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WEIMAR/ Galerie Profil: „Himmel Erde Quadrat Kreis“ – Songwen Sun-von Berg

27.10.2019 | Ausstellungen

Ausstellungseröffnung in der Galerie Profil Weimar der Künstlerin Songwen Sun-von Berg

„Himmel Erde Quadrat Kreis“


Songwen Sun-von Berg & Galeristin Elke Gatz-Hengst ©Olaf Schnürpel

Am 26. Oktober 2019 wurde die Ausstellung „Himmel Erde Quadrat Kreis“ in der Galerie Profile in Weimar eröffnet. Die Künstlerin selbst war aus Berlin gekommen und mit ihr Frau Uta Rahman-Steinert, Kuratorin am Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin, die die Laudatio hielt.

Frau Songwen Sun-von Berg ist in Weimar schon bekannt. Schon zum zweiten Mal stellt die in Shanghai geborene und seit 1991 in Berlin lebende Künstlerin in der Galerie Profil Weimar aus und man kann sagen, dass sie mit der Wahl der Galerie einen guten Platz gefunden hat. Ihr großes Interesse am dichterischen Werk Goethes hat sie seit Jahren immer wieder nach Weimar geführt und so lag es auch eines Tages auf der Hand, dass sich die Künstlerin und die Galeristin kennenlernten. So entstand schon zur ersten Präsentation im Jahr 2016 ein anspruchsvoller Katalog.

In der aktuellen Ausstellung formieren sich die Tuschearbeiten unter dem Titel „Himmel Erde Quadrat Kreis“ und ein zentrales Bild ist „Der Stein des guten Glücks“, eine Tuschearbeit auf einem 100 mal 100 Zentimeter großen Blatt.

Foto vom Stein des guten Glücks

Zitat „Es zeigt jene Skulptur, die Goethe 1777 in der Nähe seines Gartenhauses im Park an der Ilm aufstellen ließ. Diese auf einem Kubus ruhende Kugel war eine der ersten abstrakten Skulpturen in Mitteleuropa. Für Goethe war sie Symbol seiner Liebe zu Charlotte von Stein, aber auch Ausdruck allgemeinen Glückes und Wohlergehens. Die Dualität, das Gleichgewicht zwischen dem solide ruhenden Kubus und der fragilen Balance der Kugel, kann sicherlich als Metapher gedeutet werden. Nachdem wir nun noch die Assoziation zum chinesischen Weltbild herstellen können (nach chinesischer Überlieferung ist der Himmel rund, die Erde hingegen viereckig), verstehen wir eine weitere Dimension in diesem Bild von Songwen Sun-von Berg: Es umfasst die ganze Welt, Himmel und Erde und alle Dinge, die aus dem Zusammenwirken der beiden gegensätzlichen, aber einander bedingenden Pole hervorgehen. Und nicht zuletzt ist das Bild auch noch Ausdruck der Verehrung der Künstlerin für den großen deutschen Dichter.

Beim Betrachten des Bildes von der Skulptur im Garten drängt sich eine weitere Assoziation geradezu auf: Im Europa des 18. Jahrhunderts ist eine abstrakte Skulptur eine ziemlich singuläre Erscheinung gewesen. In China hingegen hat man bereits vor rund 2000 Jahren damit begonnen, Steine aus ästhetischen Gründen zu sammeln und mit diesen quasi abstrakten Skulpturen Gärten, Parks und Höfe zu gestalten. Später wurden auch interessant geformte kleinere Steine auf eigens dafür gefertigten Stein- oder Holzständern in den Arbeitszimmern der Gelehrten aufgestellt. Sie dienten der Betrachtung und Meditation. Ihre besonderen Qualitäten wurden in Gedichten beschrieben und in Katalogen illustriert.

Die Wertschätzung der Steine hat nicht nur einen ästhetischen Aspekt, sondern auch eine metaphorische Dimension. Nach chinesischen Vorstellungen wohnt den Steinen die gleiche Kraft und Spiritualität inne wie der Erde und den Bergen. Als „Kristallisationspunkte der kosmischen Energie“ und als „Knochen der Erde“ sah und sieht man in den Steinen der Gartenanlagen und Gelehrtenstuben die höchsten Prinzipien der Natur verkörpert.

 Foto Collage

Noch ein anderer Aspekt ist bemerkenswert. Songwen Sun-von Berg benutzt eine Rohrfeder, ein Schreibgerät, das schon in der Antike im Gebrauch war und in der chinesischen Kalligrafie gar keine, dafür aber in der arabischen und hebräischen Kalligrafie eine zentrale Rolle spielt. Mit dieser Kombination hat sie ihre ganz individuelle Methode entwickelt und auch auf diese Weise scheinbar Gegensätzliches, Östliches und Westliches, zusammengebracht. Die Verwendung der Rohrfeder nun – und jetzt kehren wir wieder zu den Steinen zurück – lässt häufig gerundete Formen, Kringel und Kreise entstehen, die an die durchbrochene Oberfläche der Gartenfelsen und Gelehrtesteine gemahnen.“ Zitatende (Uta Rahman-Steinert)

Die Ausstellung umfasst mehrere Themenbereiche mit landschaftlichen Assoziationen. Es sind allesamt Tuschearbeiten in höchster Qualität.

Diese Werke kann man noch bis zum 27. November 2019 in der Galerie zu den üblichen Öffnungszeiten Profile bewundern. Die Galeristin, Frau Gatz-Hengst, präsentiert auch die Bilder nach vorheriger terminlicher Vereinbarung. Mehr kann man über die Homepage erfahren: www.galerie-profil.de

Olaf Schnürpel, 1. November 2019

 

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