Giacomo Puccini: Turandot • Arena di Verona • Wiederaufnahme: 04.08.2022
Keiner schlief. Nicht einer.
Francesco Zeffirellis Turandot-Inszenierung zählt dank ihrer szenischen Pracht zu den beliebtesten Produktionen der Arena. Da auch die musikalische Wiedergabe stimmt, war an diesem Abend beim ausserordentlich disziplinierten Publikum eine Begeisterung zu erleben wie schon seit Jahren nicht mehr.
Foto © Ennevi
Francesco Zeffirelli bedient mit seiner Inszenierung nicht nur die Fans opulenter Ausstattung sondern auch die Opernliebhaber, die nicht nur in der Arena Oper hören. Mit dem hell-dunkel Gegensatz trennt Zeffirelli die Sphären von Turandot und Calaf. Während am Hof alles leicht, hell, farbig und warm ist, dominieren Grau-Abstufungen den Markt vor dem Palast. In ihren Kostümen (Emi Wada) im Einheitsgrau könnten die Taren ohne weiteres auch die Israeliten im «Nabucco» darstellen. Maria Grazia Garofoli choreographiert die Massen so diskret, dass nie der Eindruck einer solchen entsteht.
Ganz wesentlich zum Weltklasse-Niveau des Abends tragen Orchestra und Coro della Fondazione Arena di Verona bei. Vom etsten Moment an ist zu hören, wie intensiv und erfolgreich Marco Armiliato mit allen Beteiligten geprobt hat.so stehen dem Orchester alle Schattierungen und Farben zu Verfügung um mit sattem Klang Puccinis Opus ultimum zu Gehör zu bringen. Ein ganz besonders grosses Lob geht an diesem Abend an das phänomenale Blech.
Anna Netrebko gibt eine Turandot, die keine Wünsche offen lässt. Eine geeignetere Interpretin für diese Rolle ist im Moment kaum vorstellbar. Zarte Piani, saubere Acuti, grosse Aufschwünge machen den Zuhörer schaudern. Ferruccio Furlanetto ist mit sonorem Bass ein würdevoller Timur. Der Calaf scheint die ideale Rolle für Yusif Eyvazov zu sein. Hier kann er alle Vorteile seiner Stimme, das leicht dunkle Metall und schier endlosen Atem voll ausspielen. Sein «Nessun dorma» enthusiasmiert das sehr zahlreich erschienene Publikum dergestalt, dass er ein Bis gewährt. Maria Teresa Leva als Liù ist mit ihrem herrlichen Sopran und zartesten Piani die grosse Überraschung des Abends. Mit sicherem Tenor gibt Carlo Bosi den Altoum und den Prinz von Persien. Gëzim Myshketa als Ping, Matteo Mezzaro als Pong, Riccardo Rados als Pang und Youngjun Park als Mandarin ergänzen das Weltklasse-Ensemble.
Ein denkwürdiger Abend!
Weitere Aufführungen: 07.08.2022, 10.08.2022, 13.08.2022, 19.08.2022, 26.08.2022 und 02.09.2022.
05.08.2022, Jan Krobot/Zürich