor und Orchester des DNT wurden von Andreas Wolf bewährt geleitet, sodass die Musik Rimsky-Korsakows mit ihrem folkoristischen Farbenreichtum voll zur Geltung kam, wobei besonders die Holzbläser mit ihren solistischen Aufgaben herausragten.
Für Regie, Bühne und Kostüme zeichnen Stephan Kimmig, Katja Haß
und Anja Rabes verantwortlich.
Die Darsteller tragen teils Alltagskleidung, teils Fantasiekostüme, es wird viel mit farbenreichen Lichtprojektionen gearbeitet und die Personenführung ist durchaus überzeugend.
Es soll noch erwähnt werden, dass sowohl Puschkins Märchen als auch die darauf basierende Oper sehr machtkritisch sind und von eben dieser Macht entweder stark zensuriert oder wie die 1906/7 komponierte Oper zu Lebzeiten des Komponisten gar nicht zur Inszenierung zugelassen wurde.
Christoph Karner