Giuseppe Verdi: Il Trovatore, Arena di Verona, Vorstellung: 07.07.2019
(3. Vorstellung seit der Wiederaufnahme am 29.06.2019)
Arenissima!!!
Mit Aufführungen wie der zu Besprechenden ist die Arena auf gutem Weg, wieder zur «Scala des Sommers», wie Intendantin Cecilia Gasdia es formuliert, zu werden.
Foto: Arena Opera Festival 2019.
Wie die Premiere des diesjährigen Festivals, «La Traviata», stammt auch die Inszenierung des Troubadour vom kürzlich verstorbenen Altmeister Franco Zeffirelli (Regie und Bühnenbild). Zeffirelli gibt der Arena, was ihr gebührt: eine farbenfrohe, vielfältige Inszenierung, in der sich eindrucksvollen Massenszenen und intime Situationen wie vom Libretto vorgegeben, abwechseln. Es entstehen wunderbare Bilder, wie sich der Burgturm öffnet und im Innern der herrliche, gotische Flügelaltar sichtbar wird oder wie Leonora zum Schluss des zweiten Akts in ihrem blauen Kostüm auf dem Schimmel aus der Arena reitet.
Star des Abends mit einer grandiosen und vom Publikum entsprechend gefeierten Leistung war Anna Netrebko als Leonora.
Foto: Arena Opera Festival 2019.
Netrebko ist die Leonora unserer Tage. Mit enormer Bühnenpräsenz von der ersten Sekunde an, wunderbaren Tiefen, perfekten Höhen und absoluter Textverständlichkeit bot sie eine Leonora, die man überzeugender sich nicht vorstellen kann.
Yusif Eyvazov, ihr Gatte, konnte als Manrico leider nur bedingt überzeugen: zu ungleichmässig seine Leistung, denn, abhängig von der Präsenz Leonoras, schienen zwei Manricos zu singen. In Gegenwart Leonoras floss die Stimme frei und ungehemmt, war sie für Manrico nicht zu sehen, verengte dich die Stimme und klang stark gepresst.
Luca Salsi konnte mit seinem noble Bariton auf ganzer Linie überzeugen. Ein perfekter Verdi-Bariton, wenn die Stimme noch etwas nachdunkelt.
Foto: Arena Opera Festival 2019
Dolora Zajick liess erahnen, dass sie früher eine ganz grosse Azucena gewesen sein muss. Ihre aktuelle Interpretation war von starken Intonationsschwankungen geprägt. Mal wollte die Stimme tragen, mal nicht. Zudem kam reichlich Deklamation vor.
Überdurchschnittlich der Ferrando von Riccardo Fassi: ruhig und verständlich bot er seine Erzählungen dar, so dass man nicht, wie so oft, Angst haben musste, ob er die Erzählungen schafft. Elisabetta Zizzo (Ines), Carlo Bosi (Ruiz), Dario Giorgelè (ein alter Zigeuner) und Antonello Ceron (ein Bote) ergänzten das Ensemble.
Ballett-Einlagen gehören in der Arena ja immer dazu und so kam das Publikum hier in den Genuss von Verdis Ballett-Musik für den Trovatore, choreographiert für das Corps de Ballet der Arena di Verona von El Camborio und Lucia Real.
Der von Vito Lombardi bestens präparierte Chor der Arena di Verona trug seinen entscheidenden Anteil zum Gelingen des Abends bei.
Pier Giorgio Morandi dirigierte das bestens aufgestellte Orchester der Arena di Verona und war den Sängern jederzeit ein sensibler Begleiter.
Trotz aller Defizite ein grossartiger Abend! Man glaubt erahnen zu können, wie es früher im der Arena gewesen sein muss.
Weitere Aufführungen in Alternativ-Besetzung: 20.07.2019 und 26.07.2019.
Im TV: Samstag, 13.07.2019, 18.30, 3sat.
08.07.2019, Jan Krobot/Zürich