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WEIMAR/ Galerie Profil: MADELEINE HEUBLEIN – Aus der Zeit

10.11.2020 | Ausstellungen

Ausstellung:

Madeleine Heublein – Aus der Zeit     17.10. – 26.11.2020         Galerie Profil Weimar


Abbildung 1 Vernissage / Madeleine Heublein

Die Leipziger Malerin Madeleine Heublein ist zum wiederholten Male in ihrer Weimarer Galerie Profil mit aktuellen Arbeiten zu Gast. Was sie in diesen Malereien, Zeichnung und Graphiken umtreibt, sind Themen, die uns alle bewegen, weil sie allgegenwärtig im Weltgeschehen sind. Deshalb ist der Titel der Ausstellung so treffend gewählt: Aus der Zeit. Dies war auch zugleich Aufhänger des Laudators Michael Hametner (vielen bekannt als außerordentlicher Kenner der Literaturszene und guter Hörfunkjournalist mit markanter Stimme), der in tiefgründiger Kenntnis des Werkes Madeleine Heubleins sich diesem Motto zuwandte. Er „meint damit nicht: die Welt im Stich lassen, sondern …er meint das Anhalten als Sich-Anhalten. Meint das Innehalten als einzige Chance wirklich zu sehen. Meint den Versuch, sich gegen die Laufrichtung der Zeit zu stellen.“ Er meint auch, dass Madeleine Heublein in der Lage ist, mit Bildern zu fragen, was die eigentliche hohe Kunst sowohl der Literatur als auch der Bildenden Kunst ausmacht.

Madeleine Heublein ist 1963 in Leipzig geboren und ist über einen Umweg seit 1992 beharrlich auf ihrem Weg als freiberufliche Künstlerin. Zahlreiche Ausstellungen brachten ihr über den mitteldeutschen Raum hinaus Anerkennung und Beachtung ein, sodass ihre Arbeiten über den privaten Bereich hinaus in Museen und öffentlichen Sammlungen gelandet sind. Auch ihre große Installation „Genius Loci“ von 1995 ging nach der international beachteten Leipziger Ausstellung „point of no return“ in den Museumsbesitz über.


Abbildung 2 Strandgut. 2018, Acryl auf Bütten, 40 x 53 cm

Obwohl viele der von Madeleine Heublein bearbeiteten Themen miteinander verwoben sind und man in ihnen immer wieder die Suche nach haltbaren Metaphern ansieht, war das Initial für den in Weimar gezeigten in sich homogenen Zyklus ein reales Erlebnis bei einem 2018 im Spreewald sattgefundenen Pleinairs zusammen mit Thomas Ranft, Helge Leiberg u.a. Sie fing an, Boote und Kähne auf dem Wasser zu zeichnen, aus denen sich solche Folgen wie Strandgut, Verlorene Ufer, Suche und Morgenlicht entwickelten. Michael Hametner führt dazu treffend aus: „Ihre drei Öl-Bilder als Verlorene Ufer, ihre Acryl-Serie Strandgut, ihre figürlichen Monotypien sind keinesfalls Verabschiedungen in Trauer, sondern Versuche auf Leinwand, Holz oder Büttenpapier das Abgebildete als Lebendiges festzuhalten. Es sind keine Untergangsszenarien, die sie dem Bildbetrachter zumutet, sondern es sind Beschwörungen der Schönheit. Das Schwarz der Figuren, das Schwarz der gleichsam zu einem Vogelnest gefügten Boote ist kein kompaktes Schwarz, sondern hat viele Momente der Transparenz und des Gegenlichts. Der Betrachter mag an Boote mit Geflüchteten denken, aber es ist nicht sicher, ob wir die Tagebauseen verlassen haben, wo alle Menschen Flüchtende sind. Die Künstlerin erobert sich inmitten all des Schwarz die Schönheit des Gezeigten – natürlich einer Schönheit in Bedrängnis. Aber genau das ist die Gabe des Künstlers, dem Bedrohten die Würde zu geben: und diese Würde besteht in seiner Schönheit.“ …

“Wir begegnen in ihren Bildern nicht dem verkommenen Ufer, dem vom Eisen rot gefärbten Wasser, den verödeten Landschaften, sondern wir begegnen den Versuchen der Künstlerin zu ihrer Rettung, wenigstens im Bild. Das Echo der real gesehenen Bilder löst in ihr die Lust an einer malerischen und zeichnerischen Übersetzung aus. Es geht Madeleine Heublein um die Umwandlung des Erlebten in – erschrecken Sie bitte nicht über das Wort – schöne Bilder. Entdecken Sie die Schönheit der Bildausschnitte, der ausbalancierten Kompositionen, der reduzierten Farben, der mal Spannung und mal Entspannung schaffenden Rasterungen und morgendlichen Lichtanmutungen. Alle ihre Bilder besitzen konkret Gegenständliches, was Wiedererkennbarkeit schafft, und zugleich die Abstraktion. Abstraktion versucht der Welt ihre Ordnung zurückzugeben.“


Abbildung 3 Verlorene Ufer III. 2020, Öl auf Holz, 100 x 80 cm

Michael Hametner vergleicht Madeleine Heublein mit Sisyphos. „Gegen die Laufrichtung der Zeit. In jedem Themenzyklus verteidigt sie das Lebendige und rollt gegen drohendes Unglück immer aufs Neue den Stein den Berg hinauf. Wie Sisyphos. Und den soll man sich ja bekanntlich als einen glücklichen Menschen vorstellen.“

Um auch mit wenig freiem Platz an den Wänden und kleinem Budget nicht mit leeren Händen aus der Ausstellung zu gehen, bietet die Galerie Profil die Vorzugsgrafik des „Teiresias“ (Radierung in zwei Farben, Auflage 15) an.

Ein Blick auf die Homepage der Galerie verrät noch mehr: www.galerie-profil.de

Weimar, den 6. November 2020

Olaf Schnürpel

 

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