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WEIMAR/ Mon Ami: LE NOZZE DI FIGARO. Premiere

Nach schweißtreibenden Proben - ein Feuerwerk junger Stimmen

01.03.2018 | Oper


Cherubino und Figaro. Copyright: Britta Rehder-Geßner 

„LE NOZZE DI FIGARO“ das Lyric Opera Studio / Premiere am 28. Februar 2018 in Mon Ami Weimar

 Nach schweißtreibenden Proben – ein Feuerwerk junger Stimmen

 „Bei Mozart kann man nicht schummeln, man hört jede kleinste Unsauberkeit, jedes Daneben-Singen wird schnell peinlich“, sagt Bariton Damon Nestor Ploumis seinen Eleven immer wieder. Darum achtet er pedantisch bei allen Proben auf jedes kleine Detail. „Die Teilnehmer sollen lernen, wie sie sich eine Rolle erarbeiten. Bei mir müssen sie um jeden Ton kämpfen, damit es dann auf der Bühne leicht und elegant wirkt. Das ist das harte Geheimnis des guten Sängers, die schweißtreibenden Proben.“ Immer wieder unterbricht Damon Nestor Ploumis einen Teilnehmer, wenn ihm etwas nicht gut genug erscheint. „Das kann schon mal auf die Nerven gehen!“, raunt der kernige griechische Amerikaner: „Aber so ist das nun mal, wer diesen herrlich-schwierigen Beruf des Opernsängers noch ergreifen will, der braucht einen sehr festen Willen, sonst geht auf Dauer nichts.“ Seine Teilnehmer-Fans, die um ihn stehen, nicken.


Bartolo, Figaro, Susanna, Marcellina. Copyright: Britta Rehder-Geßner 

Ploumis wirkt in seinem Auftreten, wie die sonst wohl ausgestorbene Gattung eines Ensemble-Prinzipals und die Studenten schätzen genau das. Bei Damon Nestor Ploumis gibt es alles aus einer Hand: Gesangstipps, Regie, tiefere Einsichten in den Figaro und wenn nötig Be-Vaterung. „Den Ängstlichen rede ich gut zu und baue sie auf, stärke ihr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten.“

In diesem Winterkurs steht im Mon Ami Mozarts „Le Nozze di Figaro“ auf dem Programm und der Saal ist gut gefüllt, trotz Grippewelle in Thüringen. „Weil wir auch in Arnstadt das Theater bespielen, habe ich kleines Orchester aus Musikstudenten zusammengestellt, die bilden gemeinsam mit Olaf Storbeck schon gutes Ensemble.“

Tatsächlich gibt das Orchester einen forcierten Schwung. Alle Tempi sitzen und unterstützen die Sänger auf eindrucksvolle Weise.

Mit seiner Regie schafft Ploumis wieder mal eine magische Atmosphäre, die die Zuschauer ganz hineinnimmt in dieses Stück. In der Pause sagt mir ein Besucher: „Es ist als wäre man zu Gast in einer großen Puppenstube, in der die Spielfiguren plötzlich zu mitternächtlicher Stunde erwachen und wir können dabei sein und das alles miterleben. Diese Atmosphäre hier ist wirklich traumhaft.“

Es ist auch, die sicher konservative, aber auch mit vielen Detailspäßen gemachte Regie von Damon Nestor Ploumis, die den Zuschauer ganz hineinnimmt in das Geschehen. Die Grenzen von Bühne und Zuschauerraum verschwimmen, darin besteht die Magie eines Abends mit den Absolventen des Lyric Opera Studios Weimar. Die Spiel-Choreographien stimmen wie die Töne der jungen Sänger, da kommt es schon mal zu Szenenapplaus und Begeisterungsausbrüchen.

An den Übungstagen lädt Ploumis Vertreter von Agenturen ein, damit die Studenten schon früh Kontakte bekommen.

„Gerade Mozart hat einen Vorteil, bedeutet es doch, dass man immer an der Gesangstechnik arbeiten muss. Schon in meinem Studium und in meinen ersten Engagements sang ich Mozartpartien. Für meine Stimme war das eine gute Wahl und für die Berufsstarter aus 18 Ländern soll das auch eine Initialzündung sein“ -meint Damon Nestor Ploumis.

Die Studenten des Lyric Opera Studio Weimar geben auf der Bühne alles und dieser Spiel-Elan teilt sich mit. In der Pause höre ich von einer Besucherin: „Es ist wirklich ansteckend, wie diese jungen Leute singen und spielen.“


Basilio, Bartolo, Marcellina. Copyright: Britta Rehder-Geßner 

Einige Teilnehmer sind zum wiederholten Male dabei, andere ganz neu. „Es ist erstaunlich, wie schnell in diesen vier Wochen eine Gemeinschaft entsteht, weil wir alle dasselbe wollen: gute Kunst machen und den Menschen Freude schenken!“ – meint eine Teilnehmerin aus Osteuropa.

Nach dem langanhaltenden Schlussapplaus, spricht mich ein Pianist aus Trier an, der gerade mit seiner Frau auf den Spuren von Franz Liszt wandelt. Seine Frau habe ein bisschen Bedenken gehabt, wie so eine lange Oper von einer Studententruppe aufgeführt klinge, aber sie seien beide sehr beeindruckt und froh darüber, dass sie von der Veranstaltung im Tourismusbüro der Stadt Weimar gehört hätten. Dieser Besuch habe sich wirklich gelohnt.

Wer sich von der Qualität der Figaro-Inszenierung des Lyric Opera Studio im Mon Ami Weimar selbst überzeugen will, der kann noch die Aufführungen am 5. und 6. März 2018 jeweils um 19:00 Uhr sehen. Karten gibt es an der Abendkasse.

Thomas Janda

 

 

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