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WARTBURG/Eisenach/ Meininger Staatstheater: TANNHÄUSER /2. Auff. „Bereitet heute uns denn auch ein Fest“

17.05.2022 | Oper international

Tannhäuser“ – 2. Auffg. 15.5.Bereitet heute uns denn auch ein Fest“

Die Wartburg - Wartburg
Die Wartburg. Foto: Wikipedia

Hermann, Landgraf von Thüringen ruft es,  und mit der Aufführung des Meininger Staatstheaters auf der Wartburg wird es wie bestellt zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Intendant a.D. (bis 2021) Angar Haag hat, wie mit „Lohengrin“, seinem Abschiedswerk von der Meininger Bühne, dieser halbszenischen Aufführung des „Tannhäuser“ am romantischen Spielort der Oper eine authentische Form gegeben, die, solide bis hervorragend ausgeführt, in beiden Fällen das Publikum von den Stühlen reißt. Wo findet man das noch in Deutschland?

Wagner authentisch zu erleben, gehört inzwischen zu den ganz großen Glücksfällen. So lässt man denn auch die kurze Irritation hinter sich, die, wahrscheinlich durch einen menschlichen Fehler ausgelöst, auf dem Besetzungszettel aus dem Sängerkrieg einen Sängerkreis macht. Dahinter eine ernsthafte Absicht zu vermuten, hieße die Macher an der Mündigkeit des Publikums zweifeln zu lassen. 

Die Erwartungshaltung des Publikums war rundum positiv und wurde nicht enttäuscht. Das internationale Ensemble wusste zu beindrucken. So der Türke Selcuk Hakan Tıraşoğlu mit seinem sicheren Bass als Landgraf Hermann. Wenn man ihn parallel gerade im beeindruckenden „Lohengrin“ in Meiningen erlebt hat, bleibt man in seinem Bann. Ähnliches trifft auf den japanischen Bariton Shin Taniguchi zu, der im Tal einen glänzenden Telramund bot und einmal mehr auf der Burg als Wolfram von Eschenbach mit einer tiefgründigen gesanglichen Auslotung der Rolle absolut gerecht wurde. Ähnliches trifft auch auf die dänische Sopranistin  Brit-Tone Müllertz zu, die sowohl als Venus wie auch als Elisabeth reüssierte und die Beifallsstürme sichtlich genoss.

Dass Ensemblemitglied Michael Siemon wegen ernsthafter Erkrankung in diesem Jahr bisher weder den Lohengrin noch den Tannhäuser geben konnte, entbehrt nicht einer gewissen Tragik, bot und bietet aber hervorragenden „Einspringern“ die Möglichkeit, ihr Können unter Beweis zu stellen. So auch Zurab Zurabishvili nun bereits zum zweiten Mal als Tannhäuser, dessen Heldentenorstimme der von Wagner gestellten schwierigen Aufgabe mühelos gerecht wurde. Er vermochte nach den ersten beiden Akten und ihren dramatischen  Höhepunkten, wie im intensiven und doch schmerzempfundenen großen Minnesängerfinale des 1. Aktes und in seiner Wiedersehensfreude mit Elisabeth, dem zwischen Ehrlichkeit und Provokation changierenden Sängerkrieg und dem ergreifenden Finalensemble des 2. Aktes („Erbarm dich mein …“) bestens zu singen und die Rolle zu gestalten  Auch den Dialog mit Wolfram brachte er emotional überzeugend und verlieh der Romerzählung  die notwendige Dramatik und Nachdrücklichkeit, die einen Spannungsbogen von der Lustbarkeit der Venusgrotte zur moralischen Selbstüberhebung dessen bot, der auf dem Stuhl Petri in Rom selbstherrliche Urteile abgab. Der vielseitige Tenor hat damit sein Können einmal mehr unter Beweis gestellt. Entsprechend dankte es ihm das Publikum.

Rafael Helbig-Kostka
als Walther von der Vogelweide, Stan Meus als Heinrich der Schreiber, Mikko Järviuloto als Reinmar von Zweter und der kurzfristig eingesprungene Giulio Alvise Caselli als Biterolf komplettierten gewohnt souverän die Sängerschar.

GMD Philippe Bach führte die Meininger Hofkapelle sicher durch die dramatischen Handlungshöhen und -tiefen , Chor und Extrachor des Staatstheaters Meiningen füllten letztendlich die von der Wartburg vorgegebene Kulisse so eindringlich klangvoll aus, dass wohl auch dem letzten Besucher ein Schauer über den Rücken lief. Nirgendwo geht Wagners Musik mehr unter die Haut, wenn man sich des Genius loci und der Geschichte dieses Originalschauplatzes bewusst ist.                                                                                                                    
Zurück zum Titel, der sich erneut erfüllte. Besser geht’s nicht.     

Thomas Krakow/Hilde Lutz                                                                                               

 

 

 

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