VOM SINGEN. WAS IST EIGENTLICH »LEGATO«?
8. Juni 2021
Von Thomas Prochazka
Mich haben ein paar Sänger und Lehrer ersucht, mich einmal der Frage zu widmen, was denn eigentlich »dieses legato« sei, von dem immer soviel geschrieben, auf das so oft verwiesen wird. Daraus entstand der nun veröffentlichte Beitrag »Vom Singen. Was ist eigentlich ›legato‹?«:
In ihren Berichten meist wie nebenher notiert, attestieren einige Rezensenten Sängern der von ihnen besuchten Aufführung durchwegs die Fähigkeit, legato zu singen, während andere Berichterstatter vehement das Gegenteil behaupten. Dieser Widerspruch verdrießt — auch und gerade das Publikum. Wem soll es glauben?
Was also ist dieses »legato«, von dem immer die Rede geht? Unter legato versteht man beim Gesang die geschmeidige und gleichmäßige Verbindung von Tönen. Es ist die Basis des Kunstgesangs.
In der klassischen Musik gilt, daß prinzipiell alle Töne legato zu singen sind, wenn nicht andere, dem entgegenstehende Vortragszeichen wie z.B. marcato oder staccato notiert wurden. (Eine weitere Ausnahme bildet etwa die extra ausgewiesene Vortrags-/Tempobezeichnung Recitativo.) Das bedeutet aber, das legato quasi die »Grundeinstellung« ist, es keiner zusätzlichen Notation — wie etwa Bindebögen — bedarf. Als Beispiel diene der untenstehende Ausschnitt aus dem Klavierauszug von Richard Strauss’ Ariadne auf Naxos mit der Phrase „Es gibt ein Reich“
http://www.dermerker.com/index.cfm?objectid=279937DE-D189-A115-D063F998573988BE