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Vom Hochzeitswahn und der Liebe: „Das Leben ist ein Fest“

21.11.2017 | Themen Kultur

Vom Hochzeitswahn und der Liebe: „Das Leben ist ein Fest“  als geistreiche Komödie des Gegenteils 

von Michaela Schabel

Bildergebnis für das leben ist ein fest

Kann man einen Film wie „Ziemlich beste Freunde“ noch steigern? Dieser Film  ist 1a  und macht natürlich neugierig auf die neue Produktion von Eric Toledano & Olivier Nakache. 

Nach einem sehr getragenen Einstieg glaubt man fast „Das Leben ist ein Fest“ floppt. Ein Paar möchte edel heiraten, doch alles ist zu teuer. In einer grotesken Reduzierungsliste visioniert Monsieur Max, der frustrierte Wedding Planer,  eine preiswerte Hochzeit mit Würstchen und Billignachspeise ohne Fotograf und ohne Blumenschmuck und vergrault das Paar.  

Aber es gibt sie noch die üppigen Hochzeiten, die von allem das Beste wollen und genau daraus und dem Chaos dahinter gelingt trotz aller Katastrophen „Das Leben als Fest“ als wunderbar herzerfrischende Parodie des Hochzeitswahns  und gleichzeitig ein großartiges Plädoyer für Liebe und Freundschaft.  

Es wird an nichts gespart bei dieser Hochzeit im Schloss inklusive livrierten Dienern, vorzüglichen Dinner und Livemusik, Flugeinlage und Feuerwerk. Alle haben sich anzupassen, Widerrede ist nicht angesagt und genau das ist das Dilemma der Menschen hinter den Kulissen, die für wenig Geld malochen und in unbeobachteten Momenten ein bisschen vom Glamour der Reichen naschen. 

Doch trotz besten Willens scheint bei dieser Hochzeit einfach gar nichts zu funktionieren. Es passiert gerade das, was es auf jeden Fall vermieden werden sollte Die Gäste stehen im Stau, die halbe Crew erkrankt am verdorbenen Büffet, die Band sagt ab, der neue Bandleader passt nicht ins Konzept,  die Crew streikt wegen der Perücken und die Steuerfahndung scheint wegen der illegal Beschäftigen auch noch aufzukreuzen. Dass sich genau an diesem Tag die Frau des Hochzeitplaners  scheiden lassen will und dessen Schwager sich in der Brau die große Jugendliebe erkennt, der Bandleader James (Gilles Lellouche) und stellvertretende Hochzeitsmanagerin Adèle (Alban Ivanov)  sich plötzlich verlieben, gibt der Story noch rasante emotionale Wendungen.

So unmöglich die Zwischenfälle so kreativ werden sie gelöst. Wie ein Feuerwerk zündet eine Katastrophe nach der anderen, unglaublich humorvoll, und mitten aus dem Leben gegriffen. Jedes missglückte Klischee wird zur liebenswürdigen Parodie der eigenen Vorurteile und Unzulänglichkeiten. 

Immer galant versucht Monsieur Max (Jean-Pierre Bacri) seine Mannschaft immer wieder auf Linie zu bringen. „Sind Sie bei mir?“ Nein, sie sind es nicht. Die nächste Katastrophe ist da.  

Wenn der Bräutigam (Jean-Paul Rouve) mit seiner endlosen Rede die Gäste zu Tode und sich dann als schwebend weiße Lichtgestalt vor Vollmond in romantische Lächerlichkeit preisgibt, ist ist Hipster-Satire kaum noch zu toppen. Doch gleichzeitig entdeckt die Kamera in Blickachsen der verträumten Gäste  die Sehnsucht genau nach so verrückten Liebesbeweisen. Und der  liebenswürdigen Parodie hochzeitlicher Gefühlsduseleien setzt selbst das Blackout eines dilettantisch gezündeten Mitternachtsfeuerwerk noch kein Ende. Ganz im Gegenteil, der Stromausfall steigert die Kreativität des Personals und der schon vollkommen entnervte Hochzeitsmanager findet das überglückliche Brautpaar samt Gästen im Fackelschein i einer derwischartigen Tanzsession mit den indischen Leiharbeitern. Glücklicher geht nicht mehr. 

Das ist charmantes Amüsement voller Esprit und herzerfrischenden Witz mit der Herzensbotschaft, egal welche Rolle man spielt, sie doch mit Respekt zu spielen, zu lieben und geliebt zu werden.

Michaela Schabel

 

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