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VENEDIG/ Teatro La Fenice: WERTHER – 2. Vorstellung

28.01.2019 | Oper

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Jules Massenet: Werther – Teatro La Fenice, Venedig, Besuchte Vorstellung: 27.01.2019 (2. Vorstellung)

Manca la passione…

Die zweite Vorstellung bestätigte den Eindruck der Premiere weitestgehend, inklusive der Gespräche mit und von lokalen Opernbesuchern. Vielleicht ist das Wirken Marcello Viottis zu lange zurück, als dass die Produktionen von damals, so Massenets «Le Roi de Lahore», «La Navarraise» oder «Thaïs», obwohl als CD und DVD noch erhältlich, in Erinnerung geblieben wären. Wenn dann noch Verismo erwartet wird, vermag der französische Stil kaum zu begeistern. Entsprechend spärlich war – wiederum – das Auditorium besetzt.

Rosetta Cucchis Inszenierung ist in Massen werkdienlich, vermag aber nicht wirklich zu überzeugen. Eine Personenführung ist nicht vorhanden, jeder bedient sich seiner zur Gewohnheit gewordenen Gesten. Besonders problematisch ist die Figur der Charlotte. Sonia Ganassi fehlt natürlich die Jugendlichkeit, ist aber offensichtlich in der Ausgleichung dieses Mankos auch nicht angeleitet worden. Ihr Spiel ist geprägt von mütterlicher Behäbigkeit und einer stoischen Ruhe. Leider hat auch die Kostümbildnerei in diesem Fall gepatzt: Dieser Typus «Bekleidung» mag vielleicht bequem sein, aber weder unterstreicht er die Persönlichkeit noch hat er etwas mit Ästhetik zu tun. Technisch bewältigt Ganassi die Partie, aber die Art und Weise lässt den Zuhörer absolut kalt, lässt immer noch vermuten Charlotte sei die Mutter Sophies und nicht ihre Schwester, so dass nicht einmal ansatzweise klar wird, warum Werther sie unsterblich liebt. Wie kann sie den Kindern so unbeteiligt das Brot zum Abendessen schneiden? Der Werther von Jean-François Borras entbehrt ebenso jeglicher Personenführung und wirkt auf der Bühne als Künstlertyp der Gegenwart und hat nichts mit der Zeit Goethes zu tun. Wenn er am Baum lehnt und Charlotte ihren Kopf auf seinen Schoss legt, ist das nicht die erwartete und zu erwartende romantische Szene, sondern hat er eher etwas von einer Ruhepause des Wertherschen Dauerrausches. Natürlich nicht vom Rausch der Liebe. Ganz im Gegensatz zu seiner Partnerin vermag Borras sich seiner Stimme und ihrer Möglichkeiten und zeigt verschiedene Farben und Stimmungen. Beim Muttersprachler ist die Diktion perfekt. Die Französin Pauline Rouillard lässt wiederum keine Wünsche offen.

Unter Leitung von Maestro Guillaume Tournaire läuft das Orchestra del Teatro La Fenice wieder zu Höchstform auf. BRAVISSIMI!

Weitere Aufführung: 02.02.2019 um 15:30

31.01.2019, Jan Krobot

 

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