Weimar, Deutsches Nationaltheater: „Faust, Der Tragödie erster Teil“, 21. September 2018
Der Regisseur Hasko Weber reicherte seinen „Faust“ mit zahlreichen komischen Einlagen an. So singt beispielsweise Mephisto Sebastian Kowski, als er Faust Lutz Salzmann von einem neuen Leben vorschwärmt das Lied „Einmal um die ganze Welt“ (bekannt durch die Interpretation Karel Gotts). Es fehlen auch derbe, anzügliche Scherze nicht, die ich aber jetzt im Einzelnen nicht schildern will.
Was aber ganz entscheidend ist, dass die Produktion hohen Unterhaltungswert hat und vor allem bei den vielen Schülern und Studenten, die die Vorstellung besuchten, Anklang fand.
Beide Sebastian Kowski und Lutz Salzmann sind hervorragende Darsteller, die dem Goetheschen Text gerecht werden. Die wesentlichen Stellen kommen sehr klar und eindringlich, im gebildeten Publikum hörte man leises Mitsprechen.
Es wird ganz klar, wie wichtig die ständige Auseinandersetzung mit Goethe ist, der 60 Jahre lang an seinem Faust arbeitete.
Dazu ein kleiner Auszug des Textes, den die Dramaturgin Beate Seidel im Programmheft schrieb: „Unsere Beschäftigung gilt also einer Tragödie, die 200 Jahre alt ist, jedoch bedrückend aktuell in der Analyse der allumfassenden Wirksamkeit des ‚Kapitalismus‘, dessen Geburtsstunde Goethe miterlebte. Wie Faust nach wie vor für das „moderne, egoistische Individuum“ stehen kann, so mag man Mephisto als bühnenwirksame Personifizierung eines nach wie vor allmächtig erscheinenden ökonomischen und sozialen Prinzips deuten – dessen Wirksamkeit sich bis heute noch einmal um ein Vielfaches beschleunigt hat.“
Auch die weiteren Darsteller, Margarete (Nora Quest), dann die in unterschiedlichen Rollen auftretenden Elke Wieditz, Nadja Robine, Nahuel Häfliger, Roswitha Marks und Krunoslav Sebrek überzeugten als Darsteller.
Es ist wirklich ein Erlebnis in der Goethestadt Weimar eine gelungene und eifrig beklatschte Aufführung des „Faust“ zu erleben.
Christoph Karner