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VINYL – Direct to Disc: Bernard Haitink dirigiert Bruckners Siebte, Limitierte Edition, signiert und nummeriert; Berliner Philharmoniker Recordings

27.07.2020 | cd

VINYL – Direct to Disc: Bernard Haitink dirigiert Bruckners Siebte, Limitierte Edition, signiert und nummeriert; Berliner Philharmoniker Recordings

Für jeden Freund von audiophilen Aufnahmen und Vinyl wird diese in jeder Hinsicht edle Edition wie Weihnachten und Geburtstag zugleich sein. Das Aufnahmeverfahren „Direct to Disc“ steht nämlich für den Olymp analoger Aufnahmequalität. Im Moment der Aufführung wurde der Ton direkt mittels einer Schallplatten-Schneidanlage Neumann VMS 80 in eine Master-Folie geschnitten – unverfälscht ohne jeden Umweg und ohne jede Nachbearbeitung. Dieses aufwändige Verfahren bedient sich der puristischen Aufzeichnung mit nur einem Stereo-Mikrophonpaar. Damit kann wie zu besten Ur-DECCA-Zeiten ein Klangbild erzielt werden, das der originalen Akustik außerordentlich nahekommt. Das Ergebnis liegt in einer hochwertigen und limitierten Vinyl-Edition vor und überwältigt beim ersten Anhören. So voll und rund, dem realen Konzerterlebnis so nahe habe ich kaum je eine Aufnahme gehört. Die Berliner Philharmoniker klingen hier wesentlich weicher und weniger „nur technisch briillant“ wie bisweilen in digitalen Aufnahmen. Jedes dynamische Extrem schimmert bei aller Prägnanz der einzelnen Instrumente, insbesondere der bei Bruckner so dominanten Blechbläsergruppe noch immer in samtig-goldenem Licht. Einfach magisch!

Dazu kommt, dass diese wunderbar abgeklärte, harmonisch elastische Interpretation von Altmeister Bernhard Haitink vom Mai 2019 sein letztes Konzert mit den Berliner Philharmonikern war. 55 Jahre zuvor hatte sich Haitink erstmals am Pult der Berliner Philharmoniker bei einem Gastspiel präsentieren können. Fast zweihundert Mal hat er das Orchester dirigiert, in der Philharmonie und auf Tournee. Die Berliner Philharmoniker streuen dem Dirigenten verdientermaßen alle Ehre: „Immer beeindruckte er durch sein großes handwerkliches Können, durch vollkommene Kenntnis der Partitur und nobles Auftreten. Bernard Haitink ist kein Dirigent, der Dinge erzwingen will, das freie Fließen der Musik ist sein Ideal. Diese Haltung führte gerade bei Bruckner zu beglückenden Konzerterlebnissen, und so war es auch bei dieser Aufführung der Siebten Symphonie: Die gewaltigen Spannungsbögen ereignen sich organisch, mit weitem Atem. Zudem ist stets Haitinks tiefes Verständnis für die komplexen Strukturen und metaphysischen Dimensionen dieser Musik spürbar.“

Die Bruckner-Diskographie von Haitink ist gigantisch. So hat er neben der legendären ersten Gesamtaufnahme mit dem Royal Concertgebouw Orchester Amsterdam (zuerst bei Philips erschienen) noch viele andere Einspielungen live oder im Studio etwa mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, den Wiener Philharmonikern oder dem LSO vorgelegt. Stets maßstabsetzend und beglückend.

Die jetzige Edelausgabe enthält neben anderthalb bespielten LPs noch Auszüge aus der Dirigierpartitur Bernard Haitinks, eine Replika einer Eintrittskarte/Programmheft zum Konzert, eine analoge Fotografie der Aufnahmesituation, ein gediegenes leinengebundenes Buch und ein signiertes Zertifikat des Produzenten.

Sicher, es war die teuerste Plattenanschaffung meines Lebens, aber jeder Euro hat sich mehr als gelohnt in Anbetracht der –Verzeihung – kindlichen Freude, die ich damit habe.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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