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WEIMAR/ Galerie Profil: Wieland Förster, PLASTIK ZEICHNUNG GRAFIK

Eine Ausstellung, gewidmet dem Bildhauer zum 90. Geburtstag

10.03.2020 | Ausstellungen

Wieland Förster, PLASTIK ZEICHNUNG GRAFIK

Eine Ausstellung, gewidmet dem Bildhauer zum 90. Geburtstag

Die Galerie Profil Weimar ehrt den Bildhauer Wieland Förster und gratuliert ihm mit einer Ausstellung zum Jubiläum noch bis zum 19. März 2020.

Am 12. Februar war der 90. Geburtstag von einem der herausragenden figürlichen Bildhauer der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – Wieland Förster. Sein in fünf Jahrzehnten entwickeltes Werk mit seiner unverwechselbaren und ausdrucksvollen Figurensprache ist ein eindeutiges Bekenntnis für den Menschen, welches ihm, aus der eigenen Biografie entstanden, zum essentiellen Hauptthema wurde. Der in 1930 Dresden geborene Wieland Förster erlebte als Jugendlicher die Schrecken und das Leid, was den Menschen durch den zweiten Weltkrieg widerfuhr, er erlebte die Bombennacht am 13. Februar 1945 als Fünfzehnjähriger und sah die Zerstörung von Menschen und seiner Heimatstadt. Durch persönliche Missgunst eines Funktionärs landete er 1946 unschuldig in einem sowjetischen Speziallager, welches er lediglich einem glücklichen Umstand verdankend, 1950 verlassen konnte, allerdings mit viel Leiderfahrung und gebrochener Gesundheit. Sein Ent- schluss, als bildender Künstler fortan Zeugnis abzulegen vom Menschen im 20. Jahrhundert, war ihm nicht nur innere Verpflichtung. Er hat der Gesellschaft mit seinem Werk viel Wertvolles hinzugefügt und hat uns bereichert, sowohl als Bildhauer als auch als Schriftsteller. Vielerorts ist das Werk Försters in Museen und im öffentlichen Raum sichtbar und seine Veröffentlichungen von hoher literarischer Qualität belegen dessen Wahrhaftigkeit.

Galeristin Elke Gatz-Hengst vor der Plastik Hero              (Foto O. Schnürpel)

Der ab Ende der 50er Jahre in Berlin lebende Förster gehörte schon sehr früh zu den herausragenden Bildhauern, jedoch nie zu den in der DDR staatstragenden Künstlern. Im Gegenteil, er wurde wegen seiner humanistischen und systemkritischen Haltung von 1968 bis 1973 mit einem Ausstellungs- und Verkaufsverbot belegt. Erst 1974 in einer kurzen Phase der Liberalisierung des SED-Regimes und durch Vermittlung von Konrad Wolf (damaliger Präsident der Akademie der Künste der DDR) wurde er als ordentliches Mitglied in die Akademie der Künste aufgenommen und später einer ihrer Vizepräsidenten, zuständig für die Meisterschüler-Ausbildung.1985 wurde ihm die Professur zuerkannt. Nach Auflösung der DDR trat er 1991 wegen nicht ausreichender Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit aus der Akademie/Ost aus. Im selben Jahr wurde er Mitglied des P.E.N. Zentrums (Ost). 1996 ist er Mitbegründer der Neuen Sächsischen Akademie der Künste in Dresden.

In den 90er Jahren widmete sich Förster den großen Mahnmalen für die Opfer von Unmenschlichkeit, Willkür und Gewalt. So entstand u.a. 1993 „Der große trauernde Mann“ für die Opfer der Bombennacht seiner Heimatstadt Dresden. Seine Mahn- und Opfermale sind trotz der ihnen innewohnenden Leiden und Expressivität von hoher geistiger Sensibilität und einer gewissen Zartheit. Dem gegenüber steht die zweite herausragende Gruppe im Schaffen des Bildhauers – die weiblichen Figuren als Verkörperung von Leben und Natürlichkeit, von Sinnlichkeit, Schönheit und Eros.

 

Einblick III,  (Foto O. Schnürpel)

Genau diesem Aspekt seines Schaffens ist die Ausstellung seiner Weimarer Galerie gewidmet. Die Galerie Profil Weimar vertritt Förster seit nunmehr fast 30 Jahren. ‚In all den Jahren wurden neben Förster auch immer wieder andere bedeutende Künstler wie zum Beispiel Alfred Hrdlicka ausgestellt. In ihren Themen sind sich die beiden verbunden, jedoch unterschiedlich in ihrer Expressivität.

Weimar hat schon immer eine große Anziehungskraft auf Wieland Förster ausgeübt. Schon 1988 wurde die „Hommage á Schiller“ vor dem Neubau des Schillermuseums aufgestellt. Bezugnehmend auf die Rede von Thomas Mann 1955 in Weimar, war ihm vor allem der Freiheitsgedanke Schillers Grundlage zu dieser Plastik.

Einer Idee Försters folgend, hat die Galerie Profil Weimar bei einer Ausstellung 2001seine Bronzeplastiken direkt vor dem Schillermuseum und in der Innenstadt aufgestellt. So etwas hatte Förster als sehr wirksam empfunden, als er bereits 1990 seine Ausstellung bei der BAWAG Foundation in Wien hatte. Der öffentliche Raum als zwangsläufige Begegnung mit künstlerischen Werken spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle, gerade wieder in heutiger Zeit.

 

Ebenfalls aus diesem Grunde wurde 2017 zum 500. Jubiläum der Reformation durch Initiative der Galerie Profil Weimar an der dortigen Herderkirche die Bronzeplastik von Martin Luther angebracht, für die ein Verein heute noch um Spenden wirbt (www.lutherfuerweimar.de). Die Porträtplastik des Reformators schuf Wieland Förster 1981/82. Sie ist eine von vielen entstandenen Porträtplastiken in seinem Werk, in denen er von vielen ihm wichtigen Kulturschaffenden ihre Individualität und Schöpferkraft äußerst direkt und beeindruckend vermittelt. Als Beispiele dafür seien hier die Porträts von Jean Genet und Elfriede Jelinek genannt (derzeit zu sehen im Angermuseum Erfurt).

Mittlere Daphne II  (Foto O. Schnürpel)

In der Weimarer Galerie-Ausstellung sind derzeit eine große Zahl von Bronzen, Zeichnungen und Grafiken zu sehen und zu erwerben, die für Sammler interessant sind, die dem Thema von Sinnlichkeit, Liebe und Eros nachgehen.   Den Torsi von Daphnen, Mänaden und Niken sind Gruppen von Paaren und Liebespaaren gegenübergestellt. Eine andere Gruppe dreht sich um die sogenannten „Einblicke“ (Foto Einblick II, 1976 Bronze, oben), die einen wesentlichen Teil der weiblichen Akte ab 1970 in Försters Werk ausmachen. Es sind dies Einblicke auf einen Teil des Leibes, den weiblichen Schoß als Sinnbild von Liebe, Fruchtbarkeit und neu entstehendem Leben. Diese Sichten auf den weiblichen Leib lassen ebenso raumgreifende Vorstellungen von Landschaften, von Hügeln, Schluchten und Höhlen entstehen. Mit diesem Blick auf Landschaft lässt sich der Aspekt der Synthese von Mensch und Landschaft (Natur) in Försters Werk eindrücklich beschreiben. Man findet diese Verschmelzung von Körpern und Landschaft immer wieder in Form und Oberfläche seiner Figuren. Schlüsselerlebnis zu dieser Wahrnehmung war Försters Reise Ende der 60er Jahre nach Tunesien, auf der er von uralten Olivenbäumen, von Felsschluchten und Wüsten derart nachhaltig beeindruckt war. Die „Verlandschaftung der Figur“ wird sehr gut sichtbar in der „Halbliegenden“ von 1978 und in der „Mittleren Daphne II“ von 1996 (Foto) in der Weimarer Ausstellung. Eine Seltenheit zeigt die Ausstellung auch mit einer Gouache „Im Olivenbaum Djerba“ (2005) als Beispiel für eine abstrakte farbige Darstellung zu diesem Thema.

Wieland Förster hat mit seinem Buch „Im Atelier abgefragt“ (Deutscher Kunstverlag, München.Berlin 2005) sein persönliches Statement zur Bildhauerei des 20. Jahrhunderts und seiner eigenen Arbeit abgelegt. Eine wesentliche Erkenntnis für die Entwicklung seiner eigenen Arbeit ist die Entdeckung der Eiform, die er darin ausführlich als natürliche Triebform beschreibt. Im Gegensatz zur perfekten Form der Kugel ist dem gegenüber der Eiform eine mit Spannung aufgeladene Form, in der sich der Abstand vom Kern zu den Rändern ellipsenförmig ändert. Dies wird seit den 60er Jahren zu einem wesentlichen Kompositionsbestandteil seiner Bildhauerei. Als bemerkenswertes und bedeutendes Beispiel dafür finden wir in der Ausstellung der Galerie Profil Weimar die Plastik der „Hero“ von 1966, die sich auch im Titelbild zur Ausstellung wiederfindet. Der Frauenleib der Hero, die sehnsüchtig den Arm nach dem in den Fluten ertrinkenden geliebten Leander aussteckt, ist geprägt von der Eiform, von den Schwellungen und Einschnürungen des aufstrebenden spannungsvollen Körpers – „…und da blühte im steigenden Sonnenlicht der Frauenleib, damals im Schatten des Flieders.“ (aus Wieland Förster: „Aufgeschriebenes I“ 1968).

In der Ergänzung der Bronzeplastiken im mittleren Format sind in der Galerie Profil Weimar einige sehr schöne Beispiele von Plastiken im kleinen Format zu finden, welches Wieland Förster immer als ein wesentlicher Teil seiner Arbeit galt. In früheren Jahren hat die Galerie zwei Editionen solch kleiner Figuren (Torso´98, Kleine Karyatide 1988, Kleiner Nikenentwurf 2000 – vergriffen) begleitet.

Es zeigt sich alles in allem die Ausstellung der Galerie Profil Weimar nicht nur als würdige Ehrung des bedeutenden Bildhauers, sondern auch als wahre Fundgrube an exzellenten Werken und das nicht zuletzt für ausgesprochene Kenner und Sammler guter Kunst. Daher lohnt sich der Besuch immer in der Galerie Profil Weimar.

Weimar, den 9. März 2020

Olaf Schnürpel

 

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