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VENEDIG/ Teatro La Fenice im Teatro Malibran: DORILLA IN TEMPE von Antonio Vivaldi

Frühling im Malibran

29.04.2019 | Oper

Antonio Vivaldi: Dorilla in Tempe, Teatro La Fenice im Teatro Malibran, Venedig, 27.04.2019

 (2. Vorstellung seit der Premiere am 23.04.2019)

Frühling im Malibran


From Wikimedia Commons, the free media repository: © Wolfgang Moroder

Die Barockoper hat, so das, wie so oft in Italien, hervorragend gemachte (und auch online verfügbare: https://www.teatrolafenice.it/area-stampa-generale/venezia-musica-e-dintorni/) Programmheft, in Venedig nach dem Zweiten Weltkrieg keine „Aufführungstradition“. In den Sechzigerjahren gab erste Aufführungen von Werken von Händel und von Cavalli. Der Lokalmatador Vivaldi musste sich bis 1985 gedulden. Zu den in den letzten Jahren häufigeren Aufführungen von Barock-Opern haben neben der allgemeinen „Barock-Renaissance“ auch der Brand des Fenice und damit zusammenhängend die beschleunigte Renovation des Teatro Malibran und das Konzept „Oper in Venedig“ des viel zu früh verstorbenen, damaligen musikalischen Leiters Marcello Viotti beigetragen. Gemäss Viottis Konzept war das frühere Teatro San Giovanni Grisostomo zur Aufführung von Barock-Opern und dem Werk Mozarts vorgesehen.

1837 zu Ehren Maria Malibrans umbenannt, wurde das Teatro San Giovanni bereits 1678 eröffnet. Nach mehreren mit Umbauten verbundenen Renovationen, zuletzt von 1913 bis 1919, ist von der originalen Bausubstanz kaum noch etwas erhalten. Der vom Jugendstil geprägte Innenraum ist ein interessanter Kontrast zum Fenice.

Die Uraufführung der Oper „Dorilla in Tempe“ (im Autograph: „La Dorilla“) fand am 9. November 1726 im Teatro Sant’Angelo in Venedig statt. Das hier gezeigte, von Vivaldi zusammengestellte und als einzige Fassung überlieferte Pasticcio „Dorilla in Tempe“, erlebte seine Uraufführung am 2. Februar 1734 ebenfalls im Teatro Sant’Angelo, dessen Impresario Vivaldi zu jener Zeit war. Als Impresario des Sant’Angelo war Vivaldi auch für die Einnahmen verantwortlich und so mag er in der bereits „verbrauchten“ Oper eigene Nummern durch Nummern anderer Komponisten wie Hasse, Sarra oder Leo. Vivaldi, der dafür auch Komponisten verwendete, die deutlich jünger als er waren, konnte so rasch auf den aktuellen Geschmack des Publikums reagieren.


© Michele Crosera

Regisseur Fabio Ceresa sieht in der Geschichte Dorillas einerseits die Entwicklung der Protagonistin vom jungen Mädchen zur erwachsenen Frau, andererseits die Entwicklung des Verhältnisses der Protagonistin sowohl zu väterlicher wie göttlicher Autorität. Seine dritte Sicht, so äussert er sich im Programmheft, ist „the cyclic nature oft he seasons and the eternal dying and regeneration of mother Nature.“. Dazu hat ihm Bühnenbilder Massimo Checchetto einen barocken Treppenaufgang als Einheitsbühnenbild geschaffen. Szenenwechsel werden durch die Beleuchtung (Fabio Barettin) erreicht. Die klassischen, hoch ästhetischen Kostüme (Giuseppe Palella) schmeicheln vor allem den Sängern, die in ihnen stecken.

Werkgerecht ist die Inszenierung in dem Sinne, dass sie das Werk nicht verunstaltet. Ganz und gar nicht werkgerecht, weil das Werk so nicht wirklich zum Leben erweckt werden kann.

 

Manuela Custer meistert die hochvirtuose Partie der Dorilla mit guter Technik, in der Höhe aber zur Schärfe neigenden Stimme. Von Lucia Cirillo als Elmiro ist ebenfalls eine grosse Bandbreite an stimmlichen Mitteln gefragt, die ihr ohne Einschränkungen zu Verfügung stehen. Michele Patti gibt einen guten Admeto, Véronique Valdès ist Nomio. Valeria Girardello als Eudamia und Rosa Bove als Filindo ergänzen das Ensemble. Claudio Marino Moretti hat den Coro del Teatro La Fenice vorbereitet.

Das Orchestra del Teatro La Fenice spielt unter Leitung von Maestro Diego Fasolis eine hervorragende Vorstellung. Die Farbigkeit und Lebendigkeit von Vivaldis Musik, so auch das Motiv des Frühlings aus seinen vier Jahreszeiten, das Vivaldi in der Ouvertüre und im Eingangschor zitiert, kommen bestens zur Geltung. Bravissimi!

Der musikalisch hervorragende Abend „leidet“ unter der statischen Inszenierung, da so letztlich nur Langeweile generiert wird.

Weitere Aufführungen: 02.05.2019, 19.00; 05.05.2019, 15.30.

02.05.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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