Vinyl: Deutsche Grammophon startet zum 125. Firmenjubiläum die audiophile LP-Reihe „The Original Source“
Grands Crus der Schallplattengeschichte so schmackhaft wie noch nie
Veröffentlichung: 2.6.2023
Die Deutsche Grammophon hat mit „The Original Source“ eine neue Linie für Vinyl-Aficionados im Programm. Die Emil Berliner Studios nutzen die 4-Spur-Aufnahmen aus den 1970er-Jahren, um mit einer rein analogen Technik Überspielungen von im Bezug auf die Quellen – direkt von den 1/2-Zoll-4-Spur-Originalbändern – optimaler Klangqualität zu erstellen. Die 180g-Vinyl Schallplatten erscheinen als Gatefold-Deluxe-Editionen mit Fotos und Dokumentationen.
Die ersten 14 Alben von The Original Source werden im Laufe dieses Jahres veröffentlicht. Den Anfang machen Beethovens Symphonie Nr. 7 (Wiener Philharmoniker/Carlos Kleiber); Mahlers Symphonie Nr. 5 (2 LPs – Berliner Philharmoniker/Herbert von Karajan); Schuberts „Forellenquintett“ (Amadeus Quartet, Emil Gilels, Rainer Zepperitz); und Strawinskys „Le Sacre du printemps“ (London Symphony Orchestra/Claudio Abbado).
Ein kleiner Blick zurück: Ebenso wie das Abonnementservice STAGE+ profitiert „The Original Source“ von technischen Innovationen. 1970 startete die DG mit der Quadrophonie, um eine räumlich attraktive Wiedergabe zu ermöglichen. Das Format bildete ein 4-Spur analoges Band mit Kanälen für links, rechts, vorne und hinten. Nach Abschluss der Aufnahmen wurden die 4-Spur-Bänder geschnitten, wobei die gewünschten besten Takes mit Schere und Klebeband zu einem Original zusammengefügt wurden. Für die Endverbraucher gab es allerdings keine Geräte zum Abspielen quadrophonischer Aufnahmen. Die Alben wurden daher vorerst als normale Stereo-LP veröffentlicht. Dafür fertigten die Techniker eine Stereo-Abmischung vom 4-Spur-Original an. Für den internationalen Vertrieb wurden hiervon weitere Kopien gezogen und zur Plattenproduktion in die jeweiligen Länder verschickt.
Da eine Bandkopie jedem Originalband klanglich unterlegen ist, entstand die Idee, direkt von den 4-Spur-Originalen – statt von den 2-Spur-Kopien – den Lackfolienschnitt durchzuführen. Das Ergebnis im Vergleich zu bisherigen Editionen: größere Klarheit, mehr Details und ein besserer Frequenzgang, weniger Rauschen, weniger Verzerrungen, weniger Kompression.
Für die technisch Begabten unter uns noch zwei Informationen: Das 4-Spur-Band ist doppelt so breit wie das übliche 2-Spur-Band. Daher kommt eine 4-Spur-Bandmaschine zum Einsatz, die in der Lage ist, das sogenannte „Preview“-Signal wiederzugeben. Nur so ist es der Schneidanlage möglich, eine optimale Rille zu schneiden. Die Bandmaschine wurde zu diesem Zweck speziell umgebaut. Zudem mussten die vorderen und hinteren Kanäle in Echtzeit auf Stereo zusammengemischt werden.
Ich habe die ersten sorgfältig gepressten LPs Probe gehört und das Klangerlebnis ist in jeder Hinsicht, d.h. Natürlichkeit der Instrumente, Räumlichkeit und Tiefenstaffelung, atemberaubend.
Für all diejenigen, die einem möglichst optimalen Hörerlebnis ihrer Lieblings-Aufnahmen auf der Spur sind, ein sehr heißer Tipp!
Dr. Ingobert Waltenberger