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WARSCHAU/ Teatr Wielki/ Opernhaus: ARIENABEND MIT PIOTR BECZALA

06.04.2021 | Konzert/Liederabende

Piotr Beczala mit Konzertabend in der Polnischen National-Oper Warschau (Teatr Wielki) am 5.4.2021/ WARSCHAU

Feuer und Leidenschaft

PIOTR BECZAŁA - Wydarzenia - Wilanów - cowwilanowie.pl

 Hierzulande unbekannte Meisterwerke interpretierte das Orchester der Oper Warschau unter der Leitung von Lukasz Borowicz zusammen mit dem Tenor Piotr Beczala, einem der großen Sänger unserer Zeit.

Gleich bei der Ouvertüre zur Oper „Monbar“ von Ignacy Feliks Dobrzynski fielen neben Tremolo-Effekten die fulminanten Bläser-Einsätze sowie die reizvollen Pizzicati und Tremolo-Passagen auf. Eindrucksvoll wirkte dann die Arie „Come un bel di di maggio“ aus Umberto Giordanos Oper „Andrea Chenier“, wo Piotr Beczala die blühende Melodik meisterhaft hervorhob. Sehr durchsichtig interpretierte das Orchester das Intermezzo aus Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“, wo der Verismo aufstrahlte. Piotr Beczala  interpretierte die Schluss-Arie Turridus aus „Cavalleria rusticana“ dann mit leidenschaftlicher Verzweiflung und packender Intonation. Der Arie des Jontka aus Stanislaw Moniuszkos Oper „Halka“ gewann er differenzierte Ausdrucksnuancen ab.  Nicht weniger berührend war die Arie Stefanas aus „Straszny dwor“ von Stanislaw Moniuszko, einem Meister spannungsvoller Tremolo- und Ostinato-Passagen. Er gilt als Vater der polnischen Nationaloper. Die Polonaise von Moniuszko zeigte schwungvolle Rhythmik und strahlkräftige Trompetenpassagen. Auch der tänzerische Charakter wurde exzellent herausgearbeitet. Der Arie des des Grieux aus Giacomo Puccinis Oper „Manon Lescaut“ gewann Beczala eine imponierende Kraft der Gesangslinie mit differenzierten Zwischentönen ab.  Von Feliks Nowowiejski war eine Arie aus der „Legenda Baltyku“ zu hören, wo Piotr Bezcalas Stimme mit einem wunderbar weiten Resonanzraum und riesigem Ausdrucksvolumen faszinierte. 

Mit unglaublicher Geschwindigkeit musizierte das Orchester die Ouvertüre zu Michal Glinkas Oper „Ruslan und Ludmila“. Ritter, Prinzessinnen, Zauberer und Hexen trieben hier ihre verwirrenden Spiele. Mit lebhaftem Aufschwung setzte sich das atemlos musizierte Hauptthema in Bewegung. Fanfaren und Fortissimopaukenschläge heizten den Zuhörern hier mächtig ein. Das zweite Thema überwältigte den Hörer als ausdrucksvoller Gesang der Bratschen und Celli. Und in der Durchführung bestachen bei dieser Wiedergabe vor allem die langgehaltenen Horntöne bis zum triumphalen Schluss. Grandios war die Arie des Kalaf „Nessun dorma“ aus Giacomo Puccinis Meisteroper „Turandot“, wo Piotr Beczala sich nicht nur mit Carreras, Domingo und Pavarotti messen konnte, sondern ganz eigene, unverwechselbare Akzente setzte. Die Stimme schoss wie eine feurige Rakete in die Höhe, wobei Piotr Beczala nie das dynamische Gleichgewicht verlor. Bewundernswert war ebenso die Arie des Cavaradossi „E lucevan le stelle“ aus Giacomo Puccinis „Tosca“, wo Beczala nochmals mit berückendem Melos triumphierte. Bewegend interpretierte er die Arie Lorisas aus „Fedora“ von Umberto Giordano, wo sein Timbre ebenfalls mit großem Klangfarbenreichtum imponierte. Die Arie Don Joses aus „Carmen“ bestach mit explosiver Kraft und glutvoller gesanglicher Fülle, die sich immer mehr steigerte. Zum Abschluss begeisterte Beczala noch mit fein ausbalancierten Spitzentönen bei einer Arie von Mieczyslaw Karlowicz.

Er ist einer der wenigen Sänger, die ihre Rollen mit unbestrittener stilistischer Klarheit und feinem Gespür für harmonische Zwischentöne interpretieren. Man kann nur hoffen, dass ein großes Publikum diese großartige Meisterleistung bald wieder in vollbesetzten Opernhäusern würdigen kann.

Alexander Walther

 

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