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KÖLN: Vortrag zum Offenbach-Jahr von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im WDR

19.06.2019 | Themen Kultur

Vortrag zum Offenbach-Jahr von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im WDR

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger


Jacques Offenbach lädt zur Ausstellung im WDR ein. Foto: Andrea Matzker

In den Genuss eines einstündigen Vortrags über das Lachen im Rahmen der Feierlichkeiten zum Offenbach-Jubiläum von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki gelangten 160 handverlesene Hörer des Westdeutschen Rundfunks 3 im Kleinen Sendesaal des Funkhauses.


Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei seinem Vortrag. Foto: Andrea Matzker

Er begann seinen Vortrag mit den bescheidenen Worten: „Ich darf ein kleiner Mosaikstein dieses Offenbach-Jahres sein. Hätte es vor 200 Jahren bereits das Radio gegeben, hätten die Offenbach-Melodien die Charts gestürmt.“ Er kommt direkt zum Kern der Sache, nämlich den Augen. „Die Augen sind die Fenster der Seele. Ein anderer berühmter Kölner, Heinrich Böll, beschrieb humorvolle Augen folgendermaßen: Sie sind nicht ganz trocken, nicht ganz nass, sondern sie sind feucht. Feucht, wie auch das Wort im Lateinischen Humor heißt. Mit diesen Augen hat Offenbach die Welt gesehen und beschrieben. Und klingt nicht der Cancan auch fast sowie Karneval?“


Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei seinem Vortrag. Foto: Andrea Matzker

Kardinal Woelki kommt auf den rheinischen Humor, den jüdischen Witz und die französische Eleganz zu sprechen, die Basis für die Operette Offenbachs und das Lachen an sich sind. Am wichtigsten sei es, über sich selbst lachen zu können. Orpheus verbindet den Kardinal persönlich mit Offenbach, denn es war sein Thema in der Predigt bei seiner Einführung in Köln. Der Fokus bei Offenbach in seinem Orpheus in der Unterwelt war es, den schönen Schein zu entlarven und die Doppelmoral der Gesellschaft aufzuzeigen. Mit seiner spitzen Feder beschrieb er das Lachen über das eigene angepasste und hohle Leben. Orpheus und Christus sind, sich aneinander anlehnend, im Bischofsstab von seinem Kölner Vorgänger Kardinal Frings dargestellt, den Woelki bei seiner Einführung im Kölner Dom trug. Als Orpheus in der Unterwelt am 21. Oktober 1858 aufgeführt wurde, stellte Offenbach anwesenden Französischen Kaiser Napoleon III als liebestollen Jupiter dar. Der Regent applaudierte lautstark. Bereits die ersten Christen kannten schon die Sage um Orpheus. Letztendlich bedeutet sie, dass die Liebe doch stärker als der Tod ist. Und dies muss an Ostern gefeiert werden. Deshalb bedauert der Kardinal, dass der alte Brauch, in der österlichen Messe Witze zu erzählen, fast vollständig abhanden gekommen sei. Aus diesem Grund erzählte er derer gleich zwei. Den eindeutig größeren Beifall bekam der folgende:

Der Papst hält sich zu Ostern in Amerika auf und fährt mit seinem Chauffeur über Land. Er vertraut ihm an: “Ich darf nichts selbst machen und würde doch so gerne einmal Auto fahren.“ Der Chauffeur lässt ihn ans Steuer, der Papst fährt selbst, allerdings viel zu schnell. Prompt kommt die Polizei. Der Polizist, völlig verdattert, ruft seinen Vorgesetzten an und fragt: „Was soll ich tun?“ Die Antwort: „Bestrafen!“ Der Polizist: „Nein.“ Der Vorgesetzte: „Um wen handelt es sich denn? Ist es der Gouverneur?“ „Nein, höher!“ Der Vorgesetzte am Telefon: “Dann kann es nur noch der Präsident sein.“ Der Polizist: „Nein, höher!“ Der Vorgesetzte fragt: „Wer denn?“ Der Polizist antwortet: „Ich weiß es wirklich nicht. Aber der Papst ist sein Chauffeur.“

Das Osterlachen soll die Osterfreude zum Ausdruck bringen. Es symbolisiert die Überlegenheit und den Sieg über den Tod. Mit dieser Hymne auf das Charisma des Humors entließ der Kardinal seine Zuhörer mit dem Slogan

Yes we cancan.


Offenbach auf einer Photographie von Nadar in Paris um 1875. Foto: Andrea Matzker


Offenbach-Ausstellung: Brand im Ringtheater am 8.12.1881. Foto: Andrea Matzker

 

 

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