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VINYL Beethoven: Sonaten und Variationen für Cello und Klavier – PIERRE FOURNIER, FRIEDRICH GULDA, Deutsche Grammophon

28.10.2019 | cd

VINYL Beethoven: Sonaten und Variationen für Cello und Klavier – PIERRE FOURNIER, FRIEDRICH GULDA, Deutsche Grammophon

VINYL Beethoven: Sonaten und Variationen für Cello und Klavier – PIERRE FOURNIER, FRIEDRICH GULDA, Deutsche Grammophon

 

Der Österreicher und der Franzose: Im Brahms-Saal des Wiener Musikvereins (19.-28.6.1959) haben sich die beiden Giganten Gulda und Fournier getroffen, um das Gesamtwerk Beethovens für Cello und Klavier auf Band zu bannen. 16 Einzel-Faksimiles aus dem Aufnahme-Protokoll sind der nun erschienenen edlen Vinyl-Ausgabe beigeschlossen. Übrigens der ersten verfügbaren Gesamtedition auf Vinyl. Die Klangdokumente wurden per Half Speed-Mastering auf den audiophil besten Stand gebracht.

 

Die LPs habe ich nicht nur zu Hause, sondern auch in einem Tonstudio mit dem bestmöglichen Equipment angehört. Wieder einmal wird klar, dass neben der künstlerischen Meisterschaft analoge Vinyl-Aufnahmen in erstklassiger Pressung (180 g) in ihrer Klangmagie unübertroffen sind. Über die artistische Bravour und kühn anmutige Seiltänzerschaft der Interpretation des heute noch so modern wirkenden Albums zusätzlich Lob zu häufen, hieße Eulen nach Athen tragen. Die Aufnahmen gehören schlichtweg in den Olymp der Tonträgerschaft genauso wie die Tosca mit Callas/de Sabata, der Fidelio unter Furtwängler oder Mozart Klavierkonzerte mit Clara Haskil, um nur drei Beispiele zu nennen. 

 

Auf Vinyl sind das dynamische Feintuning und das schlafwandlerische rhythmische Miteinander zwischen dem so unendlich schön spielenden Fournier und dem kristallin apollinischen Gulda besonders intensiv zu erleben. Die beiden kannten sich bereits seit 1953, wo sie schon Beethovens Gesamtwerk für Cello und Klavier zwischen Beethoven Konzerten mit Gulda im Wiener Konzerthaus aufführten. Fournier, dem die französische Dichterin Colette in ihrem Roman „La Naissance du jour“ widmete, dass „er schöner singt als alles, was singt“, beherrschte den Registerausgleich wie kein zweiter, die Eleganz seiner Phrasierung bleibt bis heute unerreicht. Dazu Friedrich Gulda mit dem so klaren Anschlag und seiner extremen Sparsamkeit in der Nutzung des Pedals, dessen Piani Läufe so leicht und überirdisch dahinfliegen, dass sie den Hörer direkt in den Himmel katapultieren. Das verschiedenen Generationen und Kulturkreisen angehörende Duo bildete in seinen sich gegenseitig vervollkommnenden Kontrasten das ideal Gespann. Kein Wunder, dass auch die Aufführungen der Cellosonaten von Beethoven bei den Festwochen Luzern 1963 in ebendieser Künstlerformation zu den absoluten Höhepunkten gehörten, wie dies Jean Fonda, der Sohn Fourniers, in seinem Text „Pierre Fournier und Friedrich Gulda musizieren Beethoven“ erzählt. 

 

Auf den drei LPs sind neben den fünf Sonaten die 7 Variationen in Es-Dur über „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ aus Mozarts „Die Zauberflöte“, die 12 Variationen in G-Dur über „See, the conqu‘ring hero comes“ aus Händels Oratorium „Judas Maccabäus“ und die 12 Variationen in F-Dur über „Ein Mädchen oder Weibchen“ ebenso aus Mozarts „Die Zauberflöte“ zu hören. 

 

Selbstverständlich sind die Aufnahmen aber auch auf CD oder jetzt einer De Luxe-Edition mit 2 CDs und einer Blu-ray Audio erhältlich.

 

Fazit: Aufnahmen, so zeitlos und wertvoll wie die Mona Lisa. Nur wesentlich günstiger zu haben.

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

 

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