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VERONA /Arena: CARMEN – Ein emotionaler Abschluss der 101. Temporada in der Arena

12.09.2024 | Oper international

VERONA/ARENA: CARMEN am 7. September 2024

 Ein emotionaler Abschluss der 101. Temporada in der Arena

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Alisa Kolosova (Carmen). Copyright: EnneviFoto

Erst 1995 kam Franco Zeffirelli, der zuvor ein halbes Jahrhundert erfolgreich im Film, im dramatischen Theater und natürlich auch in der Oper unterwegs war, an die Arena di Verona, und zwar mit einer monumentalen Inszenierung der „Camen“ von Georges Bizet. Sie erlebte in 15 Spielzeiten bisher schon 163 Aufführungen und ist beim Publikum der Arena, wie die Oper „Carmen“ ohnehin, sehr beliebt. Das sich bis auf die hinteren Ränge der Arena ersteckende Bühnenbild von Zeffirelli lässt die Optik sowie die damalige Stimmung und Ästhetik von Sevilla unmittelbar erkennen. Sehr beweglich agieren wohl mehrere hundert Figuren auf der Bühne. Man sieht kleine Geplänkel, Raufereien, mal wird ein Räuber abgeführt, Soldaten sehen nach dem Rechten oder rauchen einfach nur eine Zigarette. Eselskarren treten auf, auch Micaela kommt mit einer pferdegezogenen Kutsche herein.

Don José aber sitzt gelangweilt an der Seite. Das Licht von Paolo Mazzon sorgt für optische Stimmungsverstärkung und El Camborio für eine sehr gute Choreografie der Menge, wenngleich es manchmal einem Wimmelbild, wie man es aus der bildenden Kunst kennt, gleicht. Die sehr phantasievollen Kostüme schuf Anna Anni. Im Jahre 2022 erneuerte Zeffirelli seine Inszenierung, die aber immer noch für den klassischen traditionellen Opernstil steht, von dem die Opernwelt sich zumindest nördlich der Alpen langsam, aber sicher zu verabschieden scheint, ja eigentlich schon verabschiedet hat. So hatte das Ganze auch einen gewissen aufführungshistorischen Charme.

Aber es war auch ein ganz besonderer Abend, denn es war der letzte der 101. Ausgabe des Arena di Verona Opera Festivals, die „serata conclusiva“ immerhin nach genau drei Monaten Festspieldauer – wohl der längsten der Welt. Und sie stand, wie könnte es anders sein, unter der musikalischen Leitung von Verona-Altmeister Daniel Oren, seit 2019 Musikdirektor des Arena di Verona Opernfestivals und der schon mit 17 begann, in Berlin das Dirigieren zu studieren. Mit 20 Jahren gewann er bereits den 1. Preis des Internationalen Herbert von Karajan Dirigier-Wettbewerbs in Berlin. Und die Musiker zeigten ihm, wie sie ihn lieben, und das Publikum ging begeistert mit: Oren riss beim Schlussapplaus emphatisch die Arme in die Höhe und alle Streicher daraufhin ihre Bögen – es war ein sehr beeindruckendes Bild und dokumentierte mit viel Emotion das Ende der Temporada 2024. Zuvor war von ihm und dem Orchestra della Fondazione Arena di Verona eine mitreißende „Carmen“ zu hören, die alles bot, was man sich unter der südländischen Hitze Sevillas mit den entsprechenden emotionalen Wallungen erwartet. Oren hatte den ganzen Apparat wie schlafwandelnd im Griff, ging immer sehr detailliert auf die Sänger ein und hatte auch eine gute Hand für die Koordination des oft an mehreren Seiten positionierten Chores. Durch das umfangreiche Bühnenbild, dessen mehrfacher Umbau viel Zeit beanspruchte, wurde es jedoch wieder ein recht langer Abend in der Arena.

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Alisa Kolosova, Paolo Lardizzone. Copyright: EnneviFoto

Alisa Kolosova war eine glutvolle, etwas üppige Carmen mit einem ebenso voluminösen wie charaktervollen Mezzo und sehr engagiertem Spiel. Sie war auf der der Bühne klar die treibende Kraft des Abends, denn Paolo Lardizzone konnte ihr als Don José kaum das Wasser reichen. Er wirkte sowohl stimmlich wie darstellerisch zu blass, sodass der zentrale Teil der Geschichte etwas unterbelichtet blieb. Mariangela Sicilia hingegen war eine äußerst einnehmende klangvolle Micaela mit dem idealen Timbre für die Rolle und einer guten emotionalen Darstellung. Dalibor Jenis gab den Escamillo solide, aber nicht überragend. Des Weiteren gut besetzt waren Frasquita mit Daniela Cappiello, Mercédès mit Alessia Nadin, Dancairo mit Jan Antem, Remendadao mit Vincent Ordonneau, Zuniga mit Gabriele Sagona sowie Morales mit Fabio Previati. Roberto Gabbiani hatte wieder den sehr guten Coro della Fondazione Arena di Verona einstudiert. Ein guter, bisweilen recht emotionaler Abschluss der 101. Temporada in der Arena di Verona!                                    

Klaus Billand                                                 

 

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