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Volksoper / ein Versuch, kreativ gedacht …. „Nurejews Hund“  

27.04.2025 | Oper in Österreich
Volksoper / ein Versuch, kreativ gedacht …. „Nurejews Hund“      (27.4.2025)
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Nicht gerade unwichtig sind in der derzeitigen Entwicklungsphase der Wiener Volksoper kleinere Produktionen auf der Suche nach eigener Gestaltungskraft. Originell jetzt gedacht: 90 Minuten „Nurejews Hund“. Das Programmheft bietet an: „Familienstück mit Musik und Tanz. Buch von Peter te Nuyl, frei nach der Novelle von Elke Heidenreich, in Zusammenarbeit mit Florian Hurler ( = Regie & Choreographie) und Karen Kagarlitsky ( = Kapellmeisterin im Haus & zusätzliche Kompositionen zu einem Offenbach-Minkus-Gershwin etc.–Pasticcio)“. Viele Jugendliche, Kinder am Premierennachmittag im Publikum, positive Stimmung. Dazu der Blick auf die dunkel gehaltene Bühne: Ausstattungsleiter Christof Hetzer entwarf wie immer locker und passend. 
 
Ein Familienstück? Ein allzu große Affinität zur Kinderseele dürfte Peter te Nuyl, der Volksopern-Chefdramaturg und hier als Librettist im Einsatz, nicht haben. Heidenreich bezeichnet ihre Erzählung „Nurejews Hund“ oder auch „Was Sehnsucht vermag“ aus dem Jahr 2007 als Fiktion. So ist auch te Nuyls Bearbeitung zu verstehen. Doch welche Eltern wünschen sich dies? Gleich die erste Szene … und wir landen in einer ausgelassenen Homosexuellen-Party in New York. Der Hund (Florian Carove = ganz und gar kein süsses Schmeichelhündchen) ist hier, und auch Rudolf Nurejew (Sebastian Wendelin = ohne Körperhaltung und Diktion des Ballettidols vergangener Tage) findet sich bei seinem Liebhaber ein. Und weiter folgen zum Verständnis der munteren kleinen Besucher heikle Sequenzen. Etwa: Einige der herausgebellten Klagemonologe des Hundes bleiben unverständlich; Nurejews vorgeführtes Todestündchen, hilflos an Aids erkrankt – sinnlos; die lose Folge von Nurejew- und Hundschicksal mit depressivem Anstrich kann zu verwirrend wirken.   
 
Unverständlich gewesen ist für frühere führende, mit Nurejew aufgetretene wie von ihm geförderte Ballerinen der Wiener Staatsoper, jetzt in der Volksoper Premierenbesucherinnen, die auf unfreundlich wirsche Ballettmeisterin getrimmte Charakterzeichnung der ‚Marika‘ (Ursula Pfitzner mit Gesangseinlage und auch Ballettattitüden). Bereits historisch: Das ist Marika Besobrasowa, Hüterin des Nurejew-Hundes und eigener Hündchen, welche von ihren damaligen Schülerinnen als ganz, ganz vornehme Dame mit einfühlsamen Menschenvertständnis beschrieben wird, in derer berühmten Ballettschule in Monte Carlo anno dazumal auch unsere Wiener Ballerinen zur Ausbildung gepilgert sind. Also …. reine Fiktion im Kuddelmuddel der Dramaturgie. Ist so anzunehmen. Wie im melancholisch gefärbten Finale: der tanzende Hund. 
 
Meinhard Rüdenauer

 

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