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VENEDIG /Teatro La Fenice: IL TROVATORE. «Egli era tuo fratello»

24.09.2022 | Oper international

Giuseppe Verdi: Il trovatore • Teatro La Fenice, Venezia • Vorstellung: 23.09.2022

(5. Vorstellung • Wiederaufnahme am 11.09.2022)

«Egli era tuo fratello»

Für die Aufführungen während und nach Corona hat Lorenzo Mariani seine aus dem Jahr 2010 stammende Regie überarbeitet. In Parma entstanden und nach Venedig übernommen, ist sie nun, nach Gastspielen in Japan und Korea, in die Serenissima zurückgekehrt.

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Foto c Teatro La Fenice

Die Handlung findet nun über weite Strecken an und um zwei grosse Tische statt. Da Verdi das Gewicht auf einzelne Spotlights und nicht auf die Wiedergabe einer linearen Handlung legte, passen die Tische (Bühnenbild und Kostüme: William Orlandi) als «Erinnerungsort» ausgezeichnet. Fabio Berettin sorgt für eine stimmige Beleuchtung, die Videos stammen von Mattia Diomedi.

Das Orchestra del Teatro La Fenice unter Leitung von Francesco Ivan Ciampa spielt hochkonzentriert einen frischen, farbenfrohen und klar konturierten Verdi. Ciampa erweist sich als hervorragender Sängerbegleiter. Der Coro del Teatro La Fenice (Choreinstudierung: Alfonso Caiani) büsst beim Singen mit Maske weder an Strahlkraft noch an Wohlklang ein.

Mattia Olivieri (Il conte di Luna) hat das Zeug zum führenden Verdi-Bariton der Zukunft. Eine interessante, diskrete Stimmfarbe paart sich mit hoher Musikalität, exquisiter Phrasierungskunst und schier endlosem Atem bei beeindruckender Bühnenpräsenz. Chiara Isotton springt als Leonora für die erkrankte Francesca Dotto ein. Isottons Sopran ist verführerisch dunkel gefärbt, so dass höhere Mezzopartien für sie durchaus möglich sind. Auch bei den zartesten Piani bleibt ihre Stimme immer hörbar.

Die Azucena von Carmen Topciu ist eine Zigeunerin, wie man sie sich vorstellt. Mit Antonio Poli steht ein Manrico auf der Bühne, der mit seinem grossen Bruder nicht nur die musikalischen Vorzüge teilt: er sieht ihm auch noch zum Verwechseln ähnlich. So erhält Azucenas «Egli era tuo fratello!» («Er war Dein Bruder!) besonderes Gewicht. Simon Lim als Ferrando gelingt seine grosse Erzählung bedonders eindrücklich. Lucia Raicevich als Ines , Dionigi D’Ostuni als Ruiz, Antonio Casagrande als Un vecchio zingaro und Eugenio Masino als Un messo ergänzen das hervorragende Ensemble.

Keine weiteren Aufführungen in dieser Saison.

24.09.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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