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VINYL: The Original Source Series: Deutsche Grammophon zum 125. Geburtstag – vier sinfonische Neueditionen mit Abbado, Böhm, Kubelik und Barenboim vom Mai 2024

10.05.2024 | cd

VINYL: The Original Source Series: Deutsche Grammophon zum 125. Geburtstag – vier sinfonische Neueditionen mit Abbado, Böhm, Kubelik und Barenboim vom Mai 2024

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Der ultimative Traum jedes Vinyl- und Analoghörers

Im Wonnemonat Mai 2024 gibt es erneut Grund zum Jubeln für Liebhaber von audiophilen Wiedergaben pur analoger Provenienz. Das heißt, das Produktionsteam kam ohne Verwendung von Bandkopien, ohne verfälschende Signale und ohne digitale Klangbearbeitung aus.

Diesmal dürfen wir uns über folgende Aufnahmen aus den frühen Siebzigern freuen:

  • Beethoven: Sinfonie Nr. 6 „Pastorale“: Wiener Philharmoniker; Dir: Karl Böhm, aufgenommen im Mai 1971 im Großen Saal des Wiener Musikvereins
  • Johannes Brahms: Sinfonie Nr.1: Wiener Philharmoniker; Dir: Claudio Abbado, aufgenommen am März 1972 im Großes Saal des Wiener Mu8sikvereins
  • Anton Bruckner: Sinfonie Nr.4 “Romantische”: Chicago Symphony Orchestra; Dir: Daniel Barenboim, aufgenommen im November 1972 im Medinah Temple Chicago
  • Béla Bartók: Konzert Für Orchester: Boston Symphony Orchestra; Dir: Rafael Kubelik; aufgenommen im November 1973, Symphony hall Boston.

Bei all diesen LPs handelt es sich um ursprünglich im sog. Quadrophonie-Verfahren entstandene Einspielungen. Wir erinnern uns vielleicht: So mancher hatte zu Hause Quadrophonie-Schallplatten, aber niemand ein entsprechendes Abspielgerät bzw. das zusätzlich notwendige technische Equipment. Dazu hätte man nämlich noch dazu die 4-Spuren mit Kanälen für links, rechts, vorne und hinten gleichzeitig mit vier Boxen versorgen müssen. Die Folge war, dass die Aufnahmen als ganz normale Stereo-LPs mit Verlusten an Raumwirkung, Frequenzen, und somit Brillanz, veröffentlicht wurden.

Mit Schere und Klebeband: So wurden die ausgewählten Takes von 4-Spur-Bändern am DG-Sitz in Hannover und jetzt wieder in Berlin bearbeitet und zu einem Ganzen gefügt. Die Wege waren anspruchsvoll: Da das 4-Spur-Band doppelt so breit ist wie das übliche 2-Spur-Band, brauchte man eine eigene 4-Spur-Bandmaschine, die auch das sogenannte „Preview-Signal“ wiederzugeben kann. Nur so ist es der Schneideanlage möglich, eine optimale Rille zu schneiden. Rainer Maillard und Sidney C. Meyer „Wir haben unsere Bandmaschine zu diesem Zweck umgebaut, sie ist wohl derzeit die weltweit einzige dieser Art. Zum anderen mussten wir die vorderen und hinteren Kanäle in Echtzeit auf Stereo zusammenmischen. Speziell für dieses Projekt entwickelteten die Emil Berliner Studios ein passives Mischpult, welches, ohne dem Signal zusätzliches Rauschen hinzuzufügen, höchstmögliche Audioqualität liefert.“

Die ersten 14 Alben von The Original Source erschienen 2023. Pioniere waren Beethovens Symphonie Nr. 7 (Wiener Philharmoniker; Dir: Carlos Kleiber); Mahlers Symphonie Nr. 5 (2 LPs – Berliner Philharmoniker; Dir: Herbert von Karajan); Schuberts „Forellenquintett“ (Amadeus Quartett, Emil Gilels, Rainer Zepperitz); und Stravinskys „Le Sacre du printemps“ (London Symphony Orchestra; Dir: Claudio Abbado). Wenn Sie sich online unter https://store.deutschegrammophon.com/p30-i3200/index.html einloggen, werden Sie sehen, dass die Mehrzahl der bisher 24 erschienenen oder angekündigten Editionen ausverkauft sind.

Kein Wunder: Wenn man sich etwa aktuell die „Erste Brahms“ mit den Wiener Philharmonikern unter Claudio Abbado anhört, kommt zur künstlerischen Stringenz und musikalischen Bravour jenes magische audiophile Element, dass Klassikherzen höherschlagen und offene Ohren mit unzähligen akustischen Finessen und Details wie nie zuvor verwöhnt. Die Wiener Philharmoniker klingen hier betörend schön und sinnlich wie kein anderes Orchester auf der Welt. Im Andante sostenuto oder im Allegretto und im finalen Presto werden wir Zeuge einer aus dunklen Zweifeln und tausend widerstreitenden Gefühlen geborenen zunehmendem Lebenseuphorie und ekstatischer Entzückung. Wenn es stimmt, was Max Kalbeck 1909 schrieb, nämlich dass „der Inhalt der c-Moll Symphony kein anderer sein konnte, als die Darstellung des Verhältnisses zwischen Johannes, Robert und Clara (Schumann), und zwar in dem ganzen Umkreise seiner Ideen und Stimmungen“, so betten Abbado und die „Wiener“ das Innenleben dieses legendären Trios auf derart leichte, temperament- und fantasievolle, in mediterranes Licht getauchte orchestrale Wolken, dann viele sich danach sehnen dürften, ebenso Freundschaft und Liebe erleben zu dürfen. Zumindest auf Schallplatte ist das jetzt möglich´.

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Zusammenfassung:

Die Deutsche Grammophon hat mit „The Original Source“ eine Reihe von limitierten und nummerierten LPs entwickelt, die in technischer Kooperation mit den Emil Berliner Studios unter Zuhilfenahme eines speziellen, rein analogen Verfahrens Tonträger von superber Klangqualität darstellen. Zum ersten Mal wurde von den 1/2-Zoll−4-Spur-Originalbändern geschnitten statt von den Abmischungen auf 1/4-Zoll-Stereo-Bändern. Das Artwork der Cover und die Begleittexte entsprechen den Originalen. Die auf 180g-Vinyl gepressten Schallplatten erscheinen als „Retro“ Gatefold-Deluxe-Editionen mit Fotos und Faksimile-Archivbandangaben zur jeweiligen Aufnahme.

„Im Vergleich zu den ursprünglichen Alben sind die Klangvorzüge der neuen Serie sofort hörbar: größere Klarheit, mehr Details und ein besserer Frequenzgang. Weniger Rauschen, weniger Verzerrungen, weniger Kompression. Viel Freude beim Hören!“

Tipp: Zum Bruckner Jahr 2024 (200. Geburtstag des Komponisten) ist für August 2024 die Veröffentlichung der neun Sinfonien Anton Bruckners mit Herbert von Karajan und den Berliner Philharmoniker aus den Jahren 1975 bis 1981 angekündigt (17 LP-Set). Nur bei den Sinfonien Nr. 1, 2 und 3 handelt es sich schon um original digitale Aufnahmen von 1980 bzw. 1981.

Aus meiner Sicht kann diese Serie gar nicht genügend oft gewürdigt und besprochen werden: Aufnahmen für die Ewigkeit in höchstem audiophilem Glanz und einem elegant gediegenen Setting. Es sind schlicht und einfach die Porsches, Bentleys und Maseratis unter den Vinyls!

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=MORe9lFiOH8

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

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